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Viele Mütter heißen Anita

Viele Mütter heißen Anita

Titel: Viele Mütter heißen Anita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte er die Melonen verborgen, um sie jetzt im richtigen Augenblick auf den Markt zu bringen und mehr als fünfhundert Prozent daran zu verdienen. Wirklich, er war ein fixer Mann, dieser Ricardo Granja, und man konnte von ihm lernen, aus nichts einen Reichtum zu machen. Concha aber hatte sich nichts vorgenommen. Wenigstens sagte sie es nicht den Eltern, sondern sie fuhr mit, weil sie die Stadt interessierte und sie es liebte, in einem Cafe am Marktplatz eine Sahnetorte zu essen, garniert mit frischen Kirschen und einem kleinen Eishut. Dazu trank sie Orangensaft, sehr süß natürlich, mit einem Strohhalm und kleinen Eisstückchen, die der Cafewirt selbst in einer Eismaschine erzeugte.
    So war alles bestens geplant, und die Fahrt war schön in dem schnellen Auto, viel schöner als die Fahrt Pedro Torricos, der mit einem Pferdekarren über die staubige Straße zog und erst gegen Mittag in Puertollano eintraf.
    Die Wege führten sie fast zusammen. Granja stand bei den Händlern und erkundigte sich, und Pedro fuhr zum Obstmarkt und lud einige Körbe ab, die er mit Not gefüllt hatte. Der Erlös war hoch, denn in der Stadt waren Früchte in diesen heißen Tagen sehr gefragt, und so freute sich Pedro sehr, der Mutter ein Paar Hausschuhe kaufen zu können und seiner Elvira ein dünnes, seidenes Unterkleid, von dem sie seit einem Jahr schwärmte, weil sie es als Bild einmal in einer Zeitung gesehen hatte.
    Dann ging er durch die heißen Straßen, besah sich die Auslagen der Geschäfte und blieb vor einem Papiergeschäft stehen, wo Hefte und Blocks und andere ihm unbekannte Schreibwaren ausgestellt waren. Auch lagen Farbkästen im Fenster, Tuben, Pinsel und wunderliche Bretter mit kleinen Einbuchtungen, auf denen der fremde Name Palette stand.
    Während er noch unschlüssig vor dem Fenster stand und mit dem Geld in der Tasche spielte, öffnete sich die Tür, und eine junge Dame trat heraus. Sie ging, von Pedros Blicken verfolgt, über den Markt in ein Cafe und trug unter dem Arm ein längliches Paket, das aussah, als enthielte es ein großes Buch.
    Diese Dame kenne ich, dachte Pedro Torrico. Ich habe sie schon einmal gesehen … in Solana oder in El Hoyo oder in Mestanza … irgendwo. Sie muß reich sein … ihr Seidenkleid kostet bestimmt soviel wie die Ernte eines meiner Felder. Und wie stolz sie über die Straße geht! Sie ist hübsch … so hübsch wie Elvira. Und dann kratzte er sich den Kopf und dachte, fast so hübsch, denn er liebte seine Frau und wollte sie als die Schönste von allen wissen.
    Als er den Laden betreten hatte und eine junge Verkäuferin auf ihn zukam, wußte er nicht mehr, was er eigentlich kaufen wollte. Etwas für Juan … ja, aber wie sagte man zu all den Dingen, die ein Maler braucht?
    Er stotterte erst ein wenig, ehe man ihn verstand, und dann lächelte das Mädchen und nickte.
    »Etwas für einen Maler, Señor? Einen Pinsel? Oder einen Farbkasten? Sollen es Wasserfarben, Tempera oder Öl sein? Oder ein Zeichenblock und Kohle?« Sie sah Pedro an. »Es ist nicht für Sie?«
    »Nein, nein … für meinen Bruder Juan.« Pedro bemerkte, daß er schwitzte, und schämte sich seiner Ungelenkheit. »Er zeichnet gern, und er will ein großer Maler werden. Was braucht man dazu?«
    Die Verkäuferin, gewohnt, daß viele Bauern ihr Schreibzeug in der Stadt holten, dachte ein wenig nach.
    »Kaufen Sie ihm erst einen großen Skizzenblock, Señor«, meinte sie. »Dazu Kohlestifte, Zeichenstifte in verschiedenen Härten, vielleicht auch einen Wasserfarbkasten und einen Satz Pinsel mit echtem Biberhaar. Das wird Ihren Bruder freuen, Señor. Und wenn Sie dann wieder einmal nach Puertollano kommen, werden Sie bestimmt wissen, was er noch braucht.«
    Und Pedro kaufte alles, was die Verkäuferin ihm sagte. Er zahlte die hohe Summe und sah mit Erschrecken, daß er Elvira doch kein seidenes Unterkleid kaufen konnte, sondern nur ein Paar dünne Strümpfe, die sie anziehen würde, wenn sie sonntags zur Kapelle wanderten, um Gott für die vergangene Woche zu danken und für die kommenden Tage um seinen Segen zu bitten. Die Pantoffeln für die Mutter aber blieben noch übrig, und so war Pedro froh und lustig, sein großes Paket im Wagen verstauen zu können und rasselnd über den Markt zu fahren.
    Hier traf er auf Ricardo Granja, der zufrieden an einer offenen Taberna ein kühles Glas Landwein trank und eine Brezel dazu aß, die mit Zuckerguß versüßt war.
    »He! Pedro Torrico!« rief er über den Platz. »Steig von

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