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Vielen Dank für das Leben

Vielen Dank für das Leben

Titel: Vielen Dank für das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Berg
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draußen der Himmel sein. Dieser seltsame feuchte Himmel, der manchmal einen Fetzen Blau zeigt.
    Toto tat wieder das, was sie am besten konnte. Sich nicht auflehnen, wissend, dass das Leben nur aus Zufällen besteht, die am besten überlebt, wer sich nicht dagegen wehrt. Es war eine interessante Erfahrung, die man nicht jeden Tag macht, in einem asiatischen Frauengefängnis sitzen, sich nur einmal am Morgen mit einer Tasse Wasser reinigen, und vermutlich würde diese Erfahrung enden, wie alles, früher oder später, und sei es durch ihren Tod. Auch nicht schlimm, kein Beinbruch, es würden sich Beziehungen entwickeln, sie könnte die Sprache der Frauen lernen. Es war doch komplett egal, in welchem Mikrokosmos sie ihre Zeit verbrachte. Und so floss Toto wieder in eine neue Umgebung, bewegte sich langsam, tröstete, rollte sich auf den Boden und fragte sich nichts. Sie war wieder in sich unterwegs, betrachtete sich bei den kleinen Handlungen, die die Tage vergehen machen.
    Nach einer Woche wurde Toto überraschend und ohne Begründung entlassen. Sie wurde zum Flughafen gebracht, in eine Maschine gesetzt und hatte dann, während langer Stunden, Zeit, sich zu überlegen, ob sie sich alles nur eingebildet hatte. Ihre erste Liebesgeschichte und die Inhaftierung, vielleicht war alles nur in einem Traum real gewesen.

Und weiter.
    Facharbeiterin für Metallverarbeitung. Das klingt nach frohem Winken mit Schraubenschlüsseln, nach ölverschmierten Nasen, nach etwas, das man ausüben kann, unbehelligt von der unqualifizierten Kritik Fachfremder. Bei einer Kunst weiß doch jeder Bescheid, aber wie viele rechtschaffene Bürger mit gesundem Menschenverstand klingeln schon in einem metallverarbeitenden Betrieb, um sich über die Qualität einer Entgratung auszulassen.
    Leider musste Toto nach einigen Monaten feststellen, dass Facharbeiterin für Metallverarbeitung ein höchst unerfreulicher Lehrberuf war, der nicht mehr versprach als ein unerfülltes, tristes Leben. Sind ja nur noch dreißig Jahre bis zur Rente, sagte sich Toto und versuchte, ihr Ego zu überwinden. Sich einzureihen in die Schar fleißiger Arbeiter, die das System am Laufen hält.
    Das Abkommen, das jeder Bürger mit dem Staat per Geburt ungefragt schließt, beinhaltet den Verkauf der Arbeitsleistung des Individuums. Es darf als Gegenleistung mit einer lückenhaften medizinischen Versorgung, sauberem Grundwasser und Atomenergie rechnen. Und natürlich mit der Erlaubnis, frei zu wählen. Toto zweifelte am persönlichen Vorteil dieses Abkommens, denn die Freude, eine eigene Wohnung zu besitzen, wog den Umstand kaum auf, dass man sie mit neun Stunden seiner täglichen Zeit abzuzahlen hatte.
    Ein Zimmer und Bad mit Blick auf etwas, das vielleicht irgendwann grün werden würde. Die Badewanne, in der Toto lag, manchmal, in der Nacht, und sich an Kambodscha erinnerte. Die erste enttäuschte kleine Verliebtheit, die seltsam geendet hatte. Toto gestattete sich keine Erkenntnisse. Es ist wohl Zufall, wenn sich zwei mit ähnlichen Gefühlen begegnen. In den meisten Fällen bleibt einer enttäuscht zurück und bedarf dann einiger Willenskraft, nicht an sich zu zweifeln. Toto beobachtete, wie ihre Gelassenheit sie verließ, so wie Luft einem Ballon entweicht. Es machte sie traurig, dass keine Zufälle in den geregelten Tagesablauf eindringen konnten, dass es so klar war, was sie morgen tun würde, wann sie in der Badewanne läge und wann sie aufstand. Unverständlich, wie der größte Teil der Weltbevölkerung das ertragen kann, die Berechenbarkeit des Lebens und die Abhängigkeit von einem Arbeitgeber.
    Eine größere Unsicherheit als in der angeblich so sicheren Anstellung war ihr noch nie begegnet. Wie kann man das aushalten. In dem Gefühl, sich verkauft zu haben. Rechenschaft schuldig sein über die Anzahl der Toilettenpausen, gehetzt werden bei einer Zugverspätung. Sie verstand zum ersten Mal die freiwillige Aufgabe der Frauen im kapitalistischen Teil des Landes, die in Ermangelung besserer Ideen heirateten, ihre Selbstbestimmung vergaßen und gern die Rolle ihrer eigenen Mutter einnahmen. Vielleicht hatte Toto das unbedingte Gefühl, für sich selbst verantwortlich zu sein, nur, weil ihr ein Elternpaar als Vorbild fehlte. Sie stellte sich vor, wie sie ihrem Mann eine Aktentasche in die angstfeuchte Hand drückte, des Morgens, um sich danach mit ihren Freundinnen am Spielplatz zu treffen, den Tagesplan der Kinder besprechend.
    Toto sehnte sich danach, sich nach einer

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