Verzeih mir, mein Herz!
Aphrodite nicht mehr als begehrenswertes Weib, sondern nur noch als Gefahr. Hatte das Mädchen ihre Zusammenkunft geplant? Das würde natürlich voraussetzen, dass sie gewusst hatte, dass Lady Saunders seine Mätresse gewesen war und nicht die ihres Cousins.
Daniel Radcliff litt mit seinem Freund. Die süße Elizabeth gegen die intrigante Susan eintauschen zu müssen, war wirklich eine zu hohe Strafe für seinen dummen Fehler. Melanie fügte sich genau wie ihre kleine Schwester in die Anordnung bei Tisch, nicht in das Gespräch einzufallen, und Elizabeth war viel zu ängstlich, dass ihr Fauxpas ans Licht kam, als dass sie sich getraut hätte, von ihrem Teller aufzusehen. Die ganze Situation war unhaltbar! Wenn sie Jordan nur dazu bringen könnte, in die Auflösung einzuwilligen, ohne dass sie ihm von ihrem Ruin berichten musste! Wie fürchterlich würde es sein, Ekel und Ablehnung in seinem schönen Gesicht entdecken zu müssen.
Lady Chadwick war sehr zufrieden mit ihrer Tochter, schien sie doch mehr und mehr die Aufmerksamkeit des Marquess zu erregen. An diesem Abend zum Beispiel schaffte er es kaum, sie nicht anzusehen. Keinen Blick hatte er an seine Verlobte verschwendet, nicht einmal ein Wort!
Elizabeth zog sich mit Kopfschmerzen zurück und Jordan ergab sich nur der Gesellschaft der übrig gebliebenen Damen, weil er Elizabeth versprochen hatte, die Hausherrin um den Gefallen zu bitten, Miss Melanie an dem Ball am nächsten Abend teilnehmen zu lassen. Und so war es schon recht spät, als Jordan und sein zerknirscht wirkender Freund die Tür zur Bibliothek hinter sich schlossen und sich von der Bar des Hausherrn bedienten. Sie prosteten sich stumm zu und starrten eine Weile in das langsam verlöschende Feuer, bevor Daniel seine Gedanken in Worte fasste: „Das ist ein ganz schönes Dilemma, in dem du da steckst, alter Freund!”
Jordan schnaubte bei der Untertreibung und leerte sein Glas mit einem Zug.
„Der einzige Lichtblick ist, dass Beth dich auch nicht will. Stell dir mal vor, du würdest sie sitzen lassen, um ihre Cousine zu heiraten, und sie empfände etwas für dich!”
Jordans wütender Blick verschwand hinter dem Brandyglas, das Daniel nun ebenfalls in einem Zug leerte.
„Ich bin mir sicher, du wüsstest sie zu trösten!”, grummelte Jordan und seufzte dann herzzerreißend auf, wobei er sich mit einer Hand über das Gesicht rieb. Was für ein schrecklicher Schlamassel! „Das kommt gar nicht infrage! Ich weiß, du bist ihr Cousin und du solltest ihren Ruf schützen und so, aber das tue ich nicht! Ich werde Susan unter keinen Umständen heiraten. Fordere mich, wenn du musst, aber ich lasse mich lieber von dir erschießen, als dass ich …”
Elizabeth freigebe!
Überrascht hielt er inne. Natürlich wollte er Susan Carmichael auch nicht ehelichen. Sie war einfach inakzeptabel als nächste Duchess of Marlborough, aber Elizabeth zu verlieren, barg einen noch größeren Schrecken als eine Ehe mit Susan. Verwirrt starrte er vor sich hin und überhörte die wiederholte Frage Southamptons, was er zu tun gedachte.
„Jordan? Was ist denn los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen!”
Jordan blinzelte und schob den lähmenden Gedanken von Elizabeths Verlust von sich. Noch war nicht aller Tage Abend, es war noch Zeit, sie für sich zu gewinnen! „Ich muss ins Bett!” Der Marquess sprang auf und fuhr sich durch das langsam nachwachsende Haar. „Du brauchst uns morgen früh nicht zu begleiten!”
Verblüfft sah Daniel seinem Freund hinterher, der wie der Wind aus der Bibliothek eilte, ohne ihm eine gute Nacht zu wünschen oder auch nur in seine Richtung zu sehen.
„Danke für Ihre Hilfe … Jordan, Lady Chadwick hat Melanie heute Morgen mitgeteilt, dass sie an dem Ball heute Abend teilnehmen darf. Sie wird eins meiner alten Kostüme tragen. Es ist nicht mehr ganz en vogue, aber sie muss nur ein paar kleine Details ändern lassen, damit es ihr passt.” Elizabeth strahlte ihren Verlobten an und freute sich über Daniels Abwesenheit, die ihrer trüben Stimmung gleich einen Aufschwung bescherte. Sie war dem vermaledeiten Viscount auch nicht beim Frühstück begegnet und sie hatte nicht von ihm geträumt. Zum ersten Mal, seit diesem verheerenden Ball, hatte sie nicht von der Säulenhalle oder seinen Küssen geträumt, sondern von Jordan. Natürlich waren diese Träume genauso bestürzend wie die anderen, waren sie doch mit demselben Begehren getüncht, aber sie konnte sich zumindest
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