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Viel besser als fliegen - wahre Geschichten für Teens

Viel besser als fliegen - wahre Geschichten für Teens

Titel: Viel besser als fliegen - wahre Geschichten für Teens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kelly Carr
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hätten. Doch ich greife bereits vor.
    Schwache Lippen
    Trompete spielen ist für die Lippen so anstrengend wie Gewichtheben für die Arme. Um Trompete spielen zu können, muss man die Lippen aufeinanderpressen und einen Summton erzeugen. Wenn man die Lippen gegen das Mundstück der Trompete presst, kommt das Summen am anderen Ende als Ton aus der Öffnung heraus. Je mehr man spielt, desto stärker werden die Lippen. Doch bevor sie stark werden, werden sie zunächst schwach.
    Nach den ersten drei Tagen der Probenwoche waren bei allen Trompetern die Lippen schwach. Wir hatten bereits mindestens dreißig Stunden Trompetenspiel hinter uns. Die Innenseite der Lippen wurde rau, weil das Mundstück stets die Lippen gegen die Zähne drückte. Das tut nicht nur weh, sondern man kann nicht mehr spielen. Die Lippen können dann nicht mehr summen.

    Hier kommt nun Anbesol ins Spiel, das ist ein in den USA erhältliches rezeptfreies Medikament gegen Zahnschmerzen. Trompeter verwenden es, um eine ganze Probenwoche zu überstehen. Man reibt ein bisschen von diesem Zaubermittel auf die Lippen und schon werden sie schön kribbelig und taub … zumindest so taub, dass man wieder spielen kann. Wissenswert ist außerdem, dass es Anbesol in zwei Formen gibt: als Gel und als Flüssigkeit. Und hier findet sich der Quotient für unsere Gleichung, über die ich im Laufe der Jahre unzählige Male gelacht habe.
    Unerwartete Ergebnisse
    Ich kann mich nicht erinnern, wer die Idee hatte oder wo sie herkam. Doch durch irgendwen wurde Arthur angestachelt, die Flasche Anbesol leerzutrinken, die er zur Probenwoche mitgebracht hatte. Ich weiß nicht genau warum, aber irgendwann willigte er ein und kippte die ganze Flasche ohne Nachzudenken in sich hinein. Zuerst verspürte Arthur den Stolz des Siegers. Er hatte nicht nur bewiesen, dass er mit seinen Kameraden mithalten konnte, sondern bekam auch ein lustiges Kribbeln im Bauch und kicherte wie ein Schulmädchen. Der Stolz über den Sieg wurde jedoch bald von der Qual der Niederlage verdrängt – sie kam in Form des Abendessens. Wenn ich mich recht entsinne, war die Wahlvorspeise in der Cafeteria in jener Woche gegrillter Käse.
    Nun möchte ich hier nicht allzu sehr ins Detail gehen. Daher sage ich bloß, dass der Bestandteil von Anbesol, der die Lippen taub macht, scheinbar auch den Verdauungstrakt taub macht. Arthur verlieh dem Motivationslied unserer Blaskapelle, „Hinterlass ein Stückchen von dir selbst auf dem Feld“, einen neuen Sinn …
    Positiver Gruppenzwang
    Ich weiß, dass diese Geschichte abscheulich ist, aber man kann etwas aus ihr lernen. Gruppenzwang ähnelt in vielerlei Hinsicht dieser kleinen Flasche Anbesol. Gruppenzwang hat das Potenzial, sehr zerstörerisch auf unser Leben zu wirken. Gruppenzwang kann uns dazu bringen, falsche Entscheidungen zu treffen, selbst wenn die richtige Entscheidung zum Greifen nahe ist. Und ich könnte diesen Vergleich weiter ausführen, aber das alles weißt du bestimmt schon und hast es sicher schon hundertmal gehört. Du brauchst es dir nicht noch einmal anzuhören.
    Was dir jedoch vielleicht noch nicht aufgefallen ist: Gruppenzwang hat auch das Potenzial, positiv zu wirken. Bei korrekter Verwendung hätte das Fläschchen Anbesol heilsam und befreiend auf Arthur gewirkt. Was ich damit sagen will: Wir haben das gleiche große Potenzial wie diese kleine Flasche.
    Jeden Tag gibt es unzählige Gelegenheiten, einen positiven Einfluss auf Dutzende Leute um uns herum auszuüben. Nutzt du diese Gelegenheiten? Bist du derjenige, der sich beim Kellner mit einem wirklich freundlichen Lächeln bedankt? Oder bist du derjenige, der einen bitterbösen Blick aufsetzt und eine abfällige Bemerkung macht, wenn der Bedienung bei der Bestellung ein Fehler unterläuft? Wenn du das nächste Mal in einer Kneipe oder einem Eiscafé sitzt, versuch es mal mit dem Lächeln. Schau mal, welche Wirkung das auf den Kellner hat und wie du anschließend von ihm behandelt wirst. Noch interessanter: Achte mal darauf, welche Wirkung das auf die anderen Leute an deinem Tisch hat. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie es dir gleichtun und die Bedienung mit Freundlichkeit überhäufen werden – ohne es zu merken!
    Es gibt an jedem Tag unzählige kleine Augenblicke, die man damit ausfüllen könnte, anderen mit Liebe zu begegnen. Denn darum geht es letztendlich, wenn man der Auslöser für positiven Gruppenzwang sein möchte: anderen mit Liebe, Freundlichkeit und Geduld zu

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