Veyron Swift und das Juwel des Feuers
die Schatten wurden länger. Bald ließ sich gar kein richtiger Weg mehr ausmachen.
»Wir schlagen hier unser Lager auf«, entschied Alec zur Erleichterung aller.
Alec ließ Claude die Abendrationen verteilen – ausschließlich an seine Männer. Jessica protestierte dagegen, doch Alec drohte ihr sofort wieder mit der Waffe.
»Sie bekommen nichts! Mir ist es lieber, wenn Sie hungern und kraftlos sind. Das macht Sie gefügiger!«
Damit war die Diskussion beendet. Carlos drückte Tom den Erste-Hilfe-Koffer in die Hände und befahl ihm, sich um Wittersdraught zu kümmern.
»Warum ich«, wollte Tom wissen. Carlos zwickte die Augen zu Schlitzen zusammen. Er knurrte, dass Geiseln sich um sich selbst kümmern müssten. Tom blickte ihm verärgert hinterher. Carlos sonderte sich ein wenig von der Gruppe ab und versteckte sich hinter einem Baum. Tom hörte ihn dort husten und würgen.
Das muss ich Veyron unbedingt erzählen. Vielleicht kann er das irgendwie für seinen Plan nutzen , dachte er.
Er nahm den Koffer und ging hinüber, wo Nagamoto die Bahre abgestellt hatte. Wittersdraught schlief tief und fest, litt offensichtlich Schmerzen. Sein Gesicht war ganz verkrampft und er riss es unruhig hin und her. Tom setzte sich zu ihm, öffnete den Erste-Hilfe-Koffer und kramte darin herum. Er wusste gar nicht, was er überhaupt machen sollte.
»Du musst den Verband um sein Bein erneuern, dann verpasst du ihm zwei Spritzen. Die kurzen, das ist das Morphium. Nur eine in den Oberschenkel, danach eine gegen Thrombose. Das sind die längeren mit den weißen Kappen«, sagte eine Stimme hinter ihm. Tom drehte sich um. Es war Ex-Objekt. Sie stand ein paar Meter entfernt und sah ihm zu.
»Ich weiß schon bescheid«, brummte er, bemüht, möglichst unfreundlich zu klingen. Er wollte sie spüren lassen, dass er sie nicht mochte (obwohl sie immer noch hübsch war). Sie ignorierte es einfach. Tom wickelte den Verband von Wittersdraughts Bein ab. Er schauderte. Der Bruch sah hässlich aus, war blutverschmiert und geschwollen. Angewidert warf er den blutigen Mull auf den Boden, holte einen neuen heraus und wickelte ihn um das Bein.
»Du musst zuerst ein Verbandstuch unterlegen«, korrigierte ihn Ex-Objekt von hinten. Tom schnaufte tief durch, machte den Verband wieder auf, legte ein Verbandstuch unter und wickelte erneut den Mull um die geschwollene Verletzung.
»Ich heiße Tom«, sagte er schließlich, ohne sie dabei anzusehen. Sie antwortete nicht. Wütend nahm er eine Morphiumspritze heraus und stach sie Wittersdraught in den Oberschenkel. Eigentlich hätte der arme Banker aufwachen müssen, doch er zuckte nur kurz und drehte sich zur Seite.
»Tamara«, sagte sie schließlich. Tom blickte sie über die Schulter an.
»Einfach nur Tamara? Haben Sie keinen Nachnamen?«
»Beim Roten Sommer benutzen wir unsere Nachnamen nicht. Nenn mich einfach Tamara. Das reicht - jetzt verabreiche ihm die Thrombose-Spritze.«
Das fand Tom interessant, er würde es Veyron erzählen. Bestimmt wüsste der, was es damit auf sich hatte. Tom gab Wittersdraught die Spritze, machte anschließend ein Pflaster über die beiden Piekser und schloss den Erste-Hilfe-Koffer. Dr. Packard war für heute fertig.
Tamara sagte nichts mehr zu ihm, darum ging er stillschweigend fort. Er gab Carlos den Koffer zurück und stellte dabei fest, wie der Terrorist heftig zitterte. Er versuchte es zu verbergen, als er Tom näherkommen sah. Tom eilte gleich zu Veyron, der zusammen mit Dimitri, Fizzler und Jessica die Decken auf dem Boden ausbreiten musste. Da sie keine Zelte hatten, war das ihr ganzes Nachtlager. Zum Glück war es noch immer sommerlich warm, sie würden also nicht frieren müssen. Kaum waren sie fertig, kamen Said und Claude und wiesen den Geiseln ihre Schlafplätze zu. Grob stießen sie Dimitri, Jessica und Fizzler in eine andere Richtung. Tom und Veyron waren für den Moment allein und unbeobachtet. Tom wollte das nutzen. Er berichtete im halblauten Ton von seinen Beobachtungen. Veyron hörte sich alles geduldig an, bevor er etwas erwiderte.
»Ja, das sind durchaus brauchbare Informationen. Noch einen oder zwei Tage und Carlos wird als Gefahr ausfallen. Ich bin überzeugt, dass er innere Verletzungen davongetragen hat, Splitter in der Lunge würde ich sagen. Wahrscheinlich wird er sogar noch vor Mr. Wittersdraught sterben. Zudem herrschen zwischen Tamara und Alec gewisse Spannungen. Sie sind nicht der gleichen Meinung wie sie mit uns umgehen sollen. Ob sich
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