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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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zwischen den Männern, Tavig wollte ihr etwas verheimlichen.
    Moira lächelte und beschloss, so zu tun, als habe sie nichts bemerkt. Ihres Wissens nach war Tavig bislang ehrlich zu ihr gewesen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er ihr nun ein richtig großes, bedeutendes Geheimnis vorenthielt. Sie hätte zwar zu gern gewusst, um was es sich handelte, doch sie zügelte sich. Es lag an Tavig, ihr zu erklären, was er im Moment vor ihr zu verheimlichen suchte. Sie hoffte nur, er würde es möglichst bald tun, um ihr die Anspannung zu nehmen und ihr eine unangenehme Überraschung ersparen.
    »Na ja«, meinte Robert gedehnt und räusperte sich. Er lächelte Moira an, seine Zähne schimmerten weiß durch seinen dichten schwarzgrauen, struppigen Bart. »Du hast ein hübsches Mädchen gefunden, Tomas.«
    »Danke«, sagte Moira leise, und auch Tavig bedankte sich für das Kompliment.
    »Meine Frau Mary freut sich immer über Besuch«, fuhr Robert fort. »Dann kann sie ein paar Nachrichten aus der Ferne erfahren, die Frauen immer gerne hören. Geht schon mal rüber in mein Haus. Ich beende meine Wache bei Sonnenuntergang, dann können wir einen Becher Ale trinken.«
    »Du bist ein guter Mann, Robert. Ich danke dir«, sagte Tavig, nahm Moira bei der Hand und führte sie zu der Straße, die quer durch die Ortschaft ging. »Ich werde mich bemühen, dir ein bisschen Ale übrig zu lassen«, rief er über die Schulter und grinste, als Robert lachte.
    »Bist du dir sicher, dass er es sich leisten kann, so gastfreundlich zu sein?«, fragte Moira. »Seiner Kleidung nach zu urteilen, ist er ziemlich arm.«
    »Aye, er ist zwar nicht so arm wie einige andere, aber er ist wirklich nicht sehr wohlhabend, genau wie die meisten, die ihr ganzes Leben in diesen winzigen Dörfern verbringen.« Er lächelte schief über ihren besorgten Gesichtsausdruck. »Stört dich das?«
    »Wenn er arm ist, ist es nicht gerade nett, ihn um ein Essen und ein Bett zu bitten. Womöglich bleibt dann wenig für ihn übrig, aber die Höflichkeit erfordert es, dass er uns alles anbietet, was er hat.«
    »Er hat genug, um uns zum Essen einzuladen und uns ein Bett für die Nacht zu geben.« Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Und er wird anständig belohnt werden für die Güte, die er mir im Lauf der Jahre erwiesen hat. Wenn meine Probleme gelöst sind, werde ich dafür sorgen, dass sich Roberts Lage um einiges verbessert.« Er beobachtete sie genau und lächelte wieder, als sie nichts sagte. »Was ist los mit dir? Du erinnerst mich nicht an meinen bevorstehenden Untergang?«
    »Ich sehe keine Veranlassung, mich ständig zu wiederholen«, erwiderte Moira.
    Sie wusste nur zu gut, warum sie aufgehört hatte, immer wieder den Strick zu erwähnen, der Tavig erwartete. Und sie war sich sicher, dass auch er den Grund dafür kannte. Der Gedanke, dass er womöglich am Galgen enden würde, hatte sie von Anfang an beunruhigt, doch jetzt wurde ihr richtig schlecht, wenn sie daran dachte; ihr Magen verkrampfte sich, und ihr Herz schlug wie wild vor Angst. Da ihre Gefühle für Tavig mittlerweile so tief gingen, gab sie sich die größte Mühe, seinen zuversichtlichen Blick auf die Zukunft zu teilen. Doch es fiel ihr schwer. Seit dem Tod ihrer Eltern und nach der langen Zeit unter der brutalen Vormundschaft von Sir Bearnard steckte nicht mehr viel Zuversicht in ihr.
    Tavig blieb vor einem ordentlichen, reetgedeckten Häuschen stehen. Eine korpulente Frau mit ergrauendem Haar und funkelnden braunen Augen begrüßte ihn fröhlich. Als Tavig Moira als seine Gemahlin vorstellte, erwiderte sie schüchtern Marys herzlichen Gruß. Sie war geplagt von Gewissensbissen, weil sie der Frau Lügen auftischten, die sie so herzlich in ihr Heim einlud und ihnen bald darauf stolz ihre fünf Kinder vorstellte. Die Freundlichkeit auf diese Weise zu vergelten, erschien Moira nicht richtig. So überließ sie Tavig das Reden, denn sie wusste, sie würde es niemals schaffen, so aalglatt zu lügen wie er.
    Als Mary ihnen Ale, Brot und Käse vorsetzte, fragte sich Moira kurz, ob es nicht angebracht wäre, sich wegen dieses Talents von Tavig ernsthafte Sorgen zu machen. Gerade gab er ein langes Lügenmärchen über ihre Bekanntschaft und die Hochzeit zum Besten, und es ging ihm mit größter Leichtigkeit über die Lippen. Doch trotz seines offenkundigen Geschicks nahm ihm Moira alles ab, was er ihr erzählte. Sie hoffte nur, dass sie sich nicht von ihrem Herzen und den gefährlichen Umständen

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