Viel besser als fliegen - wahre Geschichten für Teens
Aufschrift „Hilfe“.
Ich erwartete eine freundliche Stimme, die mir über den Lautsprecher Anweisungen geben würde. Von der Stelle aus, an der ich zitternd stand, konnte ich drinnen die Kassiererin sehen. Sie saß dort gemütlich im Warmen, trank eine Limo und las irgendwelche Tabellen. Jedoch bemerkte sie scheinbar nicht meine Schwierigkeiten, bis ich schließlich aufgab und hineinging.
Genervte Kassiererin
„Guten Abend, ich würde gern tanken, wenn Sie mir bitte den Zapfhahn freischalten würden“, sagte ich mit klappernden – und ansatzweise auch knirschenden – Zähnen, so höflich, wie ich konnte.
„Ja, dann müssen Sie aussteigen und sich zeigen“, sagte sie etwas schnippisch. „Ich schalte den Zapfhahn für keinen frei, den ich nicht sehe.“
„Warum haben Sie mir das denn nicht gesagt, als ich den Hilfe-Knopf gedrückt habe?“, fragte ich zurück. „Ich wäre gern ein paar Schritte weitergegangen, wenn ich gewusst hätte, wo das Problem liegt.“
„Ich darf meinen Platz an der Kasse nicht verlassen, um rauszukommen“, lautete ihre Antwort.
„Haben Sie keinen Lautsprecher?“
„Nein.“
„Ach so, verstehe. Also, würden Sie mir jetzt bitte den Zapfhahn freischalten, jetzt wo Sie mich gesehen haben?“
„Ja.“
„Danke.“
Meckern und Entmutigung
Meine erste Reaktion war, mich zu ärgern. So richtig zu ärgern. Schließlich hatte ich es eilig und es war eiskalt. Außerdem hatte diese Frau keinen Grund, mich als verdächtig zu betrachten. Und ihr Verhalten zeigte gewiss auch keine übermäßige Hilfsbereitschaft. Dennoch war meine zweite Reaktion, ihr für eine wichtige Erkenntnis zu danken, zu der sie mir verholfen hatte.
Denn ich war gebeten worden, beim Treffen unserer Gruppe „First Priority“ in der Schule am darauffolgenden Tag etwas zu sagen. Wir treffen uns einmal pro Woche in der Mittagspause, um unseren Glauben zu teilen und einander zu ermutigen, als Christ zu leben. Doch diese Woche fühlte ich mich nicht in der Lage, vor den anderen irgendwas Kluges zu sagen. Viel lieber hätte ich die Schule geschwänzt.
Es war bisher eine richtige Depri-Woche gewesen, deshalb konnte ich auch den anderen nichts Inspirierendes sagen. Es war zwar nichts total Schlimmes passiert, aber mich quälten viele kleine Dinge. Ich wurde von einer Schwere runtergedrückt, die ich nicht richtig erklären konnte. Mir kam es fast so vor, als hätte mir jemand einen Bleischal um die Schultern gelegt und einen Eimer Bohnen über mir ausgeleert.
In dieser Situation redete Gott zu mir durch diese Kassiererin und diesen Zapfhahn.
Geistlich auftanken
Erstens: Ich fror, weil ich nicht passend angezogen war. Physisch gesehen: Ich hatte an diesem kalten Abend keine dicke Jacke an; geistlich gesehen: Ich hatte nicht genug Zeit investiert, um die „Waffenrüstung Gottes“ (Epheser 6,11) anzuziehen oder mich mit der Wärme von Gottes Nähe zu umgeben.
Zweitens: An der Tankstelle musste ich nicht nur um Hilfe bitten, ich musste auch hineingehen, um Hilfe zu bekommen. Geistlich betrachtet bedeutete das Hineingehen, dass ich in das Wort Gottes eintauchen, in Gottes Gegenwart kommen, mich zu seinen Füßen setzen und auf seine Anweisungen hören sollte. Zu diesen Anweisungen gehörte, dass ich mich bei First Priority hinstellen und mich zeigen sollte, indem ich diese Geschichte erzählte.
Gott zeigte mir, dass ich mich nicht besonders heilig oder stark zu fühlen brauche, um etwas zu bewirken. Sobald ich reingekommen war und ihn um Hilfe gebeten hatte, schaltete er mir nur allzu gern den Zapfhahn frei, aus dem seine unvorstellbare Liebe und Vergebung fließen, und er hüllte mich in seine Wärme ein. Zudem war er bereit, meinen geistlichen Tank mit all dem zu füllen, was ich brauchte, um die Herausforderungen zu bestehen, die ich zuvor mit quasi leerem Tank meistern wollte.
Als ich gezahlt hatte und aus dem Tankstellenhäuschen wieder nach draußen trat, erwartete mich eine nette Überraschung. Am nächsten Zapfhahn neben meinem Auto stand Martha, eine meiner besten Freundinnen aus meiner früheren Schule. Schon monatelang hatten wir nichts mehr voneinander gehört. Wir umarmten uns, quatschten kurz und verabredeten uns dann zu einem Update-Spaziergang für den darauffolgenden Samstag. Von diesem Moment an wurde alles wieder besser. Es war, als hätte Gott darauf gewartet, mich wieder neu zu füllen, damit ich mich für ihn hinstellen und mich zeigen kann, unabhängig von meinen Gefühlen oder
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