Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Viel zu lange her

Viel zu lange her

Titel: Viel zu lange her Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hannay
Vom Netzwerk:
kein Wort davon gemeint habe. Ich wusste, dass Mum unglücklich war, weil ich ständig mit dir zusammen war, doch das störte mich nicht. Sie konnte sich nicht zwischen uns drängen. Ich sagte Alice, dass ich dich liebe …”
    Er drückte ihre Finger an seine Lippen und küsste sie. „Das weiß ich jetzt alles. Laut unserer guten Freundin Alice hast du sogar behauptet, wir seien Zwillingsseelen.”
    „Genau das habe ich gesagt.” Sie sah zu, wie er auf jeden ihrer Finger einen Kuss drückte. „Ich sagte auch, du seist ein Teil von mir.”
    Er lächelte traurig und drückte ihre Hand. „Du hast gesagt, wir seien eine Einheit.”
    „Das hat Alice dir auch erzählt?” Ihre Stimme klang heiser.
    „Ja. Sie erinnert sich deshalb so genau, weil sie das alles unbeschreiblich romantisch fand.”
    „Und ich dachte, Alice würde nichts von Romantik halten”, gestand sie überrascht.
    Er zuckte die Schultern. „Nun, dein Geständnis hat jedenfalls bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Alice meinte, es sei so rührend gewesen, dass weiße Tauben rings um die Bibliothek flatterten, Rosen auf den Bücherregalen erblühten und Geigen spielten.”
    Tessa lachte leise. „Ich wurde ziemlich dramatisch, weil ich unbedingt auslöschen wollte, was ich zuerst gesagt hatte. Ich fühlte mich elend, weil ich so getan hatte, als würde ich dich nicht lieben.”
    „Ich fühlte mich auch elend, als ich es hörte.”
    In der Kabine war es so still, dass Tessa meinte, ihr Herz schlagen zu hören. „Es tut mir Leid”, flüsterte sie.
    Wie konnte ein Mann so traurig und trotzdem so erregend aussehen? Sie wollte diesen Moment festhalten - einen Moment des Friedens und der Versöhnung. Vielleicht war es sogar ein Wendepunkt. Doch sie musste eine Frage stellen. „Wenn du nicht wegen dieses belauschten Gesprächs fortgegangen bist, weshalb dann?” Sie packte ihn an den Schultern, als er den Kopf schüttelte. „Du musst es mir sagen! Warum bist du fortgegangen? Gestern Morgen hast du behauptet, es sei um meinetwillen geschehen. Ich muss es wissen!”
    „Warum? Das ist doch offensichtlich.”
    „Wenn ja, habe ich neun Jahre lang das Offensichtliche übersehen. “
    Sie wartete darauf, dass er etwas sagte.
    „Nein.” Entschlossen schüttelte er den Kopf. „Mehr will ich nicht verraten, Tessa.” Damit stand er auf, trat an ein Bullauge und blickte zum sternenübersäten Himmel hinauf. „Ich wollte dir nur erklären, dass es mir Leid tut, falls ich mich in den letzten Tagen zurückhaltend oder unfreundlich benommen habe. Jetzt weiß ich, dass es nicht gerechtfertigt war. Aber ich habe dich neun Jahre lang für grausam und herzlos gehalten. Das hat mein ganzes Denken vergiftet.”
    „Du antwortest nicht auf meine Frage?”
    Er zerrte am offenen Hemdkragen, als würde er nicht genug Luft bekommen.
    „Nein”, wehrte er schroff ab und trat nach dem Kartentisch. „Es ist zu spät, Tess. Es hätte keinen Sinn, noch einmal alles aufzuwärmen. Es tut mir Leid, aber es ist zu kompliziert und zu spät.”
    Sie trat neben ihn. „Du wolltest mir also nur sagen, du hättest gedacht, dass ich dich nicht liebe, aber jetzt weißt du, dass ich dich liebe.”
    „Wie bitte?”
    „Ich … ic h meine, dass ich dich … liebte”, verbesserte sie sich stockend. „Du weißt jetzt, dass ich dich damals liebte, als ich neunzehn war. Das wolltest du sagen, nicht wahr?”
    „Ich dachte, ich hätte mehr als das erreicht.” Er betrachtete sie fragend. „Das ist doch nicht die Hauptsache, oder?”
    „Ich weiß es nicht, Isaac. Du wolltest dieses Zusammentreffen.” Sie sah ihm tief in die Augen, und er wirkte so traurig, dass sie ihn unbedingt trösten musste.
    „Ich wollte, dass dir dieses Gespräch irgendwie hilft”, erklärte er seufzend.
    „Dass es mir hilft?”
    „Ja. Ich wollte dich nicht morgen heiraten lassen, ohne mich für mein Verhalten entschuldigt zu haben. Du solltest wissen, dass ich falsche Schlüsse gezogen hatte. Ich musste dir alle Last abnehmen, die ich verschuldet habe.”
    Sie ließ sich auf das Sofa sinken. Das war die Wahrheit? Doch was sonst konnte sie schon erwarten? Dass er sie ihrem Verlobten wegnehmen wollte? Natürlich nicht! Eigentlich hätte sie begeistert, erleichtert und dankbar sein müssen.
    „Ach, Isaac, ich weiß nicht, ob mir das irgendwie hilft.”
    „Dann muss ich mich noch einmal entschuldigen.”
    Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Ich frage mich, ob du mir auf einem Umweg erklären

Weitere Kostenlose Bücher