Verzeih mir, mein Herz!
dir ein Kostüm, niemand wird es merken”, schlug Elizabeth zwinkernd vor.
„Wenn sie mich erwischt, macht sie mir die Hölle heiß!”
„Aylesbury? Würde es Ihnen etwas ausmachen, Lady Chadwick um einen Gefallen zu bitten?”
Jordan seufzte ergeben. Seit fast einer Woche hielt er sie jeden Nachmittag für einige Stunden in den Armen und trotzdem brachte sie es nicht über sich, ihn mit seinem Vornamen anzusprechen. Wenn ihre Beziehung in ihrem derzeitigen Tempo voranschritt, wurde er alt und grau, bevor sie ihm erlaubte, sie zu küssen! „Wenn ich dir damit eine Freude machen kann.”
Elizabeths Mundwinkel hoben sich zu einem kleinen Lächeln. „Das würden Sie, danke Ayles … Jordan.”
„Dann bleibt nur noch das Problem, dass ich kein Kostüm habe”, erinnerte Melanie und sah zwischen den beiden hin und her.
„Susan hat sich für den Ball ein neues anfertigen lassen”, gab Beth zu bedenken und maß die kleine Cousine mit Blicken. Melanie war kleiner als Elizabeth, aber größer als Susan, dafür war sie genauso schmal gebaut wie sie selbst, aber in ihrer Weiblichkeit noch nicht voll entwickelt.
Melanie lachte ehrlich erheitert auf. „Die Göttin? Ich sehe mich nicht unbedingt als Göttin, weißt du.”
„Und ich sehe mich weder als Helena noch als Loreley, und dennoch lasse ich mich ständig von dir zu solchem Unsinn überreden!”
„Ich finde, du hast schon etwas von Helena.”
Elizabeth erbleichte und schnappte hörbar nach Luft. Sie brauchte nicht lange zu überlegen, um Melanies Aussage als wahr zu erkennen. Zwar war sie ihrem Gatten nicht mit einem Liebsten davon gelaufen, aber sie hatte ihren langjährigen Verlobten betrogen. Natürlich konnte Melanie das nicht wissen.
„Und Loreley bist du auch nicht ganz unähnlich. Ich will damit nicht sagen, dass du Männer ins Verderben führst, aber du hast schon eine recht beeindruckende Wirkung auf sie. Denk nur an Reverend Alberton, ein Blick auf dich und er war verloren. Tiffany und Giselle haben geschrieben, dass du jeden Tag mindestens ein Dutzend Blumen geschickt bekamst, ganz zu schweigen von dem Ansturm, den Susans Besuchsstunde deinetwegen hatte.”
„Maßlos übertrieben!”, murmelte Elizabeth verlegen, aber Melanie zwinkerte ihr bloß zu.
„Wie du meinst! Aber Susans Kostüm kommt nicht infrage, schon gar nicht, wenn es das ist, von dem sie Miss Bainbridge erzählt hat! Rosa steht mir gar nicht und es wäre für mich wohl auch etwas zu freizügig. Nun, es wäre sogar für dich indiskutabel!”
Elizabeth riss die Augen auf. „Ich sprach von ihrem Meeresgöttinnen-Kostüm! Natürlich kannst du nicht diese grässliche Kreation von Madame Le…”, entsetzt brach Elizabeth ab. Sie hatte sich verraten, sie konnte es spüren. Die Spannung, die plötzlich im Raum lag, war unerträglich und drückte ihr schier die Luft ab. Fieberhaft suchte sie nach einer glaubwürdigen Erklärung, die jeden Verdacht zerstreute, und fand nichts.
„Dann hat sie es also tatsächlich getragen? Tante Gabriella muss von Sinnen gewesen sein. Wenn sie jemand darin erkannt hätte, wäre ihr guter Ruf dahin, und dabei wünscht sich hier ein jeder, dass Susan endlich ihren Herzog, Marquess oder am besten noch einen ausländischen Prinzen findet und Chadwick auf Nimmerwiedersehen den Rücken zukehrt.”
Elizabeth war knallrot im Gesicht. Nicht wegen der schamlosen Herabsetzung der Cousine, wusste sie doch, dass Melanie tatsächlich nur die Gefühle eines jeden Bewohners Chadwick wiedergab, sondern von ihrer folgerichtigen Feststellung, dass das Aphrodite-Kostüm sogar für sie indiskutabel wäre und ihren guten Ruf zu Recht vernichten würde, sollte je jemand davon erfahren, dass sie es getragen hatte.
„Natürlich hat sie nicht”, stammelte sie und zog die Schultern hoch. „So ein Unsinn. Ihr Kostüm war … über jeden Zweifel erhaben!”
Das Dinner an diesem Abend verlief in überaus bedrückender Atmosphäre. Die beiden Hausgäste brachten es kaum über sich, an der Tischkonversation teilzunehmen, und so blieb die Unterhaltung größtenteils an Lady Chadwick und ihrer vor Esprit sprühenden Tochter hängen.
Jordan fühlte sich von dem Mädchen mehr und mehr bedroht, sprach er ihrem besitzergreifenden Verhalten ihm gegenüber doch zu, dass sie sehr wohl wusste, dass sie sich ihm hingegeben hatte. Obwohl sie sich bemüht freundlich gab und so lieblich wie ihr möglich erschien, sah Jordan in ihr nicht mehr ein übereifriges, junges Mädchen und
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