Viel Laerm um Stratfield
einen weiteren Skandal verhindern können. Das wäre unser Ende."
Grayson blickte durch den Raum zu seiner eleganten, grünäugigen Frau hinüber. „Das weiß ich nicht, Emma. Für mich war ein solcher Skandal der Beginn eines sehr glücklichen Lebens."
17. Kapitel
Zwei ereignislose Tage waren vergangen, seit Tante Gwendolyn in ihrem Garten den Geist gesehen hatte. Chloes Tante war ihrem Wort treu geblieben und hatte das Geheimnis für sich behalten. Es war ihr jedoch nicht gelungen, ihre Neugier zu zügeln. Chloe hatte die Gute von ihrem Fenster aus mehrmals dabei gesehen, wie sie spätabends durch die Rosenbüsche schlich. Was ihre Tante mit Dominic vorhatte, wenn sie ihn erwischte, war ihr ein Rätsel. Die Ironie an der ganzen Geschichte war, dass sowohl sie als auch Chloe beide denselben schwer zu fassenden Teufel in die Finger kriegen wollten, um seinen ruhelosen Geist zu bändigen.
„Wenn du unseren Geist findest", flüsterte Chloe in die Dunkelheit, „richte ihm meine besten Wünsche aus, ja?"
Es war ihr nicht entgangen, dass Dominic sie wieder verlassen hatte, ohne ihr irgendetwas für die Zukunft zu versprechen. Selbst wenn es ihm gelang, seinen gefährlichen Plan in die Tat umzusetzen, konnte sie sich nicht sicher sein, wo sie danach stehen würden. Sie fragte sich, was ihre ungestüme gemeinsame Nacht ihm bedeutet hatte. Sein Körper mochte vielleicht geheilt sein, aber sein Geist war immer noch seinen inneren Dämonen ausgeliefert.
Würde sie feststellen müssen, dass ihre Beziehung auf nichts anderem basierte als der Verzweiflung eines Mannes und einer merkwürdigen Reihe von Ereignissen? Auf jeden Fall würde es nicht einfach, ihrer Familie zu erklären, wie die Verbindung zwischen Dominic und ihr begonnen hatte. Und sie konnte ihm nicht allein die Schuld dafür geben.
Es gab keine Garantie dafür, dass er sein Rachespiel überlebte - oder ihre zahlreichen anderen Befürchtungen sich diesmal nicht bewahrheiteten. Sie sagte sich, dass sie hätte froh sein müssen, weil er sich geweigert hatte, sie noch tiefer in seine gefährlichen Pläne zu ziehen. Schließlich wollte er sie so beschützen. Nichts davon änderte jedoch etwas an ihren Gefühlen für diesen Mann, der einen zur Raserei bringen konnte.
Es gab Zeiten wie heute, wo sie an ihrem Fenster stand und bereit war, zu schwören, dass sie spüren konnte, wie er sie beobachtete. Ihre Haut prickelte vor freudiger Erwartung.
Zu anderen Zeiten war das Gefühl, beobachtet zu werden, unangenehm, und sie fragte sich, ob Sir Edgar genau wie sie auf den abendlichen Wald hinausblickte, beide auf der Suche nach dem Mann, der durch ihre Gedanken spukte.
„Ich weiß, dass du dort bist, Dominic", sagte sie mit einem tiefen Seufzer, als sie die Vorhänge für die Nacht zuzog. „Ich hoffe, dein Feind ist sich dessen nicht genauso bewusst."
Durch die belaubte Böschung am Rande des Waldes vor neugierigen Blicken geschützt, fragte sich Dominic, ob es möglich war, dass Chloe ihn bewusst verspottete. Ahnte sie, dass er kurz davor war, in ihr Zimmer einzubrechen, ohne sich um die Konsequenzen zu scheren? Versuchte sie, ihn wieder zu sich zu locken, oder machte dieser idiotische St. John ihr im Dunkeln den Hof?
Wenn er die Gelegenheit dazu bekam, würde er dem Kerl die eine oder andere Lektion erteilen, weil er versucht hatte, Chloe zu verführen. Zwar hätte Dominic sie liebend gerne selbst verführt, aber jedem anderen Mann würde er dieses Privileg selbstverständlich untersagen. Vor allem nachdem sie sich ihm in jener Nacht hingegeben hatte. Sie gehörte nur ihm, und wenn er seine Angelegenheiten in Ordnung gebracht hatte, würde er dafür sorgen, dass die ganze Welt das wusste. Dann würde er nie wieder gezwungen sein, sie zu verlassen.
Er lächelte, als er sie durch das Teleskop betrachtete. Hinter den Spitzenvorhängen konnte er ihren Umriss erkennen. Ihre natürliche Anmut raubte ihm den Atem, und er fühlte sich zugleich schwach und kraftvoll. Er erinnerte sich wieder an ihre samtweiche Haut, ihr kehliges Stöhnen, als sie sich vereinigt hatten, ihren Duft, den verletzten Blick in ihren Augen, weil er sich dazu gezwungen hatte, den Raum zu verlassen.
Voller Bedauern senkte er das Teleskop. Zu einem anderen Zeitpunkt konnte er sich so lange quälen, wie er wollte. An diesem Abend jedoch erwartete ihn eine viel unangenehmere Aufgabe. Sir Edgar hatte in der letzten Zeit immer wieder spätabends die Gegend rund um das Anwesen erforscht, und
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