Veyron Swift und das Juwel des Feuers
schnippte mit den Fingern, Tamara und Otto traten an Nagamotos Seite.
»Roter Sommer hat entschieden, dass die westlichen Regierungen zwei Stunden Zeit haben, die Forderungen der Gerechtigkeitsliga zu erfüllen. Geschieht dies nicht, wird eine erste Geisel getötet. Ich bin sicher, Mr. Nagamoto, Sie sind zweifelsfrei bereit, sich in diesem Fall für die anderen Passagiere zu opfern«, verkündete Alec. Er konnte die diebische Freude, die ihm das bereitete, nur schwerlich verbergen.
»Ihr Tod erkauft den anderen eine weitere Stunde.«
Nagamoto sagte nichts darauf. Furchtlos stand er in der Mitte der Kabine, sah Alec in die Augen und regte keinen Muskel. Ärger kam in Alec hoch, glühende Verachtung und heißer Hass gegen dieses geldgeile Wesen, das es tatsächlich wagte sich noch frech als Mensch zu bezeichnen. Nicht einmal jetzt, im Angesicht des Todes, konnte Nagamoto seine Furcht zeigen, sondern spielte noch Spielchen mit seinen Peinigern. Dazu noch dieser Blick, dieser die Seele durchdringende Blick…
»Sie machen einen großen Fehler«, sagte Nagamoto schließlich. Alec musste grinsen. Eine leere Drohung, ein Akt der Verzweiflung. Nun, der Sack würde schon noch sehen, wie wenig ihm das nutzte.
»Sie haben überhaupt einen großen Fehler gemacht. Aber jetzt besiegeln Sie Ihr Ende, das Ende Ihrer Leute und den Tod vieler Unschuldiger. Sie sind keinen Deut besser als jene, die Sie hassen und verachten«, fuhr Nagamoto ungerührt fort. Alec lächelte nicht mehr.
Ja, es stimmte: Dieser Kerl hatte in seine Seele geblickt! Schnell trat er vor, verpasste Nagamoto einen Hieb in den Magen. Der wehrte sich nicht, wich nicht zurück, knickte nur mit einem leisen Keuchen ein. Doch er fiel nicht, er richtete sich wieder in voller Höhe auf. Grimmige Entschlossenheit erfüllte sein Gesicht.
Alec war kurz davor zurückzuweichen, denn etwas war in Nagamoto, das ihn ängstigte, eine Kraft und Macht, wie er sie noch bei keinem anderen Menschen gesehen hatte. Er schlug noch einmal zu, wollte Nagamoto auf dem Boden sehen. Er wollte ihn sogar unbedingt auf dem Boden sehen. Erneut knickte der Manager nur kurz ein, um sich gleich wieder aufzurichten. Otto packte ihn fester und Alec schlug ein drittes Mal zu, doch jetzt prallte seine Faust nur auf gestählte Bauchmuskeln, die keinen Zentimeter nachgaben. Plötzlich trat Tamara zwischen sein Opfer und seiner erneut ausholenden Faust.
»Das reicht, Alec! Otto, schaff Nagamoto in die Crewtoilette«, befahl sie streng. Widerstandslos ließ sich Nagamoto vorwärts stoßen. Alec kochte vor Zorn und folgte Otto. Tamara war dicht hinter ihm. Sie schloss die Verbindungstür. Im gleichen Augenblick packte Alec sie am Revers und drückte sie gegen die Wand. Regungslos nahm sie seinen Zorn und seine Grobheit hin. Sie kannte ihn, sein hitziges Gemüt, seine Leidenschaft für Gewalt.
»Wage es nicht noch einmal, mir vor Geiseln oder sonst wem zu widersprechen«, zischte er, Mordgier in den Augen.
»Du verlierst die Beherrschung, du brauchst einen kühlen Kopf. Was wolltest du damit beweisen?«, entgegnete sie kalt. Alec schnaubte, drückte sie noch fester gegen die Wand.
»Nagamoto ist ein Drecksschwein! Ein verfluchtes, kapitalistisches Drecksschwein, der Menschen ausbeutet und die Leute um ihre Ersparnisse bringt!«
»Schön. Dann richten wir über ihn, wie über die anderen, über die wir schon Gericht gehalten haben. Aber wir werden ihn nicht aus Lust an der Gewalt quälen oder töten! Wir sind besser als die!«
Otto tat so, als würde er nichts mitbekommen, stieß Nagamoto in die Crewtoilette, machte die Tür zu, schlug den Türknauf ab und zog den Stift heraus.
»Der Sack ist eingesperrt«, verkündete er und beendete die Diskussion zwischen seinen Anführern. Alec ließ Tamara endlich los. Er trat einen Schritt zurück. Sie war so eiskalt und beherrscht, wie er hitzköpfig und brutal war. Sein Ärger war jedoch noch nicht zur Gänze verraucht. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, das konnte er fühlen.
»Was ist los mit dir? Mensch, Tamara! Du hast bei unserer letzten Aktion, diesem Überfall auf diese eine Polizeistation, einem Bullen mitten ins Gesicht geschossen. Eiskalt, ohne zu zögern! Wirst du jetzt weich?«
»Das war etwas anderes«, murrte sie, doch Alec konnte sehen, wie sie ihm auszuweichen versuchte. Es ärgerte und verletzte sie, das erkannte er.
»Willst du aussteigen? Du brauchst es nur zu sagen!«
Nun war sie es, die wütend wurde.
»Wir ziehen das durch!
Weitere Kostenlose Bücher