Verzeihen ist immer moeglich
bisher nicht erkannte mediale Fähigkeiten erwecken. Das Gegenwartsgefühl mündet mitunter in eine Art Schwebezustand, der bis zu einer Stunde andauern kann, und das sogar wiederholte Male. Je mehr Vertrauen in die Präsenz eines Verstorbenen gesetzt wird, desto mehr kann die Erfahrung gemacht werden, dass wir Stütze und Halt im Alltag erleben, durch die wir uns begleitet und geborgen fühlen. Menschen erleben oft gerade in schwierigen Situationen direkte Hilfe und Beistand von verstorbenen Bezugspersonen.
Je mehr wir unser Herz für die Liebe öffnen und die Impulse der Innenwelt zu deuten verstehen, desto intensiver kann sich ein jenseitiger Kontakt gestalten. Durch Vertrauen und Akzeptanz der höheren geistigen Kräfte wird so manches möglich, was wir uns bisher nicht einmal vorzustellen vermochten.
Schon vor zehn Jahren waren Nachtodkontakte ein weit verbreitetes Phänomen, aber die Erlebnisse waren eher von kurzer Dauer. Die meisten Botschaften wirkten wie Telegramme. Viele Menschen berichteten von ihren Eindrücken, dass der Verstorbene sich von ihnen verabschieden wollte. Es war die kurze Botschaft, dass es ihm gut geht, dass das Fortleben nach dem Tod Realität ist und sich die Angehörigen keine Sorgen machen sollen, da es ein Wiedersehen in der geistigen Welt gibt. Nachtodkontakte waren von kurzer Dauer und die Kommunikation mit den Verstorbenen erfolgte etwa zwei- bis dreimal. Dann schloss sich der Vorhang zur geistigen Welt wieder.
Die meisten Phänomene ereignen sich im ersten Jahr nach dem Ableben, besonders häufig innerhalb der ersten sieben Tage nach dem Tod. Nachtodkontakte können jedoch auch noch viele Jahre später auftreten, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Ungefähr die Hälfte der Erfahrungen wird im Wachzustand erlebt, die andere Hälfte im Schlaf. Deswegen sind Begegnungen mit Verstorbenen im Traum das am häufigsten erlebte Phänomen.
Evelyn Elsaesser-Valarino bietet in ihrem Aufsatz über Nachtodkontakte einen vortrefflichen Überblick über alle bisherigen wissenschaftlichen Forschungsergebnisse. Diese zeigen in besonderer Weise auf, dass Nachtodkontakte keineswegs eine Reaktion auf die Verzweiflung von Menschen in der Trauer darstellen. 24
Es handelt sich dabei nicht um Trauerhalluzinationen, wie die Nachtodkontakte von vielen Psychotherapeuten immer noch gerne abgetan werden. Die Phänomene gehen eindeutig von einem spezifischen Verstorbenen aus und können weder manipuliert noch erzwungen werden.
Ein noch genauer zu untersuchender Inhalt eines Nachtodkontakts ist die Bitte um Vergebung. Sterbende erhalten durch die Lebensrückschau einen tiefen Überblick über die liebevollen, aber auch negativen Aspekte ihres Lebens. Erkanntes Unrecht führt bei vielen zu dem innigen Wunsch, die Hinterbliebenen um Vergebung zu bitten. Das tritt besonders häufig nach einem Suizid auf.
Manche bedanken sich für alles, was andere für sie während ihres Lebens getan haben. Die Erlebenden erhalten die Vergewisserung, dass wir uns alle dereinst wiedersehen werden und wir auch im Hier und Jetzt unseres Alltags nicht von den Verstorbenen getrennt sind.
In den mitunter wie Telegramme wirkenden Aussagen werden keine Einzelheiten über die andere Daseinsform mitgeteilt. Das wird eher in Visionen und Träumen, als Traum im Traum, erlebt. Die Kraft der Begegnung mit einem Verstorbenen durch die erlebte Nähe und Realität ist ein eindeutiger Indikator für die Echtheit des Phänomens und bewirkt wie in den Nahtoderfahrungen Persönlichkeitsveränderungen. Mitunter werden Nachtodkontakte auch von mehreren Personen gleichzeitig erlebt, insbesondere bei physikalischen Phänomenen.
Bruce Greyson, Professor für Psychiatrie an der Universität Virginia, widerspricht der These vieler seiner Kollegen, dass es sich bei den Nachtodkontakten um Halluzinationen handeln würde. Er begründet das wie folgt:
»Diese Menschen sind völlig normal, abgesehen davon, dass sie verstorbene Bezugspersonen sehen, hören oder von ihnen berührt werden. In diesem Kontext kann man nicht von Halluzinationen sprechen. Aber leider haben wir kein anderes Wort dafür, außer man verwendet den religiösen Begriff Vision oder den paranormalen Ausdruck Erscheinung, aber es gibt keinen wissenschaftlichen Terminus für eine nicht gemeinsam erlebte Wahrnehmung.« 25
24 Serwaty/Nicolay, Begegnung mit Verstorbenen, S. 61–91.
25 Serwaty/Nicolay, Begegnung mit Verstorbenen, S. 79.
2. Kapitel – Die unterschiedlichen Formen der
Weitere Kostenlose Bücher