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Viel zu lange her

Viel zu lange her

Titel: Viel zu lange her Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hannay
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nickte.
    „Wir machen es kurz.” Er blieb stehen und betrachtete liebevoll seine Tochter. Die Nachmittagssonne schien durch ein hoch angebrachtes kreisförmiges Fenster. „Wir alle werden es überleben, Tessa. Die nächsten Minuten werden hart, aber hinterher kannst du sehr stolz auf dich sein, Kleines. Du hast eine schwere Entscheidung getroffen, und wir alle wissen, dass sie richtig ist.”
    „Ja”, flüsterte sie.
    „Um ehrlich zu sein”, fuhr er fort, „muss ich gestehen, dass ich schon seit einiger Zeit ahnte, dass ihr nicht genug füreinander empfindet, du und Paul. Ich fürchtete, dass in eurer Beziehung etwas fehlt, doch ich war nicht bereit einzugreifen. Als dann Isaac zurückkam … nun ja …” Ihr Vater lächelte bedauernd. „Ich dachte mir, dass Paul gegen ihn keine Chance hat, aber ich wusste nicht, was ich machen sollte. Hätte ich natürlich etwas von dieser anderen Geschichte geahnt…”
    „Es ist schon gut, Dad”, versicherte Tessa. „Bringen wir es hinter uns.”
    Sie betraten die mit Blumen geschmückte Kirche, um zu den wartenden Gästen zu sprechen -
    zu Freunden, Verwandten, Kollegen und Schaulustigen. Doch Tessa interessierte sich bloß für ein einziges Gesicht in der Menge. Es war nur wichtig, dass eine einzelne Person die kurze Ansprache ihres Vaters hörte.
    Das Streichquartett spielte Bach, als sie sich den Stufen der Kanzel näherten. Die Gäste in den vordersten Reihen begannen zu raunen. Tessa und John Morrow entsprachen eindeutig nicht dem erwarteten Bild. Anstelle eines Fracks trug Tessas Vater einen grauen Anzug, und Tessa hatte statt des schönen Hochzeitskleides ein schlichtes blaues Wollkleid angezogen.
    Ihre Mutter und ihre Großmutter saßen wie erwartet in der ersten Reihe. Rosalind hielt sich tapfer kerzengerade aufrecht. Alice stand ganz hinten in der Kirche und gab ihnen mit hochgereckten Daumen ein Zeichen.
    „Liebe Angehörige und Freunde”, begann Tessas Vater feierlich. „Tessa und ich müssen allen etwas mitteilen.”
    Tessa hielt den Kopf hoch, während die Blicke aller auf sie gerichtet waren. Ihr Vater eröffnete den Gästen, dass die Hochzeit nicht stattfinden würde. Er sprach sehr gut und nannte keinen Grund für die Entscheidung. Stattdessen erklärte er, Paul und Tessa seien kurz vor Beginn der Zeremonie zu diesem Entschluss gekommen. Und sie wollten sich für die Enttäuschung, die sie so vielen bereiteten, entschuldigen.
    Tessa betrachtete die Leute. Einige lächelten traurig, nickten und versuchten zu verstehen, andere weinten. Alle waren betroffen und versuchten, die Neuigkeiten zu verarbeiten.
    Wo war Isaac?
    Tessa suchte verzweifelt nach ihm. Natürlich würde er jetzt nicht begeistert auf sie zulaufen und sie für sich verlangen. Er würde sie nicht hochheben und herumschwenken, bevor er sie vor aller Augen küsste.
    So etwas gab es nur in Filmen.
    Doch sie erwartete wenigstens, dass er zu Rosalind treten und fragen würde, was eigentlich los sei.
    Endlich sah sie ihn. Er stand in einer dunklen Nische der Kathedrale unter einem der bunten Glasfenster. Den Blick hatte er auf sie gerichtet. Sein Gesicht war verschlossen, seine Augen verrieten nichts.
    Es war nicht zu erkennen, was er jetzt fühlte.
    Es dauerte endlos, bis alle fort waren. Tessa musste sich bei sämtlichen Gästen einzeln entschuldigen und bedanken. Jeder wollte Mitgefühl und Unterstützung ausdrücken, doch für Tessa war es eine Qual. Die ganze Zeit musste sie lächeln und nicken und sich küssen lassen, während sie sich fragte, warum Isaac verschwunden war.
    Endlich löste sich die Versammlung auf. Auch Tessa wäre gern gegangen, hätte sie nicht noch einen Funken Hoffnung in sich getragen.
    Falls Isaac wieder verschwunden war, wüsste sie nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Völlig erschöpft näherte sie sich gerade einer Gruppe ehemaliger Schulfreundinnen, als ein staubiger schwarzer Geländewagen am Straßenrand hielt.
    Sie bekam Herzklopfen.
    Die Tür öffnete sich, und Isaac stieg aus. Trotz des blassen Gesichts wirkte er in dem dunklen Anzug attraktiver als je zuvor. Während er auf Tessa zuging, sprang Satan vom Wagen und trottete hinter seinem Herrchen her. Isaac schickte ihn nicht zurück.
    „Hallo, Tessa.”
    „Isaac”, erwiderte sie leise und erstickt.
    „Es tut mir Leid … wegen der Hochzeit.” Seine sonst so tiefe Stimme klang ausdruckslos.
    Sie nickte. Ihre Hände waren feucht, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Es war eine Qual, hier zu

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