Video-Kid
dort oben einen guten Ausblick zu haben und einen Weg zu entdecken, der uns die größten Hindernisse des Sumpfs ersparen würde. Vom Wipfel aus sah das Gebiet wie ein merkwürdiges Mosaik aus grünem Marschgras, dunklem Torfwasser und weißen Flecken aus. Das Ganze wurde von Kanälen und Morastgräben durchzogen. Als mein Blick dem Morgenflug eines Schwarms weißer Reiher folgte, bemerkte ich etwas, das mir den Atem verschlug. Sonnenlicht reflektierte glitzernd von den metallischen Seiten eines Paars großer Kamerahopper. Meine Augen trogen mich nicht, die Silhouetten der Geräte waren unverwechselbar: große Zylinder mit Audioanlage und ausgefahrenen Greifarmen. Sie waren wirklich sehr groß, mindestens drei Meter lang. Kaum einen Kilometer von unserem Lager entfernt flogen sie ihren Kurs über den Sumpf.
Ich beorderte meine eigenen Kameras dicht an mich heran, weil ich Angst hatte, die fremden Hopper könnten sie mit ihrer Teleausrüstung erfassen. Nach einigen Sekunden machten meine Überraschung und Furcht der Neugierde Platz. Die Hopper glitten geräuschlos nach Westen davon, und ich beruhigte mich wieder. Als ich vom Baum gestiegen war, berichtete ich Anna und Armbruster von meiner Entdeckung. »Fliegen die denn hier häufiger herum?« fragte Anna neugierig.
»Eigentlich kaum«, sagte ich, »aber Hopper sind die einzige legale Möglichkeit, die Masse zu erforschen. Ich wüßte nur zu gern, wem sie gehören. Unter Umständen könnten sie uns eine Menge Ärger einbringen. Die Hopper selbst sind sicher unbewaffnet, aber sie können uns entdecken und Meldung machen. Wenn wir sie noch einmal sehen, verstecken wir uns besser.« Ich zögerte. »Tod und Schmerzen, nicht auszudenken, wenn sie mich mit der Frisur aufnehmen!«
»Und was ist mit deinen eigenen Aufnahmen?« fragte Armbruster.
»Du hast mich nicht richtig verstanden, Professor, nein, Gründer. Meine eigenen Bänder kann ich schneiden und sonstwie bearbeiten. Aber so, wie ich hier stehe - von oben bis unten dreckverschmiert, die Frisur, mein Markenzeichen, fort und mit schmutzigen Fingernägeln -, könnte mich ein übelwollender Produzent wie einen Volltrottel oder Hanswurst aussehen lassen! Er könnte mein ganzes Image nachhaltig ruinieren! Da muß schon ein ganz besonderer Könner her, um mich danach so zu präsentieren, wie ich mir das bei dem Abenteuer, in dem ich mich gerade befinde, vorgestellt habe.« Ich sah mich rasch und wie aus einem Reflex heraus um und kontrollierte, ob bei meinen Kameras alle Linsen sauber waren.
Wir nahmen noch etwas von dem Fleisch zu uns und machten uns dann wieder auf den mühsamen Weg durch den Sumpf. Während Armbruster sich schamlos in dem brackigen Wasser tummelte, mußten Anna und ich unentwegt nach halbwegs festen Stellen suchen. Wir schnitten uns überall am Marschgras, und bald waren unsere ganzen Beine von Blutegeln bedeckt. Fesselbüsche rammten ihre Widerhaken in unsere Haut und in unsere Kleider. Abgebrochene Kreuzblumen übergossen uns mit ihrem süßlichen, grünen Saft. Frösche klebten auf unseren Köpfen. Algen verstopften unsere Nasenlöcher. Silberne Insekten belästigten uns, und Wasservögel flogen gegen unsere Arme und Gesichter und erhoben ein ohrenbetäubendes Geschrei, wenn wir versehentlich ihren Nistplätzen zu nahe kamen. Kein Wunder, daß wir nur quälend langsam vorankamen. Armbruster, das auf seinem Rücken im Wasser lag, sprach uns immer wieder Mut zu und erteilte uns genau die halb amüsierten und halb weisen Ratschläge, die jemand zu vergeben hat, der nicht mit den Schwierigkeiten des Hilflosen ringen muß.
Endlich, als unsere Beine vor Erschöpfung zitterten und auf unseren Kleidern und Haaren der Schlamm und der Tang eine festverbackene Kruste bildeten, spürten wir unter unseren Füßen, daß das Land leicht anstieg. Die Tümpel waren bald nicht mehr sehr tief und ließen sich leicht durchwaten. Auch tauchten wieder Bäume auf, die festen Boden unter sich hatten und dicht mit dem Flaum der Masse bedeckt waren. Und dann erreichten wir einen Boden, der zumindest so fest war. daß er unser Gewicht trug.
»Wir müssen etwas falsch gemacht haben«, erklärte Armbruster, als er sich mit unzufriedener Miene aus dem Wasser hievte. »Der Boden sollte abwärts führen, nicht aber ansteigen. Irgendwo hier müßte sich auch das Sumpfwasser in den Strom ergießen, aber bekanntlich fließt Wasser nicht aufwärts.«
»Verschone uns damit, Professor«, sagte ich. und Anna fügte hinzu: »Es ist
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