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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rücksitz und fuhr dann langsam die Straße nach Madrid hinab. Er sah sich nicht um … aber im Rückspiegel sah er das weiße Haus mit den großen Fenstern … es blitzte in der Sonne, und es war schön und mächtig, und es war sein Werk.
    Da wurde er ein wenig traurig und drehte den Spiegel zur Seite.
    Es war heiß – er klappte die Seitenfenster aus und zog den Schlips etwas herab, indem er den Kragenknopf öffnete.
    Ein herrlicher Tag! Wie die Apfelsinen auf den Bäumen leuchten! Bauern, die ihm auf Eselskarren entgegenkamen, grüßten ihn ehrfürchtig. Er nickte ihnen freudig zu und vergaß ganz, warum er nach Madrid fuhr. Erst als er die große Prachtstraße erreichte und die herrlichen Paläste sah, wurde er wieder ernst und fuhr auf geradem Wege zum Justizministerium.
    Als er auf den Parkplatz fuhr, sah er in der langen Reihe der eleganten Wagen auch einen alten, klapprigen Ford stehen.
    Dr. Osura, dachte Moratalla.
    Er ist schon da. Das erleichtert mir viel.
    Aufatmend stieg er aus, klopfte dem Autowärter auf die Schulter und ging mit großen Schritten dem weitgestreckten Gebäude zu.
    In der Anmeldung nannte er seinen Namen und den Wunsch, den Generalstaatsanwalt zu sprechen.
    Der Portier nickte. »Zimmer 230«, sagte er erstaunt. »Professor Doktor Moratalla? Man erwartet Sie bereits.«
    »Ich weiß.« Moratalla lächelte und sah kurz auf die Uhr. Einhalb elf Uhr.
    Ruhig und gefaßt ging er die breiten Marmortreppen empor, und jeder Schritt, der ihn emportrug, machte ihn innerlich leichter von einer Schuld, die er selbst anerkannte …
    In Zimmer 230 erwartete Moratalla eine Überraschung.
    Dr. Osura war gar nicht anwesend, sondern neben dem Generalstaatsanwalt waren der Justizminister und General Campo, der Vertreter General Francos, zugegen. Der Justizminister kam Moratalla entgegen und reichte ihm freundlich die Hand.
    »Es freut uns, daß Sie kommen, Herr Professor«, sagte er herzlich. »Es erleichtert uns vieles.«
    »Ich dachte es mir, Exzellenz.« Moratalla begrüßte auch die anderen Herren und nahm in dem hingeschobenen Sessel Platz. Der Justizminister reichte Zigarren herum, und dann sprach man ruhig und ohne Leidenschaft über den Kopf Moratallas.
    »Wir haben Ihr Mißgeschick erfahren«, meinte General Campo.
    »Genauer gesagt – man hat Anzeige erstattet. Es scheint uns kaum glaublich, daß es wahr ist.« Der Justizminister sah den Ringen seines Zigarrenqualmes nach. »Sie sollen eine Frau zu Tode experimentiert haben?«
    »Sagte Doktor Osura so?«
    »Doktor Osura? Der Landarzt?« Der Generalstaatsanwalt räusperte sich. »Nein. Nicht direkt. Ich weiß nicht, ob ich …«
    Der Justizminister winkte ab. »Sagen Sie es ruhig. Wir sind jetzt unter uns. Doktor Osura kam soeben zu uns und bat uns, was auch immer kommen möge, von einer Verfolgung der Anzeige Abstand zu nehmen.«
    Moratalla legte seine Zigarre hin. »Was sagte Doktor Osura?« fragte er erstaunt.
    »Er versuchte, uns Ihre völlige Unschuld an diesem Unglück darzustellen. Außerdem bezeichnete er sich als den geistigen Vater dieser … dieser irrsinnigen Operation.«
    »Das hat er wirklich gesagt?« fragte Moratalla leise.
    Dr. Osura, dachte er. Er verteidigt mich. Er hat mich nicht angezeigt. Ich werde mit ihm sprechen müssen …
    »Von wem kommt denn die Anzeige?« fragte er weiter.
    »Von Exzellenz General Campo.« Moratalla blickte zu dem General hinüber, der ihm freundlich zunickte.
    »Es stimmt, Herr Professor. Es ist eine reine Amtshandlung, die nichts mit unseren persönlichen Gefühlen zu tun hat, die ganz auf Ihrer Seite sind. Das darf ich Ihnen versichern. Aber –«, er hob bedauernd beide Hände – »es lag ein Verbot vor, ein Menschenexperiment zu wagen. Sie wissen es. Professor Dalias hat es Ihnen gesagt. Sie haben dieses Verbot ignoriert – und wir müssen deshalb leider die Anklage erheben.«
    »Wegen fahrlässiger Tötung, Exzellenz?«
    »Nein, wegen Mordes!«
    Moratalla erhob sich schroff. »Das ist doch nicht Ihr Ernst, Exzellenz.«
    General Campo nickte. »Leider doch, Herr Professor! Sie haben einen Menschen getötet im vollen Bewußtsein, daß der Eingriff mißlingen mußte. Das ist Mord!«
    »Aber ich habe damit einem anderen Menschen das Leben gerettet!«
    »Das hebt Ihre Tat als solche nicht auf.«
    Der Justizminister kaute an seiner Zigarre, ihm war diese Auseinandersetzung sehr peinlich. Beschwichtigend hob er die Stimme.
    »Den Tatbestand wird das Gericht feststellen«, meinte er. »Wir werden

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