Viele Mütter heißen Anita
Professor …«
Stumm hängte Dalias ein. Er war blaß, als er die Treppen hinaufschritt.
Wenn das gutgeht! dachte er. Wenn das bloß gutgeht …
Die Nachricht von der hoffnungslosen Erkrankung Juans war auch nach Toledo in die Kunstakademie gedrungen. Ramirez Tortosa hatte es seinem Stellvertreter Prof. Yehno telefonisch mitgeteilt, da er bis zum endgültigen Ergebnis in Madrid bleiben wollte. Prof. Yehno wiederum hatte es der Klasse erzählt, in der Juan die kurze Zeit gelernt hatte.
Man wußte dort, daß Juan krank gewesen war, aber man hatte nicht geahnt, daß es so schlimm war. Vor allem der große, blonde Mitstudent, der Juan auf der Treppe angesprochen hatte und sich als Contes Fernando de la Riogordo vorgestellt hatte, wurde von dieser Nachricht sehr betroffen und erinnerte sich seines Versprechens, dem kleinen, blassen Jungen zu helfen, wenn er es nötig habe.
Sofort nach der Mitteilung Prof. Yehnos war er zur Post geeilt und hatte an Prof. Moratalla ein Telegramm aufgegeben, daß er für alle Kosten des Eingriffs aufkomme und auch die gesamte Behandlung bezahlen wolle. Dann nahm er sich Urlaub und fuhr mit seinem schönen weißen Auto nach Madrid, wo er am späten Nachmittag eintraf und sofort zur Klinik fuhr.
Vor dem Eingang des großen, gläsernen Hauses sah er eine Menschenmenge. Reporter aller Zeitungen saßen oder standen vor dem Eingang, den drei Ärzte versperrten. Ihre schmalen Gesichter waren blaß und übernächtigt – sie rauchten nervös ihre Zigaretten und sahen zu den Kameras der Reporter hin, die schußbereit vor ihnen standen.
Riogordo ging langsam die Treppen empor, nachdem er seinen Wagen außerhalb der Auffahrt abgestellt hatte, und er empfand eine merkwürdige Angst, als er die Männer in ihren langen weißen Mänteln in der Tür stehen sah.
Dr. Tolax sah ihm kritisch entgegen. Frechheit, dachte er. Er sieht doch, daß wir die Presse nicht vorlassen! Er ging ihm einige Schritte entgegen und sagte grob: »Glauben Sie, daß Sie eine Ausnahme sind?«
Riogordo lächelte schwach. »Ich glaube ja«, antwortete er. »Mein Name ist Contes de la Riogordo.«
»Das macht nichts! Die Presse wird nicht vorgelassen.«
»Das ist auch richtig.« Riogordo lachte in das verblüffte Gesicht des Arztes. »Ich bin ein Freund Juan Torricos. Wir waren in Toledo in einer Bildhauerklasse. Außerdem habe ich heute morgen ein Telegramm an Professor Moratalla geschickt und um die Einreichung aller Rechnungen auf mein Konto gebeten.« Er wurde ernst und sah Dr. Tolax fragend an. »Wie geht es Juan?«
Dr. Tolax zuckte mit den Schultern.
»Bitte, kommen Sie herein«, meinte er. »Vielleicht kann Ihnen der Chef Näheres sagen.«
Und dann stand Riogordo in dem weißen, nach Karbol riechenden Gang, in diesem unpersönlichen, kahlen, klösterlichen Gang, von dem die Türen abgehen und hinter denen das Leid liegt und die große Hoffnung auf Rettung vor den Qualen.
Er setzte sich in den Korbsessel, in dem vor ein paar Stunden noch Pedro hockte, legte seine hellen Lederhandschuhe neben die Blumentöpfe, die den runden Tisch zierten, und wartete. Die Schwestern eilten an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Beim Öffnen einer Tür hörte er ein lautes Stöhnen … da kroch es ihm kalt über den Rücken, und er verkrampfte die Hände ineinander. Ein Arzt rannte über den Flur. Von einem Seitengang wurde ein Gerät herangerollt … auf einem Drahtgestell hing eine birnenförmige Glasflasche, aus der ein dünner, roter Gummischlauch kam mit einem kleinen, blinkenden Kran in der Mitte.
Riogordo starrte auf das Gerät. Er hatte schon einmal etwas gelesen von künstlicher Ernährung, von Traubenzucker und Vitaminen, die in die Vene geträufelt werden … da blickte er zur Seite, denn ihm wurde schlecht.
Aus einem der Zimmer trat ein riesenhafter Arzt. Während des Gehens knöpfte er seinen weißen Kittel zu und verschwand dann in dem Zimmer, aus dem das Stöhnen gedrungen war. Kurz darauf flammte über der Tür eine rote Lampe auf mit einem surrenden Ton.
Dr. Tolax, der ihn hereingeführt hatte, stürzte durch den Gang und verschwand gleichfalls in dem Zimmer.
Nr. 17, las Riogordo. Ob auf Nr. 17 Juan liegt?
Nach kurzer Zeit erschien der große Arzt wieder. Sein weißer Mantel zeigte einige kleine Blutflecke. Er trat zu Riogordo, der emporschnellte und sich verneigte.
»Sie sind ein Freund Juans?« fragte eine dröhnende Stimme.
»Ja, und ich habe …«
»Ich weiß, Contes! Ich bin Moratalla.«
»Herr
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