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Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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raus. Das führte zwar wieder dazu, dass Mama mir Vorhaltungen machte, ich könne nicht einmal auf meinen Hund aufpassen, aber ich hatte mein Zimmer – nein, die ganze Wohnung, inklusive Bad – endlich für mich alleine. Und wenn auch nur eine halbe Stunde.
    Doch Leander blieb ungewöhnlich lange weg. Samt Hund. Allmählich begann sogar ich mir Sorgen zu machen. Denn meine Eltern waren bereits beide oben in der Wohnung und draußen brach die Dämmerung herein. Normalerweise flog Leander in einem unbemerkten Moment mit Mogwai unter dem Arm aufs Dach, lief zu meinem Fenster und wartete darauf, dass ich es öffnete – falls es nicht wie meistens schon offen war.
    Doch wie sollte ich meinen Eltern erklären, dass Mogwai plötzlich wieder in meinem Zimmer war, wenn Leander dieses Ritual jetzt auch praktizierte? Mama war schon drauf und dran, die Polizei zu verständigen, als die Türklingel schrillte. In einer glücklichen Eingebung rannte ich durch den Flur und öffnete. Mogwai saß mit gelangweilter Miene auf dem Fußabstreifer und wedelte halbherzig mit seinem Kringelschwänzchen, hinter ihm tauchte Leander auf, der schnell wie der Wind an mir vorbeisauste, um in meinem Zimmer zu verschwinden. Er hatte sich irgendetwas unter den Arm geklemmt, doch er war zu flink gewesen, als dass ich es hätte erkennen können. Was zum Henker …
    »Da ist er ja!«, rief Mama erstaunt. Sie war mir nachgekommen und starrte über meine Schulter auf den Hund. Mogwai gähnte ausgiebig, bevor er zu seinem Wassernapf trottete und lautstark zu schlabbern begann.
    »Ja. Er saß vor der Tür«, erklärte ich überflüssigerweise.
    »Aber wer hat denn dann geklingelt? Ein Hund kann doch nicht klingeln.«
    »Keine Ahnung«, log ich. »Vielleicht hat jemand von den Lombardis ihn gebracht und hatte keine Zeit, Hallo zu sagen?«
    »Hmmm«, brummelte Mama. »Die könnten auch ein bisschen höflicher sein, diese Lombardis … Bis auf Seppo. Seppo ist ein guter Junge.« Ich biss mir auf die Lippen, um Mama nicht zu widersprechen. Wir konnten alle weder ohne noch mit den Lombardis. Wir brauchten sie, um ab und zu eine vernünftige Mahlzeit zu bekommen und standesgemäß Silvester feiern zu können. Aber Mama Lombardi war überzeugt, dass Papas Leichenwagen ihr das Geschäft verdarb, und meine Mutter bezeichnete den Knoblauchgeruch, der ab und zu in Schwaden zu uns herüberwehte, als eine »Zumutung«.
    Doch sie kam nicht dazu, weiter über die Lombardis zu schimpfen. Ein Geräusch lenkte uns ab. Es kam aus meinem Zimmer und hörte sich an wie ein – ein Gitarrenakkord? Aufmerksam spitzte Mama die Ohren.
    »Was war das?«
    »Ich – äh – ich hab da was aus dem Internet heruntergeladen und jetzt ist es wohl fertig. Moment … bin gleich wieder da …«
    Ich hastete in mein Zimmer, knallte die Tür zu und stürzte mich im gleichen Moment auf Leander, der mit einer Gitarre zwischen den Knien auf dem Bett saß. Vor ihm lag Herrn Rübsams Mundorgel.
    »Hat es dir ins Hirn geregnet?«, zischelte ich und wollte ihm schon die Gitarre aus der Hand reißen, als mir die Bänder auffielen, die an ihrem Hals hingen. In Regenbogenfarben. Vom Bauch der Gitarre leuchtete mir zudem ein dickes Yin-Yang-Zeichen entgegen, das in grellroter Farbe und sehr stümperhaft auf das Holz gemalt worden war. Es gab nur einen Menschen in Ludwigshafen, der eine solche Gitarre besaß. Oma Anni.
    Leander drückte sie besitzergreifend an sich.
    »Meine«, sagte er knapp.
    »Nicht deine! Das ist die von Oma!«, flüsterte ich, denn Mama stand mit Sicherheit an der Tür und lauerte. »Du hast Oma beklaut!«
    »Hab ich nicht. Ich hab sie mir nur ausgeliehen.«
    »Aber Anni weiß das doch nicht! Sie – oh Mann, Leander!« Wieder versuchte ich, ihm die Gitarre zu entziehen, aber er hielt sie so fest, dass meine Hände abrutschten.
    »Finger weg, Luzie. Sie hat sie mir freiwillig überlassen. Sie hat sogar mit mir gesprochen.« Leander grinste breit. »Sie hat die Gitarre den kosmischen Kräften geschenkt. Damit Amerika endlich wieder von den Ureinwohnern zurückerobert wird und all die weißen, dicken Menschen verschwinden.«
    Ja, das passte allerdings zu Anni. Sie hatte einen mittelschweren Dachschaden. Und sie opferte den kosmischen Energien gerne allerlei seltsame Dinge. Meistens waren es jedoch verderbliche Opfergaben. Wurststücke und Tortenreste.
    »Aber – wie konnte sie dich denn hören? Habt ihr etwa miteinander gesprochen?«, wisperte ich.
    »Na jaaaa – was heißt

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