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Verzeihen ist immer moeglich

Verzeihen ist immer moeglich

Titel: Verzeihen ist immer moeglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Jakoby
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die Angehörigen ebenfalls in der Phase der Akzeptanz sind.
    »Vor etlichen Jahren begleitete ich eine Frau mit einem unheilbaren Magenkarzinom. Ihr Mann war täglich an ihrer Seite und wollte nicht wahrhaben, dass seine ständig schwächer werdende Frau tatsächlich sterben wird. Er konnte sich nicht vorstellen, sein Leben allein zu meistern. Der Mann packte die sterbende Frau an den Schultern und schrie verzweifelt: ›Du musst kämpfen!‹ Das ging über Tage so, und er ließ sich auch nicht fortschicken. In der Stunde ihres Todes war er bei ihr. Als sie endlich sanft einschlief, nahm er sie in beide Arme und sagte: ›Du kannst mich doch nicht allein lassen.‹ Daraufhin verstarb die Frau.«
    Wir leben in einer Gesellschaft, deren medizinischer Fortschritt suggeriert, dass alles heilbar und reparierbar sei. Wir werden immer älter und das hat dazu geführt, dass wir kollektiv die Augen vor der eigenen Endlichkeit verschlossen haben. Wann immer der Tod in unser Leben kommen mag, ob als Kind, Jugendlicher, Erwachsener oder Greis, ist er nicht zu verhindern, allen schönen Versprechungen zum Trotz.
    Einem Sterbenden Hoffnung zu vermitteln oder Optimismus zu verbreiten ist eine Sache, aber wenn Kämpfen und Aufmunterung keinen Sinn mehr haben, wird das bei den Angehörigen zu einer Form von Selbstbetrug. Wir können dann nicht loslassen oder akzeptieren, dass der Tod keineswegs ein Feind ist, sondern ein ganz natürliches Geschehen unseres Lebens.
    Ein erfülltes Leben bemisst sich nicht an der Anzahl der Jahre. Wir glauben, dass es ungerecht sei vom Schicksal, oder machen Gott verantwortlich, wenn ein dreijähriges Kind sterben muss oder eine achtundzwanzigjährige Frau mit einer unheilbaren Krebserkrankung zwei kleine Kinder und ihren Mann zurücklässt. Wir glauben, dass jemand, der achtzig oder neunzig Jahre alt wird, eher ein erfülltes Leben geführt hat. Es sind unsere falschen Glaubenssätze, die uns das Sterben eines geliebten Menschen nicht akzeptieren lassen. Wir wollen nicht wahrhaben, dass das Leben durch die göttliche Macht über Geburt und Tod bestimmt wird, die außerhalb jeglicher menschlicher Kontrolle liegt.
    Es ist für uns selbst und den Sterbenden wesentlich leichter, wenn wir ihm am Ende signalisieren können, dass er nun gehen darf. Der Sterbende weiß sowieso, ob wir loslassen können oder nicht. Wer seine Gefühle offen zum Ausdruck gebracht hat und die Eigenverantwortung für sein Leben angenommen hat, weiß, dass er sterben wird, und kann seinen Tod annehmen. Viele sind dankbar für die guten und schlechten Zeiten und das Leben, das sie geführt haben. Sie sind mit sich im Reinen.
    Wer mit seinem Sterben konfrontiert wird, versucht, das Negative aufzulösen und schafft so Raum für die Liebe, Dankbarkeit, Versöhnlichkeit und Frieden. Die kleinen und einfachen Dinge unseres Lebens werden wichtig im Bewusstsein der göttlichen Liebe, die sie nun von innen nach außen ergreift. Das ist wahrhaftige geistige Aussöhnung und der Sterbende weiß nun, dass er immer geborgen ist.
    Ein Mann sagte einmal kurz vor seinem Tod, dass er jetzt viel weniger Angst habe, da ihm die Auseinandersetzung mit sich selbst Frieden geschenkt habe. Nun könne er zum ersten Mal sein Leben genießen. So mancher erkennt, dass wir geistige Wesen sind. Sterbende fühlen sich durch ihren Prozess nicht mehr als Opfer ihres Lebens, sondern sehen sich in einem positiveren Licht. Wir alle können von den tiefen Einsichten der Sterbenden für unser Leben lernen.
    Die fünf Dinge, die Sterbende bedauern
    Im Sterben bewegen uns Versäumnisse oder falsche Entscheidungen. Wer Sterbende begleitet und aufmerksam zuhört, stellt eine Übereinstimmung der Aussagen darüber fest, was sie am meisten bedauern. Sterbende sind mit der eigenen Angst und ihrem aufgestauten Ärger konfrontiert und reagieren mit Bedauern darüber, nicht das Leben gelebt zu haben, das sie sich erhofft haben. So mancher empfindet Reue über Entscheidungen, die getroffen wurden oder eben nicht.
    Eine der wohl wichtigsten Einsichten über den Sterbeprozess ist die wahrnehmbare Auflösung des Ego. Wir werden mit der Erkenntnis konfrontiert, dass wir nicht länger durch unsere Wünsche oder Habenwollen blockiert sind. Das ermöglicht einen ganz neuen Blickwinkel auf das Leben. Die Dinge, die Sterbende am meisten bedauern, sind ein allgemeingültiger Kompass für ein gelingendes Leben.
    Sie können uns dabei behilflich sein, näher zu den eigenen Bedürfnissen zu

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