Viel Rummel um Nichts
gesehen habt, was diese Waffe kann, werden wir für die weitere Ausbildung jedem von euch eine aushändigen.«
Die Rekruten bekundeten nun merklich mehr Interesse als zuvor, und der Rest des Ausbildungsblocks ging rasch vorbei. Brandy stufte ihn als ungewöhnlichen Erfolg ein - vor allem, weil selbst Mahatma von der SR-1 so fasziniert war, dass er ganz vergaß, seine Frage zu stellen.
Tagebucheintrag # 376
Eine Friedenssicherungsmission kommt von Natur aus der Behauptung gleich, die Regierung des Krisenlandes sei außerstande, aus eigener Kraft den Frieden zu wahren. Daher überraschte es niemanden, dass die Regierung von Landohr den Omega-Mob als notwendiges Übel betrachtete, das sie gleichermaßen dulden müsse wie Wildhüter oder Hundefänger. Die Angebote meines Dienstherrn, seine Legionäre für verschiedene staatliche Bauvorhaben zur Verfügung stellen, stießen auf generelle Ablehnung. Unmissverständlich gab die Regierung zu verstehen, die Omega-Kompanie könne ihre Anwesenheit ausschließlich rechtfertigen, indem sie die Rebellen ausrotte: die Überbleibsel der ehemaligen Regierung und deren Anhänger.
Die gewöhnlichen Bürger indes schienen der Legion nicht feindselig gesonnen zu sein. Auf Anweisung meines Dienstherrn zeigten sich die Legionäre in der Öffentlichkeit, gaben ihr Geld in Geschäften und Restaurants aus und versuchten sich den Einheimischen, zu deren Schutz sie schließlich auf Landohr weilten, von ihrer besten Seite zu präsentieren. Diese Vorgehensweise zahlte sich erwartungsgemäß aus. Bald schon erfreuten sich die Legionäre in der Öffentlichkeit großer Beliebtheit und zwar in gleichem Maße, wie sie bei der Regierung unbeliebt waren.
»Hey, sieh dir mal den großen Kerl mit der lustigen Nase an«, rief eine helle Stimme von der gegenüberliegenden Straßenseite.
Schoppen-Hauer blieb stehen und blickte die Gruppe einheimischer Kinder prüfend an. Wenige Straßenblocks vom Hotel entfernt hatte sich die Wohngegend rasch verändert und verriet dem Betrachter, dass er sich in einem ehemaligen Industriegebiet befand. Auf dem verfallenen Gebäude, vor dem die Kinder standen, hatte man ein Schild angebracht: In Kürze sollte das Haus beschlagnahmt und abgerissen werden, um Platz für den Landohr-Park zu schaffen.
»Hallo«, sagte der Legionär. »Ich heißen Schoppen-Hauer. Ihr wohnen hier?«
Nun, da die Kinder die Aufmerksamkeit des seltsamen Wesens auf sich gelenkt hatten, flüsterten sie miteinander, als seien sie nicht sicher, was sie tun sollten. Eines der Kinder, ein Mädchen, war kühner als der Rest und trat vor. »Bist du ein Soldat?«
»Nicht Soldat«, antwortete Schoppen-Hauer. »Weltraumlegion - wir besser als Soldaten.« Er überquerte lässig die abfallübersäte Straße und bemühte sich sehr, auf die Kinder einen möglichst harmlosen Eindruck zu machen. Das war ein recht schwieriges Unterfangen für jemanden, der große Ähnlichkeit mit einem über zwei Meter großen Warzenschwein aufwies. Der Hauptmann hatte der Kompanie jedoch erklärt, wie wichtig es war, zu den Einheimischen von Landohr freundlich zu sein, und Schoppen-Hauer wollte gern seinen Teil dazu beitragen.
»Ich heiße Bucky, und ich hab keine Angst vor dir«, sagte das Mädchen. Es war allenfalls halb so groß wie der Legionär und sah finster zu ihm auf.
Hinter ihr rief ein anderes Kind mit heller Stimme: »Ihr richtiger Name ist Claudia.«
»Halt die Klappe, Abdul«, sagte Bucky/Claudia und warf dem Jungen über die Schulter einen feindseligen Blick zu. Dann starrte sie wieder Schoppen-Hauer an. Wie ihre Freunde trug auch sie zerlumpte Kleidung. Dem Ausdruck ihres schmutzigen Gesichts nach würde sie sich von niemandem einschüchtern lassen. Schoppen-Hauer schloss, dass sie die Anführerin der kleinen Gruppe sein müsse.
»Du wohnen hier, Bucky, oder du nur hier, um mich zu sehen?«, fragte er und kniete sich hin, damit das Mädchen nicht mehr den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
Er hatte herausgefunden, dass er auf Menschen einen weniger einschüchternden Eindruck machte, wenn er sich hinsetzte oder in die Hocke ging, um den deutlichen Größenunterschied zu seinem jeweiligen Gesprächspartner auszugleichen.
Manchmal war es nützlich, auf andere eine einschüchternde Wirkung auszuüben, doch augenblicklich erschien dies ganz und gar nicht angebracht.
»Ich wohne drüben in der Hastings Street«, antwortete das Mädchen. »Meine Familie besitzt ein
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