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Vielen Dank für das Leben

Vielen Dank für das Leben

Titel: Vielen Dank für das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Berg
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noch überraschende Phantasie bewiesen. Sie suchten nach Material im Haus und fanden einen Besen, dessen Stiel sie in Frau Hagen rammten. Das Holz splitterte, und das Bett wurde rot vom Blut der Frau, die ohnmächtig geworden war. Ein paar Schläge belebten sie sehr schnell. Sie fühlte keine Schmerzen und keine Angst. Die drei Männer waren weit entfernt davon, all die Kinder zu rächen, denen Frau Hagen den Glauben genommen hatte, dass Menschen eine freundliche Spezies sind, die Männer wussten davon nichts, Kinder waren ihnen egal, sie mochten die Frau einfach nicht, ihre hochnäsige Städterart machte sie wütend. Ihre Frauen waren ihnen weggelaufen, hatten sie sitzengelassen mit diesem Leben, das sie überforderte, und dafür musste Frau Hagen büßen. Keinem der drei wäre eingefallen, dass sie Frauen hassten. Hass! Ein viel zu starkes Wort. Sie verachteten sie nicht einmal, Frauen erfüllten sie mit Wut. Die Republik bestand doch noch nicht lange, mit ihrer absurden Idee der Gleichberechtigung, mit Frauen, die auf einmal wählen gehen konnten und Vorgesetzte waren, die sich wie Nutten kleideten und dem Mann widersprachen. Sie konnten nichts dafür, die Männer, ihre Wut kam von ihren Vätern, die auch schon unter ihren Frauen gelitten hatten. Diese ständig nörgelnden, immer unzufriedenen Frauen waren doch irgendwann einmal warme, sanfte Gefährtinnen gewesen, die den Mann bewunderten und Kinder gebaren. Jetzt ließen sie abtreiben. Jeder der drei hatte seine persönlichen Aversionen, genährt durch die Schwester, die Chefin, die Parteivorsitzende.
    Die Männer waren hungrig. Sie mussten einen kleinen Imbiss zu sich nehmen, Frau Hagen machte absurde Geräusche, schnorchelte, blubberte und röchelte, sodass einer der Männer auf die Idee kam, eine Platte aufzulegen. Samba Pa Ti, Santana, eine ausländische Band, eine romantische Musik. Die Männer saßen auf dem Bett, Frau Hagen röchelte, man aß Schnitten. Frau Hagen war nicht mehr Frau Hagen; das, was einen Menschen ausmacht, der sich für unverwundbar hält, mit gehobenem Kinn auf seine Schritte und deren Wirkung achtet, war verschwunden. So machte auch das Demütigen keinen Spaß, und die Kleider waren verdammt noch mal schmutzig.
    Später würde Rüdiger Thea erschlagen. In ein paar Jahren, Toto hätte sie längst vergessen, denn er interessierte sich nicht für Vergangenes, würde er irgendwann erwachen und seine hässliche traurige Frau für sein Schicksal verantwortlich machen. Das wäre ihm klar, eines Morgens, und er würde so lange mit einer Kristallvase auf ihren Kopf einschlagen, bis da auch sicher kein Leben mehr drin war. Dann würde er in den Krug gehen, trinken und abwarten.

Und weiter.
    Das Licht am Himmel ausgeschaltet, Toto lief in völliger Dunkelheit, zufrieden. So muss es einem Maulwurf gehen, wenn er eine Wanderung macht. Plötzlich erhellte sich das Umfeld durch Scheinwerfer. Wohin sollte hier am Ende der Welt jemand unterwegs sein, es musste sich um Polizei handeln, um seine Adoptiveltern, um irgendetwas höchst Unangenehmes. Toto verließ die Straße, auf der Suche nach einem Versteck, er fand einen Baum, mit dem er zu verschmelzen suchte. Die Scheinwerfer kamen näher, ein Bus hielt, natürlich genau vor dem Baumversteck, vermutlich um wieder ein wenig Aktion und Zufall in Totos Leben zu bringen.
    Der Bus stand, der Motor lief, die Tür öffnete sich, und ungefähr zehn Frauen und als Frauen verkleidete Männer, alle trugen Bärte, in olivfarbener Leinenbekleidung stiegen aus. Sie huschten im Licht des Autoscheinwerfers auf den Baum zu, hinter dem Toto mangelhaft verborgen war. Einige machten Anstalten, sich zum Urinieren niederzulassen, da entdeckten sie Toto. Das Erschrecken war gegenseitig. Nach dem kurzen Erstaunen, Menschen an Orten zu finden, wo man sie nicht vermutet hatte, beruhigten sich die Angehörigen der Reisegruppe, und auch Toto verlor seine Angst, aufgegriffen und zu seinen Pflegeeltern zurückgebracht zu werden. Vereinzelt verschwanden die Menschen, um in den Büschen zu urinieren, die anderen machten sich mit Toto bekannt. Die Leute waren der Hans, die Ina, der Dieter, die Grit, es war ihnen schon nach der Nennung ihres Namens wichtig, den unbekannten Jugendlichen mit dem Hinweis auf ihre politische Gesinnung zu überfordern, eine Art kommunistischer Kommune, die im kapitalistischen Teil des Landes lebte und einen Ausflug unternommen hatte. Und wer bist du, Kamerad, fragte einer der Männer. Toto nahm an, dass es

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