Vielen Dank für das Leben
er begriff, dass er für alle ein großer Witz war. Gleich kommt es, pass auf, du lachst dich tot. Da, siehst du, was ist das denn, ein Transvestit? Eine Tucke? Ist ein Zombie, Mann, siehst du doch, pass auf, bis er anfängt zu quäken, das hast du noch nicht gehört, so was. Und dann kriegten sie sich nicht mehr ein, sie prusteten, schüttelten sich vor Lachen, und Kasimir sah sie an. Mittelmäßige Menschen mit einheitlichen Gesichtern, in denen nichts strahlte, die Augen tot, alle gleich gekleidet in ihre blauen Uniformen, übergewichtige Körper mit fleckiger Haut, und Gedanken, die sie alle von irgendwo bezogen, aber nicht aus sich, sie alle wollten etwas mit Medien machen, etwas Kreatives. Es war der Beginn des Untergangs, bevor alle nur noch Geld machen wollten, nicht überlegend, was sie denn anstellen sollten, wenn das Geld aus Versehen einmal verschwindet.
Kasimir versuchte zu verdrängen, dass er die Luft atmete, die durch diese ekelhaften Menschen geflossen war, er zwang sich, die Widerlichkeit zu verdrängen und Toto zuzuhören, dessen Schmerz so kunstvoll vollendet war, dass Kasimir jeden Samstag aufs Neue die Bar verlassen musste, um draußen zu weinen. Keiner sollte ihn sehen, keiner von diesen unglaublich abstoßenden Menschen, die für alles standen, was er hasste. Da war doch keine Verbesserung zu verzeichnen, seit dem Mittelalter, als sie ihren Kot auf der Straße ließen, seitdem war nur gepudert worden, war die Niedertracht in teure selbstreinigende Kleidung gesteckt worden, hinter oberflächliche Bildung, die aus Überschriften bestand, verborgen das Elend des schlichten Gehirns.
Kasimir sprach bei den Konzerten immer wieder eine an. Er war gepflegt und roch gut, wirkte zart und kultiviert, sie ließen alle mit sich reden, am Anfang noch überheblich, sie wussten um die biologische Ohnmacht der Männer, diese blonden, großgewachsenen Zuchtstuten, die alle ein Geschenk für ihre Jugend erwarteten, die noch nicht eingesehen hatten, dass das Leben für sie einen Mann bereithielt, der Thorsten hieß. Das ist alles, was du erwarten kannst, blonde Frau, einen Thorsten für dich, sei froh, es könnte noch weniger sein als dein verdammter Thorsten, dessen Haar sich in absurder Geschwindigkeit verabschieden wird. Thorsten wird was mit Hoch- und Tiefbau machen oder Versicherung, er ist ein freundlicher Trottel, und er wird der Karin, der großen Blonden, ein Haus kaufen in einer traurigen Siedlung am Stadtrand, ihr Prinzessinnenschloss, wo sie alles anders machen möchte, und da sitzt sie dann, nachdem Kim geboren ist, und die zwanzig Kilo zu viel, die wollen nicht verschwinden, und dann werden die Haare abgeschnitten, ist doch praktischer, ein Ehrgeiz war da nie, und die Abhängigkeit von Thorsten wächst, und Thorsten sieht zwar mittelmäßig aus, ist aber unterdessen Abteilungsleiter und fährt einen Dings, das machte ihn für Trixi, die Sekretärin, zu einem Alphashot, und dann geht er fremd, vielleicht wird er Karin verlassen, das Haus wird verkauft, Karin ist alleinerziehend und halbtags in einem Imbiss tätig, oder er bleibt doch bei ihr und bei ihrer Gewichtszunahme und ihrer rasch voranschreitenden Verblödung, das passiert, wenn man den halben Tag Fernsehen schaut, Hut ab, das ist die Basis der Gesellschaft, dieses uninformierte, dumme Pack mit seiner lauernden Wut auf die Enttäuschung, die das Leben ist, und dann wird rechtsradikal gewählt, denn irgendwer ist ja schuld, die anderen sind schuld, und vielleicht wird im Bioladen eingekauft, alles Bio, ich kaufe Bio, aber verdammte Scheiße, einen Orgasmus macht das auch nicht. Hallo Karin, sagte Kasimir und sah ihre Geschichte, und sie zierte sich, und dann auf dem Weg nach draußen, nach einigen Gläsern teuren Gesöffs, sah sie seinen Jaguar, wie ein Luchs glitt sie in die cremefarbenen Polster. Gab es noch einen Rest von dem, das sie für ihren Stolz hielt, so verflog der in Kasimirs Wohnung.
Ist das Leder auf dem Fußboden, ja, Kleines, das ist Echsenleder, und schon lag sie nackt vor ihm, auf einem der teuersten Betten der Welt, angefertigt in einem alten Familienbetrieb in Umbrien, eine Reminiszenz an frühe Alvar-Alto-Stücke, und Kasimir würde mit der Menschenrückführung beginnen. Was von Karin bliebe, wäre nicht der Rede wert.
Doch erst würde er sie befriedigen, er wäre der erste, der die Geduld aufbrächte, an ihren öden Genitalien zu reiben, bis sie die Scham verlor, sich der Mechanik überließ, es war so einfach, der
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