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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wirklich mit seinen roten Augen malen, jetzt würden die Berge in der untergehenden Sonne leuchten, die Wiesen blühen und die schwarzen Locken Conchas über das zarte, braune Gesicht fallen.
    Concha …
    Er erhob sich, klemmte den Block unter den Arm und blickte hinüber zu dem Weg. Dabei fiel ihm plötzlich ein, daß Concha die Höhle gar nicht kannte und daß man sich an der Pinie verabredet hatte, unter der er vor zwei Tagen gelegen hatte. Da warf er Block und Farbkasten, Pinsel und Kohlestifte auf die Erde und rannte den Felsweg hinab, ließ die Herde allein und hetzte durch die Santa Madrona der Stelle zu, wo sie jetzt auf ihn warten mußte.
    Er rannte wie besessen. Sein Atem keuchte. Schweiß flog über seine Augen. Da hielt er an, lehnte an einen Baum und drückte die Hand wieder auf das Herz, das versagen wollte. Was ist das nur, dachte er erschreckt – das Herz setzt aus. Es schlägt manchmal nicht mehr. Und dann flimmert es, alles wird blau und rot vor den Augen, und die Lippen sind so trocken, daß sie knirschen, wenn die Zunge über sie streicht.
    Juan preßte beide Hände auf die linke Brustseite und fühlte sein Herz zittern. Ich darf nicht so laufen, spürte er. Oder ist es Liebe, daß mein Herz so weh tut? Es sticht, es ist, als ob man es aus der Brust reißen wollte … das Herz … o, Concha, warte … warte doch … ich habe vergessen, wo wir uns treffen wollten …
    Und wieder rannte er. Er taumelte ein wenig, denn sein Körper war plötzlich schlaff und ohne Kraft, nur die Beine schnellten vor …
    So kam er an der Pinie an und warf sich ins Gras, mit dem Gesicht nach unten, die Hände auf das Herz gepreßt.
    Concha war noch nicht da, oder war sie wieder gegangen? Er wußte es nicht und lag, als habe man ihn wie einen Baum gefällt.
    Bis wieder Blätter auf seinen Nacken fielen, lag er so auf dem Gesicht. Da zuckte er hoch und sah Concha über sich stehen.
    »Sie sind doch gekommen, Concha«, sagte er glücklich und lächelte leicht.
    »Sie kennen meinen Namen?« Das Mädchen hielt die rechte Hand hinter dem Rücken und gab ihm die linke. Sie schien etwas verbergen zu wollen und war ein bißchen verlegen.
    »Ja, von Ihrem Vater, Concha.«
    Sie sahen sich eine Weile an und wußten nicht, was sie sagen sollten. Plötzlich streckte Concha den rechten Arm vor und gab Juan ein weißes Paket.
    »Ich war in der Stadt«, sagte sie dabei. »Vater und Mutter nahmen mich mit. Da habe ich Ihnen etwas gekauft. Ich glaube, Sie können es gebrauchen …«
    »Concha …« Juan hatte das Päckchen ergriffen und rang mit Worten, die er nicht aussprechen konnte. »Concha … Sie haben in der Stadt an mich gedacht …«
    »Ja«, entgegnete sie leise.
    »Und Sie haben Geld für mich ausgegeben.« Juan wickelte das Papier auf. Ein Buch kam zum Vorschein mit einem großen, bunten Titelbild. ›Die Bildhauerkunst der Völker‹ stand darüber. Ein Bildbuch mit den größten Werken berühmter Bildhauer.
    Juan sah es an, als könne er nicht glauben, daß es ihm gehörte, daß es überhaupt so etwas gebe und in seinen Händen lag. Stumm blätterte er in dem Buch herum, sah die Bildwerke Praxiteles', Schlüters, Michelangelos, Rodins, und eine Welle heißen Glücks überspülte ihn und riß ihn mit sich fort.
    Er ergriff die Hand Conchas, und dieser Griff war hart, weil sich seine Seele in ihm klammerte.
    »Concha«, sagte er leise. »Warum haben Sie das getan?«
    »Gefällt es Ihnen?« wich sie seinem Blick, seinen Händen aus, weil sie fühlte, daß diese Augen so tief in sie drangen, daß sie sie nie wieder vergessen konnte. Er ist schön, fühlte sie, er ist ein kluger Junge, er ist viel zu klug, um hier in den Bergen zu leben. Und er weiß gar nicht, wie klug er ist.
    Was könnte aus ihm werden, wenn er in Puertollano lebte oder in Toledo oder in Madrid? Dann wäre er fort von mir, und ich könnte ihn nur noch selten sehen, aber wenn er einen Namen haben würde, wenn man seine Werke in den Zeitungen zeigte und lobte, dann könnte auch der Vater sagen, daß Concha und Juan gut zusammenpaßten.
    Sie erschrak über ihre eigenen Gedanken und faltete aus Verlegenheit das Papier zusammen, das Juan von dem Buch gerissen hatte und das auf dem Boden lag.
    »Sie wollten mir den steinernen Hasen zeigen«, sagte sie zurückhaltend.
    Juan nickte. Er nahm ihre Hand, und sie ließ sie ihm. So, Hand in Hand, gingen sie den Weg in die Berge hinein und wanderten eine Zeit stumm nebeneinander durch die Sonne, die heute weniger heiß

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