Video-Kid
kristallisiertem Metall. Der lederne Panzer unter meinem Kampfanzug schützte Herz und Nieren. Auch mein Brustkorb war verstärkt. Jetzt war ich dankbar dafür, denn die Klons verabreichten mir die Tracht Prügel meines Lebens. Das laminierte Haar schwächte etwas die Schläge an den Kopf ab, aber den Kuß der Eisenketten spürte ich überall: an den Armen, den
Beinen, der Brust, dem Rücken, dem Gesäß und, trotz des Schutzes, auch in den Weichteilen. Sie machten aus mir eine menschliche Trommel, auf der sie im Viervierteltakt ihre Wirbel schlugen und sich dabei aufgeregt in ihrer abgehackten Gruppensprache anfeuerten: »Klasse!« - »Super!« - »Den noch!« - »Und den!«
Als ich dann reglos, zerschunden und halb bewußtlos dalag, schoben sie mir Smuff in den Mund. Sicher, sie taten es heimlich, aber es bewies mir, daß auch den korrupten Klons das letzte bißchen Etikette noch nicht abhanden gekommen war. Schließlich kletterten sie mit spinnenhafter Agilität auf das Podest der Statue Moses Moses'. Dort packten sie mich an Armen und Beinen und zogen mich hoch. Sie gingen auseinander, um mich in der Schwebe zu halten. »Kiddy an der Statue! Kiddy an der Statue!« sangen sie fröhlich und rissen an meinen Hand- und Fußgelenken. Sie schaukelten mich mit wachsender Geschwindigkeit vor und zurück. »Eins! Zwei! Drei!« riefen sie und schleuderten mich mit dem Kopf zuerst in die Trümmerlandschaft. Ich flog einige Meter weit und krachte mit einem derben Stoß an Schultern und Rücken auf. Großzügigerweise warfen sie mir den Nunchuck hinterher. Mir wurde schwarz vor Augen.
4
Als ich das Bewußtsein wiedererlangte, brannte mein ganzer Körper vor Schmerzen. Mit geschwollenen Fingern griff ich in die versiegelte Tasche meines Kampfanzuges und zog mein Smuff heraus. Erst als ich die Droge geschluckt hatte, öffnete ich die Augen. Der Schmerz war mit einem Mal ganz weit weg, und ich richtete mich langsam auf.
Ich war nicht bei mir zu Hause, und das überraschte mich. Normalerweise kam Quadra mich abholen, wenn man mich wieder einmal krankenhausreif geschlagen hatte. Aber leider stand Quadra im Augenblick nicht zur Verfügung. Ich sah mich um und stellte fest, daß ich mich in einem der verlassenen Gebäude in der Zone befand. Sanktanna Zwiegeboren war bei mir.
»Nicht bewegen!« warnte mich die Heilige. »Legen Sie sich wieder flach hin! Man hat Sie furchtbar zusammengeschlagen, Herr Kid.«
»Das sieht ja wohl ein Blinder«, schnaubte ich. Dann zog ich mir die blutverschmierten Fetzen des Harlekinade-Kostüms vom Leib und besah mich von oben bis unten. Kein sehr schöner Anblick. »Ich fürchte, ich habe mir das Schlüsselbein gebrochen.« Ich betastete das betäubte Fleisch mit den Fingerspitzen. »Nein, alles in Ordnung. - Was tust du hier eigentlich? Und warum bin ich hier? Normalerweise sollte ich zu Hause liegen und mich in meinem Luxus liebevoll pflegen lassen. Wieso befinde ich mich immer noch in den Ruinen?« Ich sah Sanktanna argwöhnisch an. »Hast du mich in dieses Loch geschleppt?«
»Wir haben Sie blutend und bewußtlos gefunden«, meinte sie indigniert. »Was hätten wir denn sonst tun sollen?«
»Wie lange war ich ohne Bewußtsein?« Ich humpelte zu der angelehnten, morschen Tür, sah nach draußen. »Mitternacht ist gerade vorüber«, erkannte ich am Stand der Sterne. »Wo ist meine Haushälterin? Mittlerweile müßten sie sie freigelassen haben, außer natürlich, die Klons haben mich auch in diesem Punkt hintergangen.« Ich durchsuchte die Innentaschen meiner Kampfjacke. »Der Lokator ist immer noch eingeschaltet. Sie müßte mich schon längst gefunden haben, falls man sie bei mir zu Hause abgeliefert hat.« Ich schaltete den Lokator ab und sah nach, ob alle sechs Kameras noch bei mir waren. Es fehlte keine. »Hast du meine Haushälterin gesehen?« wandte ich mich an Sanktanna. »Quadra Altmann?«
»Ich fürchte, nein. Seit Stunden verstecke ich Sie hier schon, Herr Kid. Bitte hören Sie auf herumzulaufen. Sie sind in einem entsetzlichen Zustand. Und in Ihren Poren wimmelt es von kleinen schwarzen Würmern! Sie sind in einem fort in Ihre Wunden gekrabbelt! Wenn ich nicht in einer Ihrer Taschen die Pinzette gefunden hätte, wäre es mir nie möglich gewesen, diese gräßlichen Tiere zu entfernen!«
»Kleine schwarze Würmer?« fragte ich verwirrt. Dann wurde mir klar, was Sanktanna getan hatte. »Das waren meine FollikelMaden! Du blöde Gans! Diese Wesen leben in Wunden! Sie fressen
Weitere Kostenlose Bücher