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Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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hat genügend Mittel. Sie muß den Professor zumindest unterstützen, wenn nicht mehr. Andernfalls würde Angelhecht es ja auch gar nicht wagen, ihre Farben zu tragen. Mir gefällt das alles nicht, Kid. Selbstverständlich würde ich diesem sauberen Herrn liebend gern das Gehirn aus dem Schädel schlagen, ganz gleich, was er ist oder darstellt. Aber gegen die Regierung unseres Planeten vorgehen … das Problem löst man nicht mit Schlagstöcken oder Ketten. Die Kabale hat den damaligen Regierungssitz in die Luft gesprengt. Sie hat die alten Direktoren getötet. Und sie hat Moses Moses ermordet.«
    »Die Kabale sitzt an der Regierung?« meldete sich Pfingstkamm zu Wort. Überrascht von seiner Unkenntnis konnten wir nur nicken. »Das ist aber eine Neuigkeit«, sagte Pfingstkamm, »ich bin nämlich Moses Moses.«
    Moses Moses nahm die Gelegenheit unserer verblüfften Sprachlosigkeit dazu wahr, seine Geschichte zu erzählen. Seine wunderbare Kryogruft im Regierungssitz hatte nur eine Puppe enthalten. Der umsichtige Moses hatte sein echtes tiefgekühltes Grab tief unter dem Gebäude in einem geheimen, gegen alle möglichen Angriffe und Einflüsse hundertprozentig abgeschotteten und vollautomatischen Sanktuarium untergebracht. Präzise zum vorherbestimmten Datum hatten die Geräte ihn aufgewärmt, die Steifheit aus seinen Muskeln vertrieben und ihn angekleidet. Moses war nach oben gestiegen und hatte sich in einem Trümmerfeld wiedergefunden, was ihm nicht sonderlich gefallen hatte. So war dann auch das freigeräumte Geviert zu erklären, in dem ich meinen Kampf ausgefochten hatte. »Wie gut, daß sie die Statue nicht ein paar Meter weiter errichtet haben«, sagte er zum Schluß.
    »Du bist also Moses Moses«, sagte ich. »Irgendwie habe ich mir dich immer etwas … nun … größer vorgestellt. Irgendwie geheimnisvoller oder so.«
    »Das tut mir leid. Aber so sehe ich nun einmal aus, zumindest in Fleisch und Blut«, sagte Moses mit einem schiefen Lächeln. »Natürlich habe ich damit gerechnet, nach meinem Erwachen eine veränderte Welt vorzufinden. Aber ich darf euch versichern, so etwas hätte ich nie erwartet. Schon allein, daß niemand zu meiner Begrüßung erschienen ist, nicht einmal das. Und erst recht hätte ich mir nie vorgestellt, das Zentrum meiner Stadt als Trümmergelände vorzufinden.« Er seufzte. »Es war schon ein Schock. Ich wußte nicht, wohin ich mich wenden sollte. Und jetzt sieht es so aus, als hätte man mich doch wiedererkannt. Die Kameras der Leute, die dich zusammengeschlagen haben, Video-Kid, haben mich aufgenommen. Ihr Auftraggeber hat mich sicher erkannt und ist in Panik geraten. Er hat deine Spur verfolgt, um über dich an mich heranzukommen. Und er hat sogar deine Hausdame gefoltert, um mit ihrer Hilfe in dein Haus einzudringen. Aber Quadra Altmann hat sich nicht kleinkriegen lassen; denn andernfalls wären wir alle schon tot. Daran kann wohl kein Zweifel mehr bestehen. Es wäre das einfachste für sie gewesen, uns hier einen Hinterhalt zu legen.«
    »Ja«, sagte ich, »die Kabale kann es sich kaum erlauben, dich am Leben zu lassen. Du bist für sie die größte Bedrohung, die sie sich nur vorstellen kann. Denn du bist Moses Moses, ein Held, der Gründer der Korporation. Tod und Schmerzen, auf Träumerei kommst du direkt nach Gott.«
    »Du kamst mir gleich von Anfang an bekannt vor«, sagte Armitrage langsam. »Entschuldige bitte, aber … äh … dürfte ich dir wohl die Hand schütteln? Du warst immer mein Idol.« Feierlich gaben sie sich die Hand. Danach sah Armitrage auf seine Handfläche, als erwarte er, eine heilige Aura würde sie umgeben. »Junge, Junge«, keuchte er, »das war aber ein wirklich unerwartetes Privileg.«
    Bis auf die bedauernswerte Quadra schüttelten wir Moses alle die Hand. Irgendwie fühlten wir uns nach diesem uralten Ritual etwas befreiter.
    »Am besten brechen wir jetzt auf«, sagte Armitrage. »Sie kommen sicher mit Verstärkung wieder. Und wenn sie uns ein zweites Mal antreffen, töten sie uns oder löschen unser Gehirn aus. Diese Gehirnlöscher-Portables sind wirklich entsetzlich. Da braucht man sich nur Quadra anzusehen. Die Kabale weiß ihre Geheimnisse zu schützen.«
    »Ja, wir müssen uns um Quadra kümmern«, stimmte ich zu. Ich sah Armitrage an. »Du bist der einzige von uns, den sie noch nicht gesehen haben. Deshalb bringst du Quadra zu den Kognitiven Dissonanzen. Frostfaktor wird sich um sie kümmern. Davon abgesehen ist er der einzige, dem ich noch

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