Viel Rummel um Nichts
Ortswechsel. Der Planet war darüber hinaus an und für sich attraktiv. Als die Legionäre die Stadt und die nähere Umgebung erkundeten, erwiesen sich die Strande und der bergige Nordteil der Insel als ebenso malerisch, wie es die Abbildungen in den Touristenbroschüren versprachen. Die einheimische Küche basierte auf mehreren terrestrischen Traditionen und war so gut, dass sie eine reizvolle Alternative zu der exzellenten Verpflegung darstellte, mit der Messefeldwebel Escrima die Kompanie versorgte. Der Küchenfeldwebel war sogar bereits eifrig dabei, sein Repertoire um einige landohranische Gerichte zu erweitern.
Escrima ließ den Blick durch die Hotelküche schweifen. Der glänzenden Ausstattung und den herrlichen Düften nach zu urteilen, stand er offenbar in der Küche eines Weltklasserestaurants. Nur sehr wenige Messefeldwebel bekamen jemals die Gelegenheit, hochwertige Speisen zuzubereiten ...
Die meisten Gerüche waren ihm vertraut: Es duftete nach Knoblauch und Lorbeerblättern, verschiedenen Pfeffersorten, Zwiebeln und Tomaten, und Escrima roch zudem die neutralen Aromen von Reis und Bohnen, die in ihren Töpfen vor sich hin köchelten. Auch glaubte er, den Duft verschiedener Fleischsorten zu erkennen, die man briet und grillte, schmorte und sautierte. Das Aroma der sautierten Fleischsorte war dem Küchenfeldwebel neu, und das verdutzte ihn.
Offenbar stammte das Fleisch von einem einheimischen Tier. Soweit Escrima wusste, war das Fleisch einheimischer Tiere jedoch für Menschen ungenießbar.
Nun, er würde schon noch herausfinden, um was für ein Fleisch es sich genau handelte. Er hatte sich mit dem Chefkoch des Hotels verabredet, dem es ein wenig Sorge bereitete, seine Küche in eine Legionsmesse umzufunktionieren. Escrima war hier, um die Vorurteile des Chefkochs zu zerstreuen.
Er schritt zum nächsten Herd, nahm den Deckel von einem dampfenden Kochtopf und warf einen prüfenden Blick hinein. Im Topf köchelte ein würziger Eintopf: wohlriechendes Fleisch mit Zwiebeln und noch einigen anderen Zutaten.
Escrima sah sich nach einem Löffel um, mit dem er von dem Gericht kosten könnte, als jemand hinter ihm sagte: »Ah, sind Sie vielleicht der Armeekoch?«
»Nicht Armee, Weltraumlegion«, antwortete Escrima. Er musste sich zusammenreißen, um seinen Gesprächspartner nicht anzufahren. Der Mann trug eine traditionelle Kochmütze und eine weiße Schürze. »Ich bin Feldwebel Escrima, Lebensmittelzubereitungsspezialist Stufe E-9, und ich hier, um Kücheneinrichtung zu inspizieren. Hat man Ihnen gesagt, dass wir Küche miteinander teilen werden?«
»Ja, Feldwebel«, sagte der Küchenchef. »Das wird eine sehr ... äh, interessante Erfahrung für mich sein, glaube ich.«
»Wem Sie sagen das?«, erwiderte Escrima. »Ich schon Appetit bekomme, wenn ich nur diese Küche betrete. Wenn die Legionäre Ihr Zeug nicht essen, dann man sollte besser überprüfen ihre Lebenszeichen. Ich sehe schon, dass ich werden kennen lernen eine ganz neue Küche. Wie nennen Sie dieses Gericht?«
»Nutria Jambalaya«, informierte ihn der Koch. »Eins unserer kreolischen Gerichte. Wir bereiten auch >Nutria süßsauer< mit Bingobohnen zu, und heute Abend steht >Nutria Parmigiana< auf dem Menü.«
»Nutria?« Escrima war verwirrt. »Das muss dieses Fleisch sein, aber ich das hier überhaupt nicht kenne. Ist es aus dem Fleischzuchtbottich?«
»Nein, nein, Sie sind auf dem völlig falschen Dampfer«, winkte der Koch lächelnd ab. »Die Nutria ist unser bekanntestes Tier. Die Mogule haben es damals von der Erde importiert. Damals war die Nutria selten und so teuer wie Pferd oder Pompano. Aber die Nutria vermehrte sich in den Tieflandsümpfen, und nun ist das Tier auf Landohr so häufig vertreten, dass es unser bedeutendster heimischer Eiweißlieferant ist.«
»Ein Tier von Erde«, sagte Escrima. »Na, das sehr gut - wenn es vor Ort echtes Fleisch gibt, ich benutze so gut wie nie synthetische Proteine. Was für ein Tier ist Nutria?«
»Wild, Feldwebel«, erwiderte der Küchenchef. »Hat einen sehr kräftigen Geschmack, schmeckt sehr gut geröstet oder in pikanter Soße. Man kann das Fleisch sehr vielfältig zubereiten, wie Hühner- oder Rindfleisch, aber es ist viel billiger. Die Jambalaya ist zwar erst fertig, wenn ich den Reis unter das Fleisch und das Gemüse menge, aber probieren Sie ruhig schon mal, dann bekommen Sie eine Vorstellung davon, wie's am Ende schmecken wird.«
Escrima kostete einen Löffel
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