Vic Daniel 1 - Down in the Valley
ich zu Barbara.
Zu Hause zog ich die törichte Safarijacke aus und ein superbes frühhawaiianisches Teil an, fast ein Sammlerstück, transferierte Arts Geständnis in meine Brieftasche, nahm die Rolle Film, die ich nachts in der Schule vollgeknipst hatte, und zuckelte zu meinem Freund Wade hinüber. Ein Tag wie Samt und Seide, überlegte ich, während ich zuckelte.
Wade lag wie üblich draußen in seiner Hängematte und paffte eine grelle Wasserpfeife, die Sorte, die man im letzten Augenblick auf nordafrikanischen Flughäfen für jemand anderen kauft. Der gigantische Köter, der im Schatten unter der Hängematte döste, sah genauso stoned aus wie sein Herrchen; er öffnete kurz ein Auge und macht es dann wieder gut zu.
»Wenn es sich um, sagen wir mal, Arbeit, sagen wir mal, handeln sollte, dann kannst du’s gleich vergessen, Alter«, sagte Wade. »Ich bin im Ruhestand. Ich habe mich dorthin zurückgezogen, wo es viel, viel besser ist als auf der Erde.«
»Und wo ist das?« fragte ich ihn ehrerbietig.
»Es hat keinen Namen«, sagte er träumerisch. »Es wird nur als Zahl geführt.«
»Gibst du mir vielleicht die Nummer?«
»Ganz bestimmt nicht«, sagte er und inhalierte einen langen, gurgelnden Zug von etwas, was wie Nepalese roch. »Niemand über eins achtzig darf je die Nummer erfahren.«
»Entschuldige die Frage, Meister«, sagte ich demütig. »Und entschuldige, daß ich ein so krasses Thema wie dinero anreiße, aber benutzen die da, wo du bist, Geld?«
»Ja«, sagte er. »Als Geld verwenden sie Schmetterlinge.«
»Das muß guter Stoff sein«, sagte ich. Ich warf ihm die Filmrolle auf den schmächtigen Brustkasten. »Zwei Kontaktabzüge, und zwar sofort; dann werde ich dich mit Schmetterlingen in jeder gewünschten Währung belohnen, und zwar in zwei Zwanzigern und einem Zehner. Gibt es dort, wo du bist, so etwas wie Zeit?«
»Ja«, sagte Wade. »Sie messen sie in Seufzern.«
»Dann bin ich in dreißig Seufzern wieder hier«, sagte ich und machte, daß ich wegkam. Seine Katze sonnte sich auf meinem Autodach und kam nicht von dem Dach herunter, bis ich aus der Einfahrt fuhr.
Nicht weit davon fand ich ein Postamt, wo es einen Kopierer gab; ich machte ein paar Kopien und nahm dann ein spätes Mittagessen in demselben Ekel-Imbiß bei Wade um die Ecke ein, in dem ich ein paar Tage vorher schon mal gefrühstückt hatte. Der Schmorbraten war ekelhaft, der Apfelkuchen ebenfalls. Ich wußte, ich hätte die Bananenkrem nehmen sollen; die ist immer ekelhaft und enttäuscht einen nie.
Na schön. Zurück zu Wade, wo die Szene unverändert war, außer daß sich die Kontaktabzüge in einem Umschlag in einer seiner scheinbar leblosen Hände befanden. Ich entwandt ihm sanft den Umschlag und sagte ihm, seine Schmetterlinge seien mit der Post unterwegs.
»Wo ich bin, sind keine Gefühle erlaubt«, sagte Wade, ohne die Augen zu öffnen. »Außer, gelegentlich, tiefes Mitleid.« Er strich sich selbstzufrieden über den schütteren Zickenbart.
Wieder zu Hause. Ein schwacher Brandy mit Ginger Ale, um den Geschmack des verhauenen Schmorbratens wegzuspülen. In meiner Sicherheitskiste verstaute ich Original und eine Kopie von Arts Statement und einen der Kontaktabzüge. Dann machte ich mich ein wenig im Haushalt nützlich, damit für Mom auch alles ordentlich war. Das soll nicht heißen, daß ich den Backofen und den Badezimmerspiegel wienerte und das Küchenlinoleum bohnerte, aber ordentlich war es. Dann sammelte ich den Scherbenhaufen meines verpfuschten Lebens... Gar nicht wahr; auf den Scherbenhaufen meines verpfuschten Lebens komme ich später zu sprechen... Dann sammelte ich das ein, was ich bald benötigen würde, und fuhr zu St. Stephen’s, um Dev zu suchen. Während der Fahrt wurde nicht gegrübelt. Nicht mal überlegt.
Es war gar nicht so einfach, ihn zu finden, weil die Schule, da es Samstag war, offiziell geschlossen war, aber glücklicherweise waren viele Kids da, die verschiedenerlei Sport trieben, und einer der Turnlehrer ließ mich schließlich durch eine Seitentür hinein. Dev saß in einer Ecke der menschenleeren Turnhalle auf einem Klappstuhl. Er trug eine alte Trainingsjacke und Shorts. Sein künstliches Bein fing direkt unter dem Knie an. Er schnallte es gerade ab, als ich zu ihm ging. Neben ihm auf dem Fußboden lagen zwei kleine Hanteln, wie man sie zur Kräftigung der Unterarme verwendet, und eine große, schwere, auf der sein gesundes Bein ruhte. Seine Prothese war aus glattem, fleischfarbenen
Weitere Kostenlose Bücher