Verzehrende Leidenschaft
Wange.
»Nay, obwohl ich wohl zur Buße auf Knien zu dieser Kirche rutschen sollte«, erwiderte sie.
»An deiner Stelle würde ich warten, bis wir die Felsen hinter uns haben.«
Moira ignorierte seine Respektlosigkeit. »Wenn es eine Kirche gibt, wohnt dort wahrscheinlich auch ein Priester. Nicht jede Kirche ist so schlecht versorgt wie die in Craigmoordun. Hätte es dort einen Geistlichen gegeben, wären wir vermutlich nicht lange genug am Leben geblieben, um zu fliehen. Priester fällen meist rasch ihr Urteil über diejenigen, von denen sie glauben, sie seien mit dem Teufel im Bunde.«
»Dort drunten wird uns niemand der Hexerei bezichtigen.«
»Du bist erstaunlich zuversichtlich. Aber du hattest auch in Craigmoordun das Gefühl, dass uns nichts passieren würde.«
»Und so wäre es auch gekommen, wenn ich besser aufgepasst hätte. Ich fürchte, ich habe zu wenig nachgedacht, als ich erkannte, dass das Kind in Gefahr schwebte. Ich hätte nicht so gefährlich offenkundig handeln sollen.«
»Ich wollte dich nicht tadeln. Du hast getan, was du tun musstest. Aber nach Craigmoordun habe ich einfach Angst, in ein weiteres Dorf zu gehen.« Sie lächelte verlegen. »Doch die Aussicht auf ein Bett und ein heißes Bad ist sehr verlockend. Sie hat mich dazu angetrieben, mich über diese verfluchten Hügel zu schleppen. Ich habe nur gerade einen schwachen Moment.«
»Ich kann dich verstehen.« Er nahm ihre Hand und drückte einen sanften Kuss auf die Innenfläche. »Doch jetzt solltest du dir einprägen, dass du eine de Mornay bist, Moira de Mornay, die Frau von Tomas de Mornay.«
»Ich hoffe, man stellt uns nicht zu viele Fragen. Ich war im Lügen nie besonders gut.«
»Sie kennen mich dort, sie werden uns schon in Ruhe lassen. Die meisten Leute in diesen winzigen Dörfern interessieren sich nicht für die Vergangenheit eines Reisenden, sondern dafür, was er auf seinen Reisen gesehen und gehört hat. Wir werden ihre Neugier einfach mit Geschichten über die Welt außerhalb von Dalnasith stillen.«
»Ich bin mir sicher, dass du dich ausgezeichnet darauf verstehst, Geschichten zu erzählen«, murmelte sie, als er sie den Hügel hinabführte.
»Ich genieße den Ruf einer gewissen Zungenfertigkeit.«
»Aye, deine Zunge ist flink, aalglatt und süß.«
»Aha, du findest mich also süß?« Er lachte über ihren tadelnden Blick. »Es ist nicht schlecht, wenn man Ärger mit Reden zerstreuen kann; dann nehmen weniger Leute Schaden. Pass auf, Liebes, der Weg wird steil und felsig.«
Moira stellte kaum einen Unterschied fest, sagte aber nichts. Sie konzentrierte sich darauf, beim Abstieg nicht ins Rutschen zu kommen. Am Rand des Dorfes hielten drei Männer Wache, wirkten jedoch nicht so, als würden sie ihnen in irgendeiner Weise entgegenkommen wollen, weder um ihnen zu helfen noch um sie aufzuhalten. Moira fragte sich, ob Tavig wohl auf der Hügelkuppe haltgemacht hatte, wo man sie vom Dorf aus gut sehen konnte, um den Wachen zu verstehen zu geben, dass sich nur ein Mann und eine Frau näherten. Als die Männer darüber lachten, wie unbeholfen sie und Tavig die letzten paar Meter des steilen Wegs hinter sich brachten, wusste sie, dass sie hier nicht als Bedrohung gesehen wurden.
»Ich dachte mir schon, dass du es bist, Tomas«, meinte einer der drei, ein stämmiger Kerl, und schüttelte Tavig die Hand. »Und wer ist das Mädchen?«
Moira errötete ein wenig, als die drei Wächter sie fragend anstarrten. Sie stupste Tavig mit dem Ellbogen, damit er ihnen antwortete. Sie selbst hatte Angst, den Mund aufzumachen, weil sie befürchtete, sie würde Tavig nicht bei dem Namen nennen, unter dem er hier bekannt war; denn sie war wirklich eine schlechte Lügnerin.
Tavig legte den Arm um ihre Schultern und zog sie näher zu sich heran. »Das ist meine Frau, Moira. Moira, dieser Bursche hier heißt Robert.«
»Du bist verheiratet?« Robert lachte laut auf, klatschte sich aufs Knie und schüttelte den Kopf. »Über diese Nachricht werden sich nicht alle freuen.«
»Was soll das denn heißen?«, fragte Moira Tavig leise.
»Er scherzt nur, Liebes.« Tavig tätschelte Robert den Arm. »Er hat nur nicht damit gerechnet, dass ein Schlingel wie ich je in den Hafen der Ehe einläuft.«
Tavig sah seinen Freund eindringlich an. Moira konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er ihm stumm befahl, den Mund zu halten. Robert bedachte sie mit einem nervösen Blick unter seinen dichten grauen Brauen. Offenbar gab es ein Geheimnis
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