Viel Laerm um Stratfield
einer hellen Locke, die auf ihre Wange gefallen war. „Vielleicht weil du es bist?"
Sie grinste. „Bei Gelegenheit sollte ich euch allen das eine oder andere über mich erklären. Ich glaube, ich könnte ganz London schockieren, wenn ich meinem wahren Ich nachgeben würde."
„Tu das, Emma", sagte er, als ein Klopfen an der Tür ertönte. „Es ist beinahe schon wieder an der Zeit für einen neuen Familienskandal."
Lord Heath Boscastle blickte aus dem Fenster, während der Rest seiner Familie sich in dem kleinen Salon versammelte. Er wusste, warum er einberufen worden war, wusste, dass er in der Frage von Chloes Zukunft die entscheidende Stimme hatte. Warum bloß konnten die Dinge nicht wenigstens einmal so einfach sein, wie sie oberflächlich erschienen?
Insgeheim wünschte er sich, er könnte wie sein Bruder Devon glauben, dass Chloe einen anständigen jungen Mann kennengelernt hatte und die Zukunft für seine schöne Schwester rosig aussah.
Das erschien ihm doch ein bisschen zu simpel. Schicke die eigensinnige junge Frau für ein paar Wochen aufs Land, und - voilà! - schon trifft sie genau den Aristokraten, von dem die Familie immer geträumt hat, und all ihre Dämonen sind gebannt.
Es war möglich, aber nicht wahrscheinlich. Zumindest nicht für eine Boscastle.
Sein älterer Bruder Grayson, der Marquess of Sedgecroft, setzte sich auf das blaue Samtsofa. Seine Anwesenheit schien darauf hinzudeuten, dass die Sitzung gleich beginnen würde. Er erinnerte Heath stets an einen mittelalterlichen Prinzen -blond, zuversichtlich und tatendurstig. Drake und Devon, die beide dunkelhaarig und voller rastloser Energie waren, zogen es vor, zu beiden Seiten des Sofas zu stehen, als wollten sie die erste Gelegenheit nutzen, um auszureißen.
Alleine am Kamin, auf einem Lehnstuhl mit hohem Rücken, saß Emma, die verwitwete Viscountess Lyons, ein Notizbuch und einen Stift in der Hand. Heath machte sich um ihre Zukunft ebenso viele Sorgen wie um die von Chloe. Eine schöne junge Witwe war leichte Beute für den falschen Mann.
Emma blickte sich im Raum um. „Möchte deine Frau nicht zu uns stoßen, Grayson?", fragte sie besorgt.
Grayson grinste ein wenig verlegen. „Sie hat sich noch nicht entschieden, ob sie sich mit gutem Gewissen einer familiären Verschwörung hinter Chloes Rücken anschließen kann."
Drake lachte voller Anerkennung. „Nachdem Jane selbst zum Opfer einer ähnlichen Verschwörung geworden ist?"
Grayson tat, als wäre er beleidigt. Er und Jane hatten vor Kurzem nach einer Brautwerbung, die eher einem intellektuellen Schlagabtausch als zärtlichem Hofieren geähnelt hatte, geheiratet. Die schöne Marchioness mit den honigblonden Haaren war vermutlich die einzige Frau auf der Welt, die ihren Ehemann zur Räson bringen konnte. Und die er dafür liebte. „Willst du damit sagen, dass die Ehe mit mir so etwas wie eine Strafe ist?"
„Dein Bruder zu sein ist es jedenfalls", erklärte Devon mit Nachdruck. „Wenigstens manchmal."
Emma räusperte sich. „Können wir mit der fraglichen Angelegenheit weitermachen? Devon", meinte sie und deutete mit dem Stift in seine Richtung, „bitte sage uns deine Meinung über Chloes jungen Verehrer."
Devon zögerte, als befürchte er, es könnte Verrat an seiner jüngeren Schwester sein, wenn er diese Information mit seinen Geschwistern teilte. „Ich weiß nicht genau, was Chloe von ihm hält - sie war nicht ganz sie selbst, als ich sie zuletzt gesehen habe. Vielleicht ist das ein Zeichen für wahre Liebe."
„Was denkst du über ihn?", fragte Heath.
Devon zuckte mit den Schultern. „Ich kenne ihn nicht besonders gut. Justin und ich sind uns vor ein paar Jahren auf einer Jagd begegnet. Er schien ganz nett zu sein, nicht wahr, Drake?"
Drake schüttelte den Kopf. „Er war ein bisschen verwöhnt und arrogant, wenn ich mich recht erinnere."
„Sprecht ihr über meinen Gemahl?", fragte eine Frauenstimme von der Tür her. „Oder sollte es sich um einen seiner Brüder handeln?"
Grinsend blickte Heath zu seiner Schwägerin hoch. „Komm doch herein, Jane. Du wirst unsere Debatte durch neue Perspektiven bereichern."
Die Marchioness of Sedgecroft betrat den Raum und schaute direkt zu ihrem Ehemann hinüber, der sich gemeinsam mit den anderen Herren beim Klang ihrer Stimme erhoben hatte. „Ich fürchte, meine Meinung wird nicht willkommen sein.
Ich habe nie ein Geheimnis aus der Tatsache gemacht, dass ich von Anfang an dagegen war, Chloe aufs Land zu
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