Viele Mütter heißen Anita
deinem Bock und komm her, einen guten Wein trinken!« Er winkte mit beiden Armen und kaute dabei an der Brezel.
Pedro lachte, als er sich so freundlich von Granja angesprochen sah, und hielt seinen Wagen an.
»Ich muß zurück«, sagte er, denn er dachte an das Geld, das der Wein kosten würde.
»Ein Glas, Pedro!« Und da er sah, wie der Bauer zögerte, klatschte er in die Hände. »Ich bezahle es, mein Junge!«
Bezahlten Wein soll man nie ausschlagen, dachte Pedro und stieg von seinem Karren, drückte Granja die Hand und prostete ihm zu.
»Sie haben ein gutes Geschäft gemacht?« fragte er, denn er hatte Granja nur lustig gesehen, wenn er erfolgreich gewesen war.
Der Händler schlug ihm auf die Schulter und hielt dem Wirt das leere Glas hin, das dieser schnell aus einer geschliffenen Karaffe nachfüllte.
»Der Handel bleibt doch immer auf goldenem Boden!« lachte er dabei. Dann schien er sich seiner Frau zu erinnern, die jetzt beim Arzt hockte und Dr. Osura mit der Schilderung ihrer schrecklichen Krankheit die Zeit stahl. »Ich will Pillen und Pulver haben«, hatte sie drohend gesagt, als sie aus dem Wagen stieg. »Ohne Pillen und Pulver komme ich nicht wieder von Doktor Osura weg.« Und da Ricardo daran dachte, überfiel ihn eine grenzenlose Heiterkeit, und er kaufte auch für Pedro eine Riesenbrezel mit Zuckerguß und ein zweites Glas Wein.
»Ich werde sogar bei der Fiesta etwas stiften!« sagte er dann stolz. »Einen ganzen Korb voll Obst!«
»Jetzt in der Trockenzeit?« staunte der Wirt, und auch Pedro sah Granja ehrfurchtsvoll an. Wie reich er ist! dachte er. Er verschenkt das saftige Obst auf einem Jahrmarkt!
»Ja!« rief Granja, ein wenig überheblich. »Es soll eine schöne Fiesta werden! Mit Tanz und bunten Bändern und drei Ständen mit Wein aus dem Südosten! Du kommst doch auch, Pedro?«
Pedro nickte. »Ja«, sagte er. »Und auch wir werden etwas stiften.«
Granja lachte laut. »Ihr Torricos? Da bin ich aber gespannt!«
»Juan wird eines seiner Steinwerke geben«, Pedro sagte es voll Stolz, als sei auch dies ein Korb Obst wert. »Juan hat eine Kuh aus Granit geschlagen … er will sie für die Verlosung stiften!«
»Sieh an, sieh an, der Juan!« Granja klopfte Pedro auf die Schulter. »Ein kluger Junge, Pedro. Er wird seinen Weg machen – wir haben ihn alle gern …«
Dann hob er den Becher und winkte dem Wirt. »Noch einen«, schrie er übermütig. »Ich verdurste …«
So ging es eine Weile, bis Pedro in den Himmel schaute und meinte, er müsse fahren, denn mit dem Auto ginge es schneller als mit einem Pferd. So stieg er also wieder auf den Bock und winkte Ricardo Granja abschiednehmend zu, bedankte sich noch einmal für den Wein und die Brezel und fuhr dann aus Puertollano hinaus, zufrieden, einen so schönen und seltenen Tag erlebt zu haben.
Als nach einer Stunde der Wagen Granjas an ihm vorüberfuhr, sah er nicht hinein und verpaßte so die Erkenntnis, daß die junge Dame in dem Schreibwarengeschäft die Tochter Concha war.
Es war schon spät, als er in den Hof einfuhr und Elvira ihm beim Abschirren des Pferdes half. Sie begrüßte ihn mit einem Kuß und sah neugierig in den Wagen, was er ihr mitgebracht hatte. Aber Pedro hielt sie lachend zurück und schob den Wagen in den Schuppen, wo er die Pakete herausnahm und unter den Arm klemmte. Nur das große für Juan ließ er in dem Wagen und schloß hinter sich sorgfältig die Tür.
Pedro Torrico betrat die Küche und begrüßte die Mutter mit einem Kuß auf das strohige Haar. Dann schob er ihr ein Päckchen hin und lachte, als sie ihn entsetzt anstarrte.
»Du hast mir etwas aus der Stadt mitgebracht?« rief sie. »Pedro, das sollst du doch nicht! Ich bin eine alte Frau und brauche nichts mehr.« Aber sie wickelte das Päckchen doch aus, und ihre Augen glänzten, als sie die schönen Pantoffeln sah. »Viel zu teuer sind sie«, murrte sie, aber man merkte es ihrer Stimme an, daß sie es nur sagte, um ihre Rührung zu verbergen. Auch zog sie sofort die alten Schuhe aus und schlüpfte in den weichen Filz, und während des Essens blickte sie verstohlen an sich hinunter, um die Pantoffeln zu sehen.
Juan schwieg. Als sein Bruder ins Zimmer trat, zog er sich in die Ecke am Herd zurück und freute sich still und innerlich über das Glück der Mutter. Er fühlte etwas wie Dank und Verzeihung gegen den schweren Mann, der ihn gestern blutig schlug, aber er zeigte es nicht, sondern sah die Mutter an, in deren Runzeln das Glück lag.
Und
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