Verzeih mir, mein Herz!
ihn nicht einmal für seine Unverschämtheit fordern konnte! Hatte sie sich für ihn so schön gemacht? Jordan biss die Zähne aufeinander. „Das kann nicht dein ernst sein, Melanie! War das deine Idee?”
„Was meinst du?”
„Ihre Knie, Melanie! Mein Gott, konnten sie nicht etwas angezogener sein?”
Melanie blinzelte irritiert.
„Aber sie sind doch angezogen. Sie tragen originalgetreue Togen. Ich finde sie recht ansehnlich. Mylords, ich habe mir Folgendes überlegt …” Melanie erklärte den immer noch an der Tür weilenden Herren, wie sie sich die Szenerie vorstellte und diskutierte mit Daniel über die Platzierungen. Endlich waren sich die beiden einig und Elizabeth war entnervt. Von ihrer recht angenehmen Sitzposition, in dem zum Thron umfunktionierten Stuhl, wurde sie in Jordans Arme komplimentiert.
„Es soll doch schon offensichtlich sein, dass Helena und Paris verrückt nacheinander sind, und wenn Helena neben ihrem Gatten auf dem Stuhl sitzt, wird es schwierig, das darzustellen, oder?”
Melanie zog eine Schnute und betrachtete ihre Darsteller.
„Sie haben recht, Lord Daniel. Wenn Hector allerdings zwischen Menelaus und dem Paar steht, könnten die beiden ihre Gefühle offen zeigen. Menelaus repräsentiert schließlich nicht nur den betrogenen Ehemann, Hector ist der Schutzschild Trojas und stellt sich schützend vor das verliebte Paar. Helena und Paris sollten zeigen, dass sie bereit sind, nicht nur Menelaus zu hintergehen, sondern auch ein Königreich in Gefahr zu bringen.”
Elizabeth seufzte leise. Wie zeigte man, dass einem Konventionen und Gefahren völlig gleich waren? Melanie forderte Jordan auf, Elizabeth in den Arm zu nehmen, was diese protestieren ließ: „Mein Mann sitzt dort, dann sinke ich doch keinem anderen in die Arme!”
„Menelaus ist sich deiner sicher, du gehörst ihm! Er kommt nicht auf die Idee, dass Paris eine Gefahr für seinen Anspruch auf dich ist und du siehst nur noch Paris.”
Widerwillig ließ Beth sich von Melanie in Jordans Arme betten. Ihre Hände ruhten auf seiner Brust, als wolle sie ihn von sich stoßen, Jordans Arm stützte ihren Rücken und er beugte sich leicht über sie, so dass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter trennten. Fast so, als wolle er sie küssen. Seine freie Hand hielt ihr Kinn, so dass sie zu ihm aufsah. Nervös schluckte sie. Die Hitze seines Körpers versenkte ihre Haut und die Schicht Leinen zwischen ihnen schien zu schmelzen. Sie konnte unmöglich lange in dieser Position verharren!
Sie sollte recht behalten. Die Sitzungen der nächsten Tage waren von andauernden Unterbrechungen gespickt. Zum Teil, weil entweder Elizabeth, oder auch mal Jordan, einen Krampf hatten, aber auch, weil Elizabeth Jordans Nähe nicht mehr aushielt.
Für Jordan waren die Nachmittage auch nicht das reinste Zuckerschlecken, zwar genoss er, seiner Verlobten so nahezukommen, aber genau darin lag auch das Problem. Die Nähe, gepaart mit ihrer dürftigen Kleidung, ließen ihn nicht selten mit seiner Zurückhaltung kämpfen.
„Wie lange wirst du noch brauchen?”
„Jeden Tag dieselbe Frage.”
„Das ist wirklich unbequem, Melanie!”, beschwerte sich Elizabeth und presste die Lippen zusammen.
Daniel lachte und schlug seinem Freund tröstend auf die Schulter. „Miss Barkley versteht es, liebeshungrigen Gentlemen in ihre Schranken zu weisen, nicht wahr?”
„Bis zum Ball werden wir wohl fertig sein”, versicherte Melanie, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. „Ihr könnt jetzt gehen, ich brauche hier noch ein bisschen. Holst du mich zum Dinner ab?”
„Willst du dich nicht umziehen?”, fragte Elizabeth irritiert und setzte warnend hinzu: „Lady Chadwick wird sicher nicht erfreut sein, wenn du mit deinem Nachmittagskleid, das auch noch voller Farbkleckse ist, zum Essen erscheinst!”
Melanie sah mit einem kleinen Lächeln auf. „Du hast recht, wie immer.”
„Bleib noch, ich schicke dir Molly und komme selbst rüber, um dir beim Zurechtmachen zu helfen. Dann hast du hier noch etwas Zeit.”
„Werden Sie am Ball auch teilnehmen, Miss Melanie?”
Melanie lachte erheitert über Daniels Frage auf. „Nein, ich bin erst sechzehn.”
„Meine Eltern haben meinen Schwestern erlaubt, mit sechzehn an kleineren Veranstaltungen teilzunehmen. Vielleicht können wir Ihren Onkel davon überzeugen, Sie teilnehmen zu lassen?”
„Da müssten wir schon Lady Chadwick überzeugen.”
„Es ist ein Maskenball, Melanie, wenn du teilnehmen willst, besorg
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