Vic Daniel 1 - Down in the Valley
Mario etwas labbrige Pasta und tranken dazu ein paar Gläser Hausburgunder, den sie mochte und ohne den ich hätte leben können. Mae sagte, es gehe ihr ganz gut, sie sei erleichtert, daß es vorbei sei, ihre Schwester war überhaupt keine Hilfe gewesen, und ihr Vater, schon lange von ihrer Mutti geschieden, aber einigermaßen in der Nähe wohnhaft, ließ sich nicht mal blicken. Konnte sich doch von so etwas Nebensächlichem wie einer Beerdigung nicht den Canasta-Nachmittag vermiesen lassen, sagte sie ohne Bosheit. Nettes Mädchen, Mae. Nettes, großes, blondes Mädchen, gesunder Appetit, noch schlechterer Geschmack in Klamotten als ich, keine Zicken. Sie trug ein Perlmuttmedaillon, das ihrer Mutter und davor ihrer Großmutter gehört hatte, und sie berührte es immer wieder, als wolle sie sichergehen, daß es immer noch da war. Ich hatte den Eindruck, daß sie an etwas anderes dachte, nicht daran, was sie gerade durchgemacht hatte, aber ich Wollte sie nicht damit belabern.
Wir landeten dann in ihrer Wohnung; sie und ihre hyperaktive Freundin Charlene bewohnten gemeinsam ein kleines Haus in der Nähe vom Sepulveda Boulevard, in dem es stark nach Katzen roch, was durchaus einen Sinn hatte, weil dort ständig mindestens ein Dutzend lebte. Charlene war nicht da; sie hatte endlich mal ein Rendezvous; Gott allein weiß, was er für einer war und wo sie hingefahren waren, wahrscheinlich zum Go-Cart-Rennen nach Encino. Mae machte uns einen Schlaftrunk, und wir gingen ins Bett.
»Nur ein bißchen kuscheln«, warnte ich sie. »War eine harte Woche.«
»Sehr amüsant«, sagte sie.
Wir schlürften und kuschelten und ertrugen eine kaum erträgliche alte Fernsehshow mit George Bums und Gracie Allen, als sie plötzlich sagte: »Himmmmel, was ist das denn?«
»Was ist was?« !
»Das.« Sie knipste die Nachttischlampe an und zog die Bettdecke herunter. »Das.«
»Ein Haibiß«, sagte ich.
»Nicht sehr amüsant«, sagte sie. »Das hattest du noch nicht, als ich wegfuhr.«
Sanft berührte sie die einen Drittelmeter lange Narbe. Sie war auf der Innenseite meines linken Oberschenkels. Ich beugte mich über sie und knipste das Licht wieder aus, wobei ich ihr auf dem Hin- und auf dem Rückweg je einen Kuß gab.
»Nun?« sagte sie.
»Nun«, sagte ich, »ich war in der Oasis, ganz weit draußen auf dem Ventura Boulevard. Kennst du den Schuppen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Gleich nachdem du weggefahren bist. Um meinen Kummer zu ersäufen.« Sie machte ein Geräusch, welches Unglauben anzeigen sollte. »Eher um deinen Durst zu ersäufen.«
»Naja, wie auch immer, es wurde schon etwas später. Weil ich nichts Besseres zu tun hatte, quatschte ich mit diesem Gartenmöbelvertreter, der gerade den Job verloren hatte und deshalb in seinem Auto schlief. Ich lud ihn also zu ein paar Getränken ein, und er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich nicht revanchieren konnte, weshalb ich ihm, um ihn aufzuheitern, noch ein paar Getränke kaufte und dem alten Mädchen hinterm Tresen, Martha, ebenfalls, sie hatte sich gerade sämtliche Eileiter rausnehmen lassen und war deshalb auch nicht allzu fröhlich.«
»Klingt nach einer berückenden Soirée«, sagte Mae. »Schade, daß ich sie verpaßt habe.«
»Zwei Typen hatten Billard gespielt und warteten, daß der Laden sich leerte. Noch ganz jung, tranken Bier. Harmlos. Einer Mexikaner. Einer Hippy. Plötzlich springt der Hippy über den Tresen, zückt ein Brotmesser und hält es Martha an die Kehle, während sie die Kasse ausleert.«
»Oh Gott«, sagte Mae.
»Während er dies tut, hat sein Kumpel die Hand in der Tasche, als hätte er da eine Pistole, und hält uns beide in Schach, d.h. mich und den Exgartenmöbelvertreter, der in seinem Auto schläft. Ich dachte mir, er versucht, uns zu verscheißern; wenn er eine Kanone hat, dann zeigt er sie doch auch; als sein amigo von Martha abließ, beschloß ich einzugreifen.«
»Mhm«, sagte Mae. »Was gibt’s sonst Neues?«
»Ich verpaßte ihm mit der Billardqueue einen guten Stoß seitlich an die cabeza. Er ließ Geld und Messer fallen. Wie ich mir gedacht hatte: Sein schäbiger compadre hatte gar keine Kanone, aber er zog ein Messer aus einer Scheide, die hinten an seinem Gürtel hing und vom Hemd verdeckt war, und mit dem Messer hat er mir einen verpaßt.«
»Du kannst von Glück sprechen, daß er dir nicht die Testimonien abgeschnitten hat«, sagte sie.
»Versucht hat er’s aber«, sagte ich.
»Brillant«, sagte sie. »Absolut
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