Viele Mütter heißen Anita
sagte sie?«
»Sie freute sich sehr. Und sie läßt dich grüßen und wünscht dir viel Glück und baldige Gesundheit.«
»Und sie kommt bald?«
»Vielleicht schon in der nächsten Woche.«
Juan zog Concha wieder zu sich und spielte mit seinen langen weißen Fingern in ihren Locken. »Mein Freund, der Contes de la Riogordo, hat mir versprochen, ihr das Fahrgeld zu schicken. Und ihr müßt mir alle versprechen, ihr nicht zu sagen, wie sehr krank ich war. Sie soll sich keine Sorgen mehr machen und einmal sehr stolz auf mich sein … Nicht wahr, ihr sagt ihr nichts?«
»Nein, Juan, nein.« Und plötzlich begann sie zu weinen, haltlos, hilflos, sie warf sich über sein Bett und drückte ihren Kopf neben Juan in das Kissen wie ein kleines Mädchen, das mit seiner kindlichen Schuld um Vergebung bittet.
Er legte den Arm um ihre zuckende Schulter und streichelte sie.
»Nicht weinen«, sagte er leise. »Conchita … warum weinst du denn? Du sollst doch lachen und glücklich sein.«
»Ich weine vor Glück«, stammelte sie in das Kissen und krallte die Finger in die Federn. »Ich bin so glücklich, Juan …«
Fast jeden Tag war sie dann bei Juan. Morgens bis gegen Mittag kam meistens Riogordo und erzählte das Neueste aus der Stadt und aus Toledo, mit dem er telefonisch in Verbindung stand. Nach dem Essen saß dann Conchita an seinem Bett, während die Eltern schon längst abgereist waren, nachdem der Staatsanwalt auf Bitten aller Zeugen davon Abstand genommen hatte, eine Anklage wegen Körperverletzung oder gar Überfall gegen Ricardo Granja zu erheben.
So war es gegangen … eine Woche, zwei Wochen und auch drei. Und Anita kam nicht. Juan fragte Moratalla, aber dieser gab ihm eine ausweichende Antwort und auch Pedro, der dann zu Besuch kam, sagte, der Mutter gehe es im Augenblick nicht gut. Dr. Osura habe ihr wieder Wasser aus den Beinen genommen, und sie müsse doch liegen. Das beruhigte Juan wieder, und er bat Pedro, der Mutter für das Geld, das er für einige Zeichnungen bekommen hatte, ein Paar Schuhe mitzunehmen, und Pedro kaufte sie auch, zeigte sie Juan, und er befühlte sie, besah sie sich von allen Seiten, war zufrieden mit Pedros Auswahl und steckte einen Zettel in die Schuhe mit ein paar Zeilen. »Bald komme ich wieder, Mutter«, schrieb Juan. »Sorge Dich nicht. Mir geht es gut. Und koch mir mein Lieblingsgericht, wenn ich komme … keiner kann es so gut kochen wie Du. Ich küsse Dich, Mama … Dein Juanito …«
Und Pedro ging aus der Klinik, ein gebrochener Mann, warf die Schuhe mit einem Schluchzen in den Manzanares und sah zu, wie der Strom sie wegtrug, um sie irgendwo in der kastilischen Landschaft anzuschwemmen mit einem Zettel, den niemand mehr lesen und verstehen konnte.
Der Zustand Juans war gut. Sein Herz schlug frei und regelmäßig. Der Herzmuskel, auf den das Geschwür übergegriffen hatte, spürte noch nicht den würgenden Griff des unaufhaltsamen Feindes. Die Transplantation der Herzbeutelhaut und des Herzfleisches schien voll gelungen zu sein … eine einmalige Tat in der modernen Chirurgie, ein Griff ins Leben und in die Rechte des Todes, wie es bisher noch kein Arzt gewagt hatte.
Jede Woche wurde Juan geröntgt, und die Platten lagen dann im Lichtkasten in Moratallas Zimmer, während Dalias, Tolax, Albanez und fremde Ärzte, die diese einmalige Operation aus ganz Spanien angelockt hatte, um sie herumstanden. Der Professor aus Toledo war mit seinem Oberarzt gekommen, die Chirurgen aus Sevilla, Granada, Barcelona, Almeria, Lorca, San Sebastian, Bilbao, Valencia, Tarragona, aus Marseille, aus Paris, Toulouse, Lyon, aus Lissabon und sogar drei Ärzte aus New York und San Francisco. Die besten Herzspezialisten der Welt standen um diesen Lichtkasten und starrten auf die Röntgenplatten, die ihnen Moratalla vorführte … das Herz Juan Torricos vor der Operation, während der Operation – aufgenommen von einem Assistenten – und in einzelnen Stufen nach der Transplantation.
Ein gesundes Herz, dem man noch nicht ansah, daß der Herzmuskel die alarmierenden Rötungen und Erweiterungen zeigte, die in zehn Jahren das junge Leben unrettbar auslöschen würden.
»Ein Wunder«, sagte Prof. Dr. MacRaedy aus New York und fuhr mit dem Finger über das Röntgenbild. »Eine Operation unseres Jahrhunderts. Revolutionär wie Sauerbruchs Lungenchirurgie und der Beschuß des Krebses durch die Atomphysik. Herr Kollege, wir bewundern Sie …«
Nach sechs Wochen durfte Juan zum erstenmal aufstehen. In
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