Video-Kid
brummte ich, schwieg aber augenblicklich, als ich sah, was sich ein Stück voraus unseren Augen bot.
Armbruster und Moses saßen auf einer kleinen Lichtung, wo die langen Hilfsstränge besonders zahlreich waren, auf einer ausgebreiteten Decke aus Zellmaterial in völliger Dunkelheit. Ich entdeckte nirgendwo eine der Glühbirnen, die sie mitgenommen hatten. Armbruster kannte wahrscheinlich die ganze Gegend wie seine Westentasche. Mit verschränkten Beinen und geschlossenen Augen saßen sie da und preßten ihre Handflächen aneinander; Ambrusters mit Schwimmhäuten versehene gegen die behaarten von Moses. Es war recht dunkel, und so konnte man es nicht mit Sicherheit ausmachen, aber eine hypnotische Starrheit schien in ihren Armen zu stecken, und eine besondere Kraft schien vom Zusammenpressen der Hände auszugehen, die die Konturen ihres Fleisches verwischte. Irgendwie schienen ihre Handflächen zusammenzukleben, schienen sie wie zwei Bakterien verbunden zu sein, die ihre Gene austauschen.
Anna fuhr heftig zurück, hätte mich fast umgerissen, drehte sich dann um und rannte davon. Ich blieb neugierig etwas länger dort und sorgte dafür, daß meine Kameras alles aufnehmen konnten. Die beiden Männer rührten sich nicht, schienen kaum zu atmen. Ein unheimlicher Anblick. Während ich dastand und zusah, stieg tief in mir bitterer Brechreiz hoch; wie eine kalte Strömung stinkenden, trüben Wassers, die plötzlich vom Meeresgrund kommt. Ich machte mich auch davon.
Die Seilleiter schwankte noch, als ich sie erreichte. Ich entdeckte Anna in Armbrusters Wohnräumen. Sie war recht blaß, schien sich aber wieder in der Gewalt zu haben.
»Schau dir diese Muscheln an«, sagte ich.
Anna würdigte sie keines Blickes. »Das kannst du dir schenken«, sagte sie. »Was haben die beiden dort getrieben?«
Ich zuckte die Achseln. »Da mußt du sie wohl selber fragen. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Möchtest du etwas zu essen? Ich gehe mir jetzt etwas machen.« Ich öffnete den Kühlschrank.
»In einem solchen Augenblick willst du essen? Machst du dir denn keine Sorgen um die beiden?«
»Doch, Sorgen mache ich mir schon, aber der Smuff bereitet mir immer einen ungeheuren Appetit«, sagte ich geduldig. »Wie wäre es mit ein paar von diesen Garnelen? Die sehen doch wirklich lecker aus.«
Ich stopfte mir gerade heiße Garnelen in scharfer, weißer Soße in den Mund, als Moses Moses und Armbruster in der Luftschleuse erschienen.
»Was für eine wunderbare Nacht«, sagte der Professor freundlich.
Ich sah zu Anna. Sie hatte die Lippen zusammengepreßt. Ich sagte mir, ich würde besser das Reden für uns beide übernehmen. »Ja, das ist mir auch aufgefallen«, antwortete ich. »Habt ihr schon etwas gegessen? Ich habe Garnelen warmgemacht.«
»Du siehst besorgt aus, Anna«, fiel dem Gründer auf. Ich entschied, die Sache in die Hand zu nehmen. »Ja, irgend etwas Unausgesprochenes steht zwischen uns.«
»Oh, dann seid ihr also auch auf das Problem mit dem Fallschirm gekommen«, sagte Armbruster. Eine unangenehme Pause entstand.
»Dem Fallschirm?« sagte Anna plötzlich leise.
»Ja, natürlich«, antwortete Armbruster grob. »Moses und ich hatten heute morgen Gelegenheit, darüber zu diskutieren. Aber ich kann euch beruhigen, zur Panik besteht kein Anlaß. Sicher, wir verfügen nur über einen Fallschirm, und leider haben wir auch nicht die leiseste Ahnung, wie man einen weiteren herstellen kann ... jedenfalls keinen, der ausreichend Sicherheit versprechen würde. Doch wenn wir heute schon mit der Arbeit beginnen, können wir mit etwas Glück eine Zelle losschneiden und früh genug vor der Detonation an ihr zum Kontinent hinabtreiben.«
»Ja«, unterstützte ihn der Gründer. »Die Insel verliert dadurch zwar etwas von ihrer Treibkraft, aber nicht genug, um vorzeitig zu explodieren. Wenn wir hingegen bis zum letzten Augenblick warten, bis die Insel ausgetrocknet ist und kurz davorsteht, sich selbst zu zerstören, fliegen wir hoch in den Himmel, besser gesagt, in hohem Bogen auf den Boden.« Er lächelte warm und freundlich. Beide Männer wirkten recht vergnügt. Ihre Handflächen waren knallrot, aber das konnte wohl auch von der Anstrengung herrühren, die Seilleiter hinaufzuklettern; auch wenn das nicht sehr wahrscheinlich war.
»Glücklicherweise habe ich einige Jagdharpunen, ein paar Messer und etwas Klebstoff«, sagte Armbruster. »Unter meiner Aufsicht und Anleitung sollte es uns möglich sein, die Arbeiten unter einem
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