Veyron Swift und das Juwel des Feuers
also war niemand da, der ihn daran hinderte.
»Zieh die Schuhe wieder an, das ist kein Campingausflug«, herrschte ihn dafür jetzt plötzlich Xenia an. Dimitri seufzte enttäuscht.
»Früher warst du nicht so hart drauf«, meinte er. »Als du noch Beiträge für meinen Blog geschrieben hast. Die habe ich immer gern gelesen, ehrlich gesagt waren es sogar die besten. Ich hatte vorher noch niemanden getroffen, der so viel über die Welt nachdachte wie du und der mit einer solchen Leidenschaft für die Gerechtigkeit eingetreten ist. Schade, dass du dann plötzlich aufgehört hast.«
Xenia sagte eine Weile nichts. Tom, der alles mitanhörte (sich in Veyrons spezieller Technik versuchend) fürchtete schon, sie würde ihn jeden Moment niederschlagen. Ihr Gesicht war knallrot! Aber sie sagte ihm nur, dass es eben nicht mehr ausgereicht hatte, nur über die Probleme zu schreiben.
»Irgendjemand musste was tun, irgendjemand musste gegen all dieses Unrecht ankämpfen, gegen die Ausbeutung und Unterdrückung. Darum habe ich mich dem Roten Sommer angeschlossen. Das hier ist meine erste Mission«, erklärte sie. Ihre Stimme war voller Überzeugung. Dimitri musterte sie von Kopf bis Fuß. Er wandte er sich wieder dem Wasser zu.
»Ich könnte so was nie machen«, meinte er. »Ich mag keine Waffen, hab noch nie im Leben eine in die Hand genommen. Und das werde ich auch nicht, egal was passiert. Hat Ghandi auch nicht und schau nur, was der Mann erreicht hat!«
Dann seufzte er und musste urplötzlich für einen Moment lachen.
»Mann, wenn ich dran denk, was ich alles unternommen hab, um dich zu aufzuspüren und kennenzulernen. Ich hab deine Spur um die halbe Welt verfolgt! Und da treffen wir uns wieder, mittendrin in einer Katastrophe und deine Pistole in meinem Genick. Die Welt hält manchmal schon komische Zufälle parat, was?«
Nun wurde sie misstrauisch, umfasste ihre Waffe fester.
»Du wolltest mich aufspüren? Warum?«
»Na hör mal! Die klügste und schönste junge Frau der Welt postet auf meinem Blog und ich hab nur ein einziges, winzig kleines Foto und eine uralte Email-Adresse von ihr? Natürlich wollte ich dich kennenlernen, ich musste es einfach! Aber du warst spurlos verschwunden, niemand hatte eine Ahnung wohin. Tja, jetzt weiß ich warum. Ist wohl jetzt zu spät, um dich zum Ausgehen einzuladen, oder?«
Xenia stieß einen Lacher aus und rang nach Luft. Sie war so perplex, dass ihr nichts einfiel, was sie darauf erwidern sollte. Aber Alec nahm ihr die Entscheidung sowieso ab.
»Schluss mit dem Gequatsche! Auf die Beine, es geht weiter!« brüllte er.
Die Gruppe setzte ihre Wanderung fort. Tom hörte wie Jessica Nagamoto fragte, wo eigentlich die Hubschrauber blieben. Inzwischen müsste man doch die Absturzstelle gefunden haben. Nagamoto erklärte ihr, dass dies durchaus einige Tage dauern konnte, vor allem da ja sicher alle annahmen, die Supersonic sei über dem Meer abgestürzt.
»Sie muss in diesem Sturm gewaltig vom Kurs abgekommen sein«, behauptete er. Jessica fragte, wo sie sich eigentlich befanden. Sie hielt die Berge für die Alpen, Nagamoto zuckte nur mit den Schultern. Tom beobachtete ihn genau.
Oh ja, lass uns nur alle im Unklaren, du Schuft. Aber ich weiß, was du alles weißt und wer du wirklich bist. Veyron Swift und ich, wir werden dich zur Strecke bringen. Du wirst hier keinen von uns umbringen , dachte er finster. Nagamoto fuhr zu ihm herum und bedachte ihn mit einem sonderbaren Blick. Tom schaute sofort in den Boden. Diese Reaktion, dieser Blick… Konnte Nagamoto etwa auch noch Gedanken lesen? Wenn ja, war er ein noch viel gefährlicherer Gegner als angenommen. Nagamoto sah wieder nach vorn und setzte sein Gespräch mit Jessica fort. Tom atmete erleichtert auf. Er versuchte für den Rest des Tages nicht mehr an Nagamoto zu denken.
»Ich darf nicht verraten, das Veyron und ich Bescheid wissen. Das wäre unser aller Tod«, sagte er sich und verfluchte seinen leichtfertigen Umgang mit diesem Geheimnis.
Drei Kiesbänke und zwei nur knietiefe Furten später mussten sie wieder bergauf. Der Wald setzte sich nun genauso groß und dicht fort, wie zuvor. Der Aufstieg war beschwerlich, alle hatten an Kraft eingebüßt. Der Hunger der Gefangenen machte sich nun bemerkbar. Es war bereits Nachmittag, als die Anhöhe wieder in flacheres Gelände führte, dass sich in Form dicht bewaldeter Hügel scheinbar endlos fortsetzte. Ständig galt es kleine Bäche zu überqueren, kleine Gräben und
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