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Viel zu lange her

Viel zu lange her

Titel: Viel zu lange her Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hannay
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der Braut.”
    Der Dekan lächelte. „Meine Liebe, sprechen Sie mir nach. Ich, Theresa Rose, vor Gott…”
    Tessa hoffte, dass ihr die Stimme gehorchte. „Ich, Theresa Rose, vor Gott…”
    „… nehme ich dich, Paul Francis, zu meinem Ehemann …”
    Ausgerechnet jetzt blickte sie in Isaacs Gesicht und erschrak über seine wilde Miene. Sie wollte die Worte wiederholen, brachte jedoch keinen Laut hervor. Sekundenlang konnte sie nur ihn ansehen.
    Er kniff die Augen zusammen. Offenbar erkannte er ihre Panik, weil er andeutungsweise lächelte. Nur sein Blick verlor nichts von seiner Härte.
    „Na los”, flüsterte er, und sein Atem strich warm über ihre Stirn. Dabei berührte er sanft ihre Hand. Sie konnte kaum die Erinnerungen daran unterdrücken, wie diese Finger sie in der Nacht zuvor gestreichelt und verführt hatten.
    Sie holte tief Atem.
    „… nehme ich dich, Paul … Paul Francis, zu meinem Ehemann” , brachte sie schließlich hervor.
    „Sie müssen etwas lauter sprechen, Tessa”, drängte der Geistliche behutsam.
    „In guten wie in schlechten Zeiten.”
    „In guten wie in schlechten Zeiten.”
    „So ist es besser. Bis dass der Tod uns scheidet.”
    „Bis dass der Tod uns scheidet.”
    Irgendwie scha ffte sie es. Fast war es, als würde sie das große Einmaleins hersagen, nur schwieriger. Nie zuvor hatte sie sich so elend gefühlt.
    Nicht einmal, nachdem Isaac sie verlassen hatte.
    Sie wusste, dass jedes Wort sie von Isaac weg in Pauls Arme führte, und doch war es gerade die Wärme von Isaacs Hand, die ihr dabei half.
    „Jetzt übergibt mir der Trauzeuge den Ring”, sagte der Geistliche zu Nigel.
    Laute Schritte näherten sich. Tessa drehte sich um und entdeckte Paul, der sichtlich außer Atem und am Ende seiner Kräfte durch eine Seitenkapelle zu ihnen eilte. Das hellbraune Haar stand vom Kopf ab, als wäre er unzählige Male mit den Fingern hindurchgefahren.
    „Ach!” rief der Geistliche erfreut. „Da haben wir ja den Bräutigam. Herzlich willkommen! Sie tauchen gerade rechtzeitig auf, um die Ringübergabe zu proben.”
    Paul trat verärgert zu ihnen. „Wieso haben Sie ohne mich angefangen? Ich habe Ihnen doch ausrichten lassen, dass ich mich verspäten würde. Natürlich wäre ich gern pünktlich gewesen, aber ich konnte den Richter nicht dazu bewegen, die Verhandlung zu vertagen.”
    Er wandte sich an Isaac. „Was ist hier los, Morrow?” Sein rundliches Gesicht war rot angelaufen.
    „Beruhige dich”, erwiderte Isaac leise. „Die Lady gehört allein dir.”
    Mit einer spöttischen Verbeugung fügte er hinzu: „Ich war nur Statist.”
    Paul warf Isaac einen misstrauischen Blick zu, bevor er den Platz an Tessas Seite einnahm.
    Sie ergriff seine Hand. „Wir dachten, du hättest nichts dagegen, wenn wir anfangen.
    Hoffentlich war dein Tag nicht allzu schlimm.”
    Er sah sie finster an. „Er war schlimm”, erwiderte er leise, rang sich dann jedoch ein schwaches Lächeln ab. „Aber das entschädigt mich”, fügte er hinzu und drückte ihr einen feuchten Kuss auf die Wange.
    „Ich gehe an die frische Luft”, sagte Isaac und verließ die Kirche.
    Paul wiederholte seinen Text klar und deutlich, wenn es auch etwas geschwollen klang. Tessa konnte ruhig und verständlich antworten, bis sie zur letzten Zeile kam. „Möge Gott uns erlauben, in Liebe zu wachsen.”
    Genau das war es. Ihre Liebe zu Paul musste wachsen - bis sie ihn so sehr liebte wie Isaac …
    Zu ihrer Erleichterung endete die Probe kurz darauf. Isaac lehnte an einer Säule neben dem Eingang, als sie sich dem Tor näherten.
    „Du warst sehr gut zu verstehen”, sagte er zu Tessa.
    Sie ant wortete nicht.
    „Ich habe Hunger”, erklärte Alice, wandte den Blick nicht von ihm und beugte sich zu Tessa.
    „Hm, ich male mir schon den Nachtisch aus.”
    Danach ging sie mit wiegenden Hüften zu Isaac. „Führe mich an die nächste Futterkrippe!”
    Isaac betrachtete Alice amüsiert. „Mit Vergnügen”, erwiderte er und bot ihr den Arm. „Gehen wir.”
    Tessa fand, dass er erleichtert und erwartungsvoll wirkte.
    „Wir sehen uns an deinem großen Tag, Tess!” rief Alice und ging mit Isaac davon.
    Tessa lächelte, bis die beiden lachend und scherzend die Stufen vor der Kathedrale hinuntergeeilt waren und den dunklen Parkplatz betreten hatten. Wegen ihres Verlobten hätte sie sich allerdings die Mühe sparen können. Paul unterhielt sich eingehend mit Nigel über die heutige Gerichtsverha ndlung und achtete nicht auf

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