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Verzeih mir, mein Herz!

Verzeih mir, mein Herz!

Titel: Verzeih mir, mein Herz! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Collins
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die sie direkt nach Hause führen würde. Sie sah nicht, wohin sie ihre Füße setzte, denn ihre Sicht war durch Tränen getrübt. Sie spürte kaum den leichten Herbstwind auf ihrem erhitzten Gesicht, kühlte er doch gerade genug, um sie nicht frösteln zu lassen. Sie ließ das Ende ihres Schals auf dem Boden schleifen, all ihre Gedanken waren mit etwas anderem beschäftigt. Mit Jordan. Wieder einmal. Verwünschter Blödmann! Eine Träne löste sich aus den Meeren in ihren Augen und sie wischte sie resolut mit dem Handrücken von der Wange. Sie würde nicht weinen. Sie hatte genug geweint. Wegen der Sache, wegen Jordan, weil ihr plötzlich bewusst geworden war, welches Ausmaß ihr Dilemma hatte. Und dann kam Jordan und glaubte wirklich, alles wäre gut, nur weil er sie ruiniert hatte und nicht Southampton! Sie blieb mit einem Ruck stehen. Sie hatte seine Worte vernommen und auch ansatzweise erfasst, was sie bedeuteten, aber gerade in diesem Moment wurde es ihr so richtig klar. Sie schlug die Hand vor den Mund und erstickte damit ein herzzerreißendes Stöhnen. Southampton! Sie hatte sich ihm gegenüber abscheulich verhalten! Wie sollte sie ihm jemals wieder unter die Augen kommen, ohne vor Scham ... Sie blinzelte den Gedanken fort. Darum brauchte sie sich nun wirklich keine Gedanken mehr zu machen. Sie war eine gefallene Frau. Die feine Gesellschaft würde sie schneiden, kam erst einmal das volle Ausmaß ihrer Schandtaten ans Licht. Sehr unwahrscheinlich also, dass sie Southampton jemals wieder begegnen würde. Sie atmete erleichtert auf und setzte sich wieder in Bewegung. Sie würde sich bei ihm entschuldigen müssen. Vielleicht auch besser nicht! Sie stöhnte und lehnte sich gegen das gusseiserne Gatter, das das Herrenhaus ihrer Ahnen umzäunte. Sie würde sich entschuldigen! Immerhin waren sie über Ecken miteinander verwandt. Sie würde ihm einen Brief schicken. Kein Dankesschreiben, sondern eine Bitte um Vergebung. Sie nickte müde und schloss kurz die brennenden Augen. Als wäre Southampton mehr als nur ein hohler Versuch, sich von anderen Dingen abzulenken. Sie riss die Augen wieder auf, drohten ihre Tränen sie doch zu übermannen. Blödmann! Warum war es ihr nicht aufgefallen? Sie biss sich verzweifelt auf die Lippe. Was hätte es schon ausgemacht? Blödmann! Gut, dass sie ihn nicht heiraten musste! Sie biss die Zähne zusammen und hielt sich an dem Gedanken fest. Ja, es war sehr gut! Sie ballte die Faust. Hielt sich eine Mätresse, anstatt seine Pflicht zu tun und sie zu heiraten! Blödmann! Bestand auf die Einhaltung der im Verlobungskontrakt stehenden Bedingungen, obwohl er sich nebenbei mit diesem geschmacklosen Frauenzimmer vergnügte. Blöder, blöder Mann! Wagte es, sie anzufassen, obwohl er diese Frau aushielt! Sie schnaufte wütend und schob das Kinn vor. Sie würde diesem Blödmann keine Träne mehr hinterherweinen. Sie straffte die Schultern und legte die letzten Meter nach Barks End in dem eisernen Willen zurück, nicht mehr an ihn zu denken. Sie würde ihm nicht verzeihen, sie würde sich nicht mehr nach ihm sehnen und sie würde keinen einzigen Gedanken mehr an ihn verschwenden. Sie hasste ihn!

Sie riss die Tür auf, bevor ihr neu eingestellter Butler, dessen Namen sie sich einfach nicht merken konnte, sie aufhalten konnte, und warf sie mit all dem Frust, der sich in ihr angestaut hatte, wieder ins Schloss. Der daraus resultierende Knall unterstrich ihre Gemütsverfassung aufs Äußerste und der stürmische Ausdruck ihrer Miene ließ nicht nur die Bediensteten ausweichen.

9. Kapitel
    Milton Kaynes, Kay Castle, Dezember 1815
    Ein unangenehmer Geruch nach menschlichen Ausdünstungen, Erbrochenem und kalter Asche lag in der Luft, als Elizabeth unangekündigt in das im Halbdunkel liegende Schlafzimmer des Duke of Marlborough stürmte und alle Anwesenden links liegen ließ, um direkt zu dem schwer erkrankten Adligen zu kommen. Blass, mit ängstlich aufgerissenen Augen und ohne auf ihre schlammbeschmutzte Reisekleidung zu denken, warf sie sich direkt auf die Bettkante und griff nach der bedenklich leblosen Hand des Erkrankten. Mit sachkundigem Blick schätzte sie seinen derzeitigen Zustand ab und biss sich erleichtert auf die Unterlippe. Als die Mitteilung über die schwere Erkrankung des Dukes auf Barks End eingetroffen war, war sie bereits auf dem Weg nach Chadwick Park gewesen, um die Feiertage mit ihrer Familie zu verbringen. Der Bote hatte sie erst kurz vor Dorchester eingeholt, was ein Umweg

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