Verzeih mir, mein Herz!
einreden, dass ihre Fantasien natürlich waren und nicht ihrem wollüstigen Wesen entsprangen. Jordan war ihr Verlobter, und wenn sie nie nach London gefahren wäre, wären diese Träume nur ein Ausdruck ihres Wunsches, sich bald mit ihm zu vermählen.
Jordan lächelte leicht und hielt mühelos mit ihr Schritt. Solange sie sich auf dem breiten Reitweg befanden, konnten sie nebeneinander reiten und sich unterhalten. „Es ist auch in meinem Sinne, enthebt eine weitere potenzielle Tanzpartnerin mich davon, Miss Susan zu viel Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Darf ich mich erkundigen, welches Kostüm Sie gewählt haben?”
Beth verzog leicht das Gesicht und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. „Wenn man jedem verrät, was man tragen wird, ist eine Kostümierung sinnlos.”
„Du sollst es ja nicht jedem verraten. Nun gut, ich bin zuversichtlich, dass ich auch so herausfinde, welche der jungen Damen du sein wirst.”
Seine Begleitung runzelte die Stirn und sah vorsichtig zu ihm herüber. „Und wie wollen Sie das herausfinden?”
„Da gibt es einige Kriterien, die den Kreis der Verdächtigen begrenzen werden. Deine Größe zum Beispiel. Du reichst mir knapp bis zur Nase, damit bist du größer als die meisten anderen Mädchen. Dein Haar, wenn du keine Perücke tragen wirst, was offengestanden eine Schande wäre, wird ein weiterer Anhaltspunkt sein, strahlt es doch bei Kerzenschein in einem verrückten Goldton. Dein Körper wird dich auf jeden Fall verraten. Selbst wenn du Madame Pompadour wärst, würde dich dein Leib verraten, wenn ich ihn in den Armen halte.”
Schockiert presste sie die Lippen aufeinander und entlockte Jordan ein heiseres Lachen.
„Ich frage mich wirklich, ob es schicklich ist, jede junge Dame auf dem Ball in die Arme zu reißen!”, knirschte Elizabeth säuerlich und trieb ihre Stute zu einem scharfen Galopp an. Jordans Lachen schallte hinter ihr her und trieb ihr die Röte in die Wangen. Hatte sie sich nun eifersüchtig angehört? Sie wollte nicht eifersüchtig klingen! Sie wollte ihn doch loswerden! Sie musste ihn loswerden, selbst wenn sie es schmerzlich vermissen würde, wenn er sie nicht mehr in die Arme nahm. Elizabeth stoppte ihre Flucht, als sie das kleine Dorf erreichten, und trabte durch die schmalen Straßen. Jordan schloss zu ihr auf und hielt seinen Hengst dicht neben ihrer kleinen Stute.
„Ich werde weder dich noch mich bloßstellen, indem ich jedes Mädchen in meine Arme ziehe. Zumindest nicht außerhalb der Tanzfläche.”
„Sie haben noch nie mit mir getanzt, wie wollen Sie dann wissen, ob ich es bin?”
„Nach über einer Woche Model stehen, denke ich, dass ich dich durchaus auch in stockdunkler Finsternis am Schwung deiner Hüften erkennen würde!”, grinste er und erntete dafür einen finsteren Blick seiner Verlobten. Er liebte es, wenn sie ihn so ansah! Natürlich war ihm das Strahlen von vorher tausendmal lieber, aber ihre krause Stirn, die aufgewühlten Augen und ihr süßer kleiner Mund, der sich zu einem Schmollmund spitzte, waren einfach zu verführerisch!
„Es ist unfein, so etwas zu erwähnen!”
„Deine Hüften? Das war noch das Unverfänglichste von dem, was mir einfiel!”
„Lord Aylesbury!”, wies sie ihn zurecht und verbat sich weitere Anspielungen auf ihre Anatomie.
Jordan ließ es schmunzelnd auf sich beruhen, wollte er sie doch nicht ernsthaft gegen sich aufbringen. Sie ritten durch das Waldstück, das das kleine Dorf von dem gleichnamigen Herrenhaus trennte, und Jordan zögerte den Moment hinaus, den er fürchtete. Er hatte sich in der vergangenen schlaflosen Nacht vorgenommen, Susans Geheimnis auf die Spur zu kommen, und war sich sicher, dass Elizabeth zumindest etwas ahnte. Trotzdem scheute er sich, das Thema anzuschneiden. Solange es nur eine Vermutung war, konnte er es von sich weisen. Solange er nicht definitiv wusste, dass er Susan Carmichael verführt hatte, brauchte er sich nicht damit auseinanderzusetzen. Aber wenn Elizabeth ihm die Bestätigung lieferte, und er hoffte inständig, dass sie es nicht tat, musste er sich mit seinem Gewissen beschäftigen. In was für eine unmögliche Situation hatte er sich da nur gebracht?
„Es hat sich gestern so angehört, als würdest du Maskenbälle nicht sonderlich schätzen.”
Elizabeth erschauerte sichtlich und umfasste die Zügel fester, wodurch die Stute unruhig tänzelte. „Tatsächlich?”
„Ganz im Gegenteil zu Miss Susan, die das heutige Fest kaum erwarten
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