Veyron Swift und das Juwel des Feuers
der Manager in Gedanken zuzurufen. Das war zwar sicher nur Einbildung; dennoch: er musste etwas dagegen unternehmen.
Alec ärgerte sich über seine eigene Reaktion und ballte die Faust. Saß da etwa ein Wolf unter den Schafen? Nun, er würde diesen Passagier später disziplinieren, jetzt musste er sich erst einmal das Gehör der Welt verschaffen. Er ging ins Cockpit zurück, wo die beiden Piloten miteinander tuschelten. Er klopfte mit der Pistole gegen die Tür und brachte sie zum Schweigen.
»Hier sind Ihre Anweisungen«, blaffte er Captain Hotchkiss an. Alec reichte ihm einen zweiten Zettel, den er aus der Hosentasche kramte.
»Sie ändern den Kurs jetzt nach Südost. Sie werden Somalia ansteuern. Auf dem Zettel stehen die genauen Koordinaten, die Geschwindigkeit und die Flughöhe. Geben Sie mir die Flugkontrolle«, befahl er. Hotchkiss reichte ihm widerstandslos den Kopfhörer. Alec setzte ihn auf und sprach ins Mikro.
»Kontrolle, ich habe Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit?«
»Wir hören, 327.«
»Hier spricht der Rote Sommer. Dies sind unsere Forderungen: Sie werden die Freilassung unserer Gesinnungsgenossen in Chile, in Deutschland und in Kanada veranlassen, die dort ungerechter Weise inhaftiert wurden. Weiter werden Sie fünfzig Millionen Dollar auf ein noch zu nennendes Konto überweisen. Werden diese Forderungen nicht erfüllt, beginnt Roter Sommer mit der Tötung der Geiseln an Bord dieses Flugzeugs. Sie haben von jetzt an noch zwei Stunden bis zur Tötung der ersten Geisel. Sollten unsere Forderungen bis dahin immer nicht erfüllt sein, töten wir zu jeder vollen Stunde eine Geisel. Weitere Forderungen folgen zu gegebener Zeit«, sagte Alec so emotionslos wie er es zustande brachte. Er nahm den Kopfhörer ab und gab ihn Hotchkiss zurück.
»Führen Sie die Kursänderung jetzt durch, Captain«, befahl er und verließ das Cockpit. Im Crewbereich rief er Johan. Der hochgewachsene Schwede kam herangeeilt. Alec deutete ins Cockpit.
»Du sorgst dafür, dass die beiden Hübschen da drin keinen Unfug anstellen. Achte auf die Kursangaben. Erschieß den Kopiloten, wenn sie bescheißen.«
Johan nickte und wuchtete seinen muskulösen Körper in das kleine Cockpit. Alec zündete sich genüsslich eine Zigarette an. Diesen Moment des Triumphs musste er auskosten, alles lief großartig. Jetzt war es Zeit, sich um diese andere Sache zu kümmern. Mit unheilvollen Schritten kehrte er in die First-Class zurück.
Jessica hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Zusammengekauert saß sie in ihrem Sessel, die Kleidung klebte an ihrem durchgeschwitzten Körper. Verstohlen blickte sie immer wieder die drei Terroristen an, die pausenlos auf und ab marschierten. Alle in der First-Class waren mucksmäuschenstill und ertrugen die brütende Hitze so gut sie konnten. Besonders schlecht ging es den sieben jungen Punkrockern. Sie hingen mehr tot denn lebendig in den Sitzen, angeschnallt und grün im Gesicht. Mit den Händen verscheuchten sie Fliegen die es gar nicht gab. Jessica wagte vorsichtig einen Blick nach hinten. Nagamoto saß noch immer aufrecht, mit trotzigem Stolz im Gesicht. Der Schweiß rann ihm übers Gesicht, ansonsten schien es ihm sehr gut zu gehen. Jessica bewunderte ihn für seine Disziplin und das Selbstbewusstsein, den Terroristen nicht die Befriedigung zu verschaffen ihn zu demütigen. Sie wünschte sich, ebenfalls eine solche Tapferkeit zu besitzen.
Die Tür zum Crewbereich öffnete sich. Der Anführer der Terroristen trat heraus, frech Zigarette rauchend und der Hitze und dem Schweiß trotzend. Er hielt einen Fetzen Papier in der Hand, den Jessica als Passagierliste identifizieren konnte. Die drei Flugbegleiterinnen der First-Class waren schon gleich nach der Übernahme dazu gezwungen wurden, sämtliche Passagierlisten auszuhändigen.
»Mr. Tatsuya Nagamoto«, sagte Alec laut und sah sich mit theatralischem Ernst in der First-Class um. Niemand regte sich.
»Geboren am Vierten Juli 1961 in Osaka, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Energreen Corporation«, fuhr er fort, diesmal mit Abscheu in der Stimme. Er wartete auf eine Reaktion. Tatsächlich erhob sich Nagamoto und trat hinaus in den Gang. Alec staunte nicht schlecht. Es war genau jener japanische Geschäftsmann der seiner Ansprache zuvor so frech trotzte. Nun, jetzt würde er diesem steinreichen Schnösel ein bisschen Respekt beibringen – mit Gewalt. Das war Alecs liebstes Verständigungsmittel gegenüber diesem Manager-Abschaum. Er
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