Viel zu lange her
Augen.
„Ich habe mein Leben neu gestaltet”, erklärte sie. „Ich bin sehr zufrieden. Meine Pläne mögen auf einen Außenstehenden - einen Abenteurer wie dich - nicht gerade aufregend wirken, aber ich will so leben.” Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Mit Paul.”
Isaac lehnte sich gegen einen Schrank der Kombüse und verschränkte die Arme. „Wenn du mit Paul so unbeschreiblich glücklich bist, was sollte dann die ganze Aufregung, als ich am Montag auftauchte?”
„Wie kommst du bloß darauf, dass mich das berührt haben könnte?” fragte sie empört. „Du bist schrecklich eingebildet, Isaac Masters!”
Wie konnte sie so tun, als hätte es sie nicht berührt? Rosalind hatte schließlich allen erzählt, dass sie fast in Ohnmacht gefallen sei, als sie von Isaacs Rückkehr hörte. Und dann hatte sie sich in seinem Zimmer schrecklich aufgeführt!
Sie standen einander wie Kämpfer in einem Boxring gegenüber. Isaac ließ den Blick über ihr Gesicht gleiten. „Muss ich dich wirklich an einiges erinnern?” fragte er.
„Du meinst vermutlich den Abend in deinem … Schlafzimmer”, erwiderte sie mutig, wurde jedoch rot und senkte den Blick. „Möglicherweise fühle ich mich körperlich noch ein wenig zu dir hingezogen, aber …”
„Aber?” wiederholte er und fügte leise hinzu: „Aber es ist mehr als nur ein wenig, nicht wahr, Tessa? Als ich dich in den Armen hielt…”
Er streckte die Hand aus, als wollte er ihr das Haar hinter das Ohr zurückstreichen, ballte jedoch die Hand zur Faust und schob sie in die Hosentasche.
Tessa blickte durch ein Bullauge zum abendlichen Himmel hinauf. „Diese körperliche Anziehung”, sagte sie kopfschüttelnd und suchte na ch den richtigen Worten. „Eine gute und dauerhafte Ehe baut nicht darauf auf.”
„Das glaubst du, Tess? Du glaubst, dass du mit dem einen Mann glücklich verheiratet sein kannst, obwohl du dich zu einem anderen hingezogen fühlst?”
„Du hast vielleicht Nerven, Isaac!” schrie sie ihn an. „Weshalb hast du mich hierher geschleppt? Um mir eine Predigt zu halten?”
„Nein, die hast du schon von dem Geistlichen gehört. Er hat über Lieben und In-Ehren-Halten gesprochen, Theresa Rose.”
„Ich bitte dich, Isaac! Du begreifst doch nicht einmal im Ansatz, was eine Ehe bedeutet.
Bindung und Treue kommen in deinem Wortschatz nicht vor. Denk darüber nach! Du hast so getan, als würdest du mich lieben. Dann bist du verschwunden, ohne dich zu verabschieden. Nach neun Jahren kommst du zurück und gehst vor meinen Augen mit meiner besten Freundin aus. Und du besitzt die Frechheit, mir wegen meiner Beziehung eine Lektion zu erteilen?” Ihre Stimme brach vor Zorn.
Er lachte bitter. „Freut mich, dass du Alice erwähnst.”
„Alice?” wiederholte Tessa verwirrt. Er besaß doch wohl nicht die Geschmacklosigkeit, ihr seinen wundervollen Abend mit ihrer Brautjungfer in allen Einzelheiten zu schildern! „Was hat Alice damit zu tun?”
„Ich hatte mit ihr beim Essen nach der gestrigen Probe eine sehr interessante Unterhaltung.
Deshalb möchte ich auch jetzt mit dir sprechen.”
Tessa ließ sich auf die Kante eines Sofas sinken. Isaac setzte sich zu ihr - viel zu nah!
„Und über welches interessante Thema hast du dich mit Alice unterhalten?” fragte sie endlich.
„Über dich.”
Tessa lachte laut auf. „Das hat Alice bestimmt genossen! Sie war scharf auf dich. Ich war garantiert das Letzte, worüber sie mit dir sprechen wollte.”
„Sie hat es geschafft”, erwiderte Isaac lächelnd und wurde wieder ernst, während er die gerahmt en Fotos der Familie Morrow an einer Wand betrachtete. Die Aufnahmen waren in einer glücklicheren Zeit am Great Barrier Reef entstanden. Auf einem Foto waren Isaac und Tessa mit Tauchermasken und Schnorcheln zu sehen. „Von Alice habe ich die wichtigste Neuigkeit über dich erfahren, die ich seit neun Jahren gehört habe.”
Ein Funke Hoffnung keimte in ihr auf. „Was … was für eine Neuigkeit, Isaac?”
Erst als er ihre Hände festhielt, merkte sie, dass sie wieder mit ihrem Haar gespielt hatte.
„Erinnerst du dich an ein Gespräch, das du mit Alice vor Jahren geführt hast?” fragte er und streichelte ihre Hand. „Das war in der Universitätsbibliothek, wenige Tage bevor ich weglief …
bevor ich die Stadt verließ.”
Sie versuchte, die Gefühle zu verdrängen, die er durch seine Berührung auslöste. Ob ihm ihre wundervoll verschönten Fingernägel gefielen?
„Worüber
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