Verzeih mir, mein Herz!
kann.”
„Sie haben sie gehört, sie findet es amüsant, einen Abend jemand anderes zu sein.”
„Eine Göttin zum Beispiel?”
Elizabeth starrte angespannt auf die nervös zuckenden Ohren ihres Reittiers und bemühte sich krampfhaft, die Contenance zu wahren. „Oder eine Königin oder Fee … sie ist auf dem Gebiet sehr fantasievoll.”
Irritiert runzelte Jordan die Stirn. Wich Elizabeth ihm aus? „Und was war sie auf dem Charlton House Ball?”
Seine direkte Frage ließ sie zusammenzucken. „Auf dem Charlton House Ball? Was für eine seltsame Frage! Möchten Sie nicht eher wissen, was sie heute Abend sein wird?”
„Würdest du es mir denn verraten?”
„Wenn ich es wüsste, dann ja … sie sagte, es sei eine Überraschung.”
Eine Überraschung war Susans Kleid in der Tat, allerdings keine gute. Lord Chadwick lief puterrot an, als er seine Tochter in ihrem rosa Kostüm sah, und hätte sie sicherlich umgehend auf ihr Zimmer geschickt, hätte sie ihren Auftritt nicht so terminiert, dass bereits die ersten Gäste eingetroffen waren, bevor ihr Vater sich von seinem Entsetzen erholt hatte. Und vor diesen wollte er sie nicht zurechtweisen. Lady Chadwick war weniger aufgeregt über die Freizügigkeit von Susans Kostüm, eher noch über die Reaktion ihres Gatten, die nichts Gutes für sie verhieß, und während Melanie die Cousine interessiert musterte, war Elizabeth einer Ohnmacht nahe.
Nur Susans herausfordernder Blick verhalf ihr dazu, auf den Beinen zu bleiben und sich nicht auf die Hexe zu werfen, die eine recht gewagte Kopie desselben Kleides trug, das Elizabeth auf ihrem letzten Maskenball getragen und noch am selben Abend im Kamin ihres Schlafzimmers verbrannt hatte. Sollte Susans Kleiderwahl darauf abgezielt haben, der Mittelpunkt des Abends zu werden, so war sie erfolgreich.
Kaum ließen die Gäste die zu ihrer Begrüßung bereitstehenden Carmichaels hinter sich, strebten sie zu den bereits anwesenden Gästen, um sich über Miss Carmichaels Robe den Mund zu zerreißen. Und wenn ihr Ziel gewesen war, dem vermeintlichen Geliebten ihrer verhassten Cousine, Daniel Radcliff, eine Reaktion zu entlocken, so begann der Abend für sie hervorragend. Daniel und Jordan schlenderten gemächlich zum Eingang des Ballsaals, als die offizielle Begrüßung sich dem Ende näherte, und starrten mit offensichtlichem Entsetzen auf Aphrodite. Nach einem unbehaglichen Blick zueinander zog Jordan Elizabeth aus der Reihe ihrer Verwandten und entschuldigte sie bei ihrem Onkel, der aschfahl unter dem grimmigen Gesicht des Marquess wurde.
Susan hatte allerdings nicht vor, die Cousine so schnell aus ihrem Würgegriff zu entlassen, und hängte sich unaufgefordert an Daniels Arm. Ihn unter halb gesenkten Lidern beobachtend zwitscherte sie für alle gut vernehmbar: „Gefällt dir das Kleid, Daniel?”
Daniel erbleichte. Ein zugegeben aberwitziger Gedanke zuckte durch sein benebeltes Hirn: Was, wenn sie ihn für ihren Liebhaber hielt? Zwar hatte sie ihn in den letzten Wochen nicht mit besonderer Zuwendung bedacht, aber ihre Flirtversuche mit Jordan könnten auch ein Versuch gewesen sein, ihn eifersüchtig zu machen. Vielleicht hatte sie sich nach ihrer kopflosen Flucht vor Jordan über ihn erkundigt, und die Freunde waren zu allem Überfluss auch noch in ähnlicher Kostümierung aufgetreten! Er stöhnte leise und drehte sich Hilfe suchend nach seinem Jordan um. Dies hier war definitiv sein Problem! Aber anstatt Jordan kam ihm Elizabeth zur Hilfe.
„Es ist geschmacklos, Susan! Es ist eine Sache, in einem solchen Aufzug an einem anonymen Maskenball teilzunehmen, aber so seine eigenen Gäste zu begrüßen? Du hast den Bogen überspannt!”
Susan kniff die Augen zusammen, Hass verzog ihre lieblichen Züge, als sie Beth ankeifte, sich um ihre eigenen Belange zu kümmern. „Komm von deinem hohen Ross, Betty, du Unschuld, du!”
Lord Chadwick unterbrach Susans Tirade, unter der Elizabeth bereits bedenklich schwankte, rechnete sie doch damit, jeden Augenblick enttarnt zu werden. Sollte sie auch nur andeuten, Elizabeth hätte das Kostüm bei dem letzten Maskenball getragen, wurde ihr Geheimnis offenbart. Denn aus Jordans Überraschung und Daniels Entsetzen meinte sie problemlos herauslesen zu können, dass sie Susans Hinweis verstanden. Deswegen hatte Jordan sie wohl auch nach Susans Ballrobe vom Charlton House Ball gefragt. Sie ahnten etwas. Und diese Ahnung hatte sich heute Abend manifestiert.
„Halt deinen Mund!”
Susan,
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