Veyron Swift und das Juwel des Feuers
wurde ihm ganz bang und er ärgerte sich über seine Dummheit. Was hatte er sich nur dabei gedacht, einfach so von den anderen fort zu spazieren?
»Psst«, tönte es erneut, diesmal viel näher. Tom drehte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Ein Mädchen hockte da zwischen den Farnen. Sie trug ein silbergraues Kleid aus einem wunderbaren Stoff, der wie Flüssigkeit über ihren Körper floss, eine ganz besondere Seide. Sie war nicht sonderlich groß, höchstens so alt wie er und so fein und schön, wie es ein Mädchen nur sein konnte. Das Sonnenlicht durchbrach den Nebel wo sie stand, hüllte sie in eine gespenstisch leuchtende Aura. Sie schien jetzt fast durchsichtig zu sein. Etwas derart Zauberhaftes hatte er noch nie gesehen. Perlen waren in ihre blonden Locken geflochten und ihre Augen schillerten in einem phantastischen Azurblau.
»Hallo«, sagte er leise, machte einen Schritt auf sie zu. Sie wich zurück, leichtfüßig und blitzschnell. Kein Ast knackte unter ihren Schritten, kein Laub raschelte. Sie trug feines Schuhwerk, vollkommen unpassend für eine solche Gegend. Dennoch bewegte sie sich sicherer und schneller als jeder der Terroristen.
»Keine Angst, ich bin Tom«, sagte er zu ihr. Das sonderbare Mädchen blieb stehen, schaute ihn wieder neugierig an und schob anschließend eine Locke hinter ihr linkes Ohr. Tom verschlug es die Sprache. Ihre feinen, kleinen Ohren waren leicht zugespitzt, wie Buchenblätter. Tom staunte. Sie muss ein Elbenmädchen sein , dachte er, es gibt sie also wirklich !
Die junge Elbin schenkte ihm ein kurzes Lächeln. Sie streckte die Hand in seine Richtung aus. Offenbar wollte sie, dass er mit ihr kam. Tom war verzückt genug, um dieses Angebot ohne Nachzudenken anzunehmen.
»Hey, du!« zerriss plötzlich eine brüllende Stimme die gespenstische Ruhe im Wald. Tom wirbelte erschrocken herum. Said, der junge Araber mit der fürchterlichen Narbe im Gesicht, stapfte auf ihn zu, zielte mit der Schnellfeuerwaffe auf seinen Kopf. Tom wandte sich wieder dem Mädchen zu, aber es war spurlos verschwunden, vollkommen lautlos. Said packte ihn am Kragen, schüttelte ihn grob.
»Wolltest du verschwinden? Wolltest du abhauen? Du kleiner Scheißer, ich mach dich fertig!«
Tom zitterte vor Angst, doch Said beließ es vorerst bei der Androhung. Er stieß Tom in eine andere Richtung, trieb ihn zum Lager zurück. Der Nebel ließ immer mehr nach und er stellte fest, dass er sich gar nicht so weit von den Zelten entfernt hatte, wie er glaubte. Said war das fremde Mädchen offenbar nicht aufgefallen, zumindest erwähnte er es gegenüber den anderen nicht. Er schubste Tom in Veyrons Richtung.
»Passen Sie auf Ihren Schützling besser auf! Wenn er nochmal abzuhauen versucht, erschieße ich ihn«, fauchte er. Veyron legte Tom schützend die Hände auf die Schultern und drehte ihn von dem wütenden Terroristen weg. Said ging zu Xenia, die etwas betroffen dreinschaute und nervös an ihrer Waffe herumspielte.
»Du solltest doch ein Auge auf die beiden haben! Schläfst du noch?« giftete er sie an. Sie entschuldigte sich murmelnd.
»Es war nicht ihre Schuld. Ich habe sie abgelenkt«, rief Veyron laut. Alle wandten sich ihm zu. Jetzt trat Alec vor, die Hand auf seinem Waffenholster.
»Was soll das? Willst du Arschloch jetzt den Helden spielen?« brüllte er zornig. Tom und auch die anderen Geiseln hielten förmlich die Luft an. Nur Veyron blieb ganz gelassen.
»Ich habe Tom befohlen zum Flugzeug zurückzukehren und dort zu warten, bis Rettung eintrifft«, log er. Alec schnaubte.
»Du mieses, hinterlistiges Schwein«, grollte er und zog die Pistole aus dem Halfter. Tamara berührte ihn von hinten an der Schulter.
»Er lügt«, raunte sie ihm ins Ohr. Alecs furchtbare Wutfratze verwandelte sich in ein hämisches Grinsen. Er trat auf Veyron zu, verpasste ihm einen heftigen Schlag ins Gesicht und schickte ihn zu Boden.
»Das ist für den Versuch mich hinters Licht zu führen«, sagte er. Unheilvoll drehte er sich zu Tom um.
»Du kleine Ratte! Jetzt wirst du sehen, was du angerichtet hast!«
Alec wandte sich an die anderen Geiseln und erhob die Stimme.
»Als Strafe für seinen Fluchtversuch gibt es für alle Gefangenen drei Tage lang nichts zu essen!«
Alec wartete gar nicht auf irgendeine Reaktion, drehte sich um und rief seinen Leuten zu, dass sie zusammenpackten.
Tom zitterte am ganzen Körper. Alec hätte Veyron fast erschossen und Tom
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