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Viel zu lange her

Viel zu lange her

Titel: Viel zu lange her Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hannay
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ungeheuer viel aufgebürdet. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich gar nicht helfe.”
    „Unsinn”, wehrte Rosalind ab. „Denk nur an dich selbst und an deinen Bräutigam, und überlass alles andere mir. Offenbar fühlst du dich schon wesentlich besser. Vielleicht möchtest du heute mit deinem eigenen Wagen in den Schönheitssalon fahren.”
    Die Vorstellung, einen Tag für sich allein zu haben und machen zu können, was sie wollte, munterte Tessa unbeschreiblich auf.
    „Geh schon, und genieße all die Schönheitsbehandlungen, die ich für dich bestellt habe”, drängte Rosalind und umarmte ihre Tochter. „Du bekommst eine Massage, eine Gesichtsmaske, Maniküre und Pediküre. Am wichtigsten Tag deines Lebens musst du vom Scheitel bis zur Sohle geradezu leuchten.”
    Und so war Tessa nach der Dusche fest entschlossen, sich einen Tag lang verwöhnen zu lassen.
    Dafür wählte sie ihre bevorzugte Kleidung. Über hellblauen Designer-Dessous zog sie eine taubenblaue Tweedjacke und einen schmal geschnittenen Rock in der gleichen Farbe an. Der Ausschnitt der Jacke war mit winzigen Bögen verziert.
    Tessa mochte dieses Kostüm, weil es ihre Figur betonte. Darin fühlte sie sich stets besonders feminin und gut aussehend. Außerdem betonte es ihre blauen Augen.
    Gut auszusehen war der erste Schritt, um sich auch gut zu fühlen.
    Am Nachmittag sah Tessa dann noch besser aus, nachdem sie sich in die Hände einer bewundernswerten Expertin begeben hatte. Maggie, die Kosmetikerin, trat einen Schritt zurück und begutachtete ihr Werk. „Nur selten erreiche ich Perfektion”, meinte sie und seufzte verträumt.
    „Sie sind einfach sagenhaft. Ach, werden Sie eine schöne Braut sein!”
    Tessa lächelte ihrem Spiegelbild zu und freute sich über das Kompliment.
    Der Anruf kam während der Maniküre. Die Nägel waren geschnitten und gefeilt worden, und jetzt waren die Finger gespreizt, damit die zweite Lage Nagellack trocknen konnte. Die Beine waren hochgelagert, und die Zehen mit den lackierten Nägeln waren durch Wattebäusche voneinander getrennt.
    „Anruf für Miss Morrow”, verkündete eine Assistentin.
    „Oh, das ist im Moment etwas schwierig”, meinte Tessa lachend. „Wer ist es denn, Carrie? Ist es wichtig?”
    „Es ist ein Mann”, erwiderte die Assistentin aufgeregt. „Ich glaube, es könnte Ihr Verlobter sein.”
    „Ach, Paul? Dann sollte ich den Anruf annehmen.” Tessa versuchte, sich dem lockeren Plauderton anzupassen, den sie den ganzen Tag im Salon gehört hatte.
    „Ich rolle Ihren Stuhl zum Telefon”, bot Heather an, die bei ihr die Maniküre durchführte. „Für solche Gelegenheiten brauchen wir unbedingt ein schnurloses Telefon. Das muss ich der Geschäftsführerin sagen.”
    Tessa ließ sich quer durch den Salon fahren und lachte, als Carrie ihr den Hörer zwischen Schulter und Wange klemmte.
    „Hallo, Paul”, sagte sie heiter.
    „Ich bin leider nicht Paul, Tessa.”
    Die tiefe Stimme gehörte eindeutig nicht Paul. Tessas Herz schlug schneller.
    „Isaac?” fragte sie.
    „Ja. Ich wollte wissen, wie lange du noch brauchst. Ich muss mit dir sprechen.”
    Tessa rutschte der Hörer von der Schulter. Mühsam brachte sie ihn wieder in Stellung.
    „Sprechen?” wiederholte sie überflüssigerweise. Worüber wollte Isaac mit ihr sprechen?
    Sekundenlang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. „Ich muss mit dir etwas Wichtiges klären, bevor du … vor morgen.”
    Sie schloss die Augen, als könnte sie dadurch ihre Gefühle zurückhalten. Im Moment konnte sie sich nicht mit Isaac auseinander setzen. „Für uns gibt es nichts mehr zu sagen. Wir haben schon zwei Mal versucht, miteinander zu reden. Einmal beim Mittagessen und einmal nachts.”
    Verlegen sah sie sich im Salon um, aber alle waren beschäftigt. „Wir würden doch nur wieder streiten”, flüsterte sie.
    „Tessa, bitte, es ist…” Er seufzte. „Ich muss mir etwas von der Seele reden. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Triff mich, sobald du nur kannst”, drängte er.
    Ihr Verstand warnte sie, weil sie sich so kurz vor der Trauung keine zusätzlichen Probleme mehr leisten konnte. Trotzdem fragte sie: „Wo?”
    „Ich warte im Hafen auf der ,Antares’.” Er räusperte sich.
    „Ich weiß, dass es nach einem drittklassigen Film klingt, aber das ist der einzige Ort in dieser Stadt, wo wir ziemlich sicher von niemandem gesehen werden, der unsere … deine Familie kennt.”
    Mehrere Gründe für das Treffen mit Isaac fielen ihr

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