Vielen Dank für das Leben
perfekten Bauweise sollten sie hergestellt werden und dann begreifen, dass sie viele sind, und alle mit den gleichen Träumen versehen, sie sollten sich helfen und gemeinsam untergehen, anstatt in dieser kurzen unsicheren Zeit zu stehlen, zu töten oder in die Luft zu sprengen.
Später, nach langem Schweigen, begleitete Sovann Toto selbstverständlich. Folgte ihr ins Zimmer, betrat die Dusche, kam zurück und legte sich nackt aufs Bett. Toto war verwirrt, ging sich waschen. Begann im Pyjama verunsichert zu packen, sie musste das Hotel am nächsten Morgen gegen sechs verlassen, da hieß es doch bereit sein, und so packte sie und packte und stand neben der Reisetasche aus lauter Unwissen, was zu tun war. Im Fernsehen, das sie angeschaltet hatte, lief eine Kochsendung, in der eventuell Menschenfleisch zubereitet wurde. Mit interessierten Gesichtern betrachteten die asiatischen Köche mögliche Finger, die keinem mehr zugeordnet werden konnten. Unbedingt nicht zum Bett sehen, was da lag, vielleicht wäre es einfach verschwunden. Der junge Mann machte dem Elend ein Ende, trat neben Toto, ergriff ihre Hand, zog sie zu sich. Er roch wie Tee.
Das Licht der Straße fiel auf den dünnen braunen perfekten Körper, neben dem sich Toto wie eine Missgeburt fühlte. Sovanns Hand streichelte Totos Gesicht, ihre Arme, Toto entspannte sich und schloss die Augen, öffnete sie wieder, lag entkleidet und wurde gestreichelt, wie von der Mutter, die es nicht gegeben hatte, sie sah der Hand zu, die ihren Körper leicht berührte, und wurde ansehnlich durch sie. Draußen ging ein Tropenregen, und das Zimmer wurde kühl, Sovann war bei ihr, neben ihr und ließ sie etwas Kostbares sein. Ein neues Gefühl, das Toto verlegen machte, und unbeholfen, sie schaute den jungen Mann an, etwas Gemaltes, Unwirkliches, und Toto, die nie Pläne gemacht hatte, die sich dem Zufall überlassen hatte, malte sich in Sekundenbruchteilen ein Leben mit Sovann aus. Sicher würden sie irgendwann miteinander reden und lachen können. Was zog man so einem kleinen Menschen nur an, in dem kühlen Land, wo würden sie leben. Toto sah sich neben dem Jungen auf dem Balkon sitzen, und hatte sich verliebt.
Kasimir sah Toto
auf dem Balkon seines Hotels.
Zufrieden ging er zurück in das Innere des Foreign Correspondent Club. Er rauchte eine Zigarre. Weil er es konnte. Weil es zu dem Leinenanzug passte, zu dem leichten Hut. Kasimir schwitzte nicht. Das war die Bedingung, die Kasimir an seinen Körper stellte, um sich in den Tropen aufzuhalten. Er rauchte seine Zigarre, die Ventilatoren hatten etwas rührend Sinnloses, devote Servicekräfte schlichen durch den Raum, in dem sich einige Angeber aufhielten. Kasimir wusste, dass er die weiße Rasse im Ausland so unpassend fand, weil er ihr nah war. Asiaten, die durch Europa und Amerika wuseln, verströmen selten einen so peinlichen Geruch. Sie adaptieren ihre Umgebung, verschmelzen mit ihr und machen sie sich untertan.
Und dann die Touristen, Kasimir lachte kurz und spitz auf, manchmal vergaß er sich, und seine Stimme rutschte in ungeahnte Höhen, so wie er auch bisweilen die Kontrolle über seine Hände verlor, die dann in der Luft flatterten wie nervöse Vögel. Sosehr er auch versuchte, seine Homosexualität unsichtbar bleiben zu lassen, einige Gesten, die er albern fand und sozusagen ironisch verwendet hatte, waren mechanisch in seinen Bewegungsablauf übergegangen.
Kasimir erhaschte den verstörten Blick eines Kellnersklaven, egal, die westlichen Touristen in der Dritten Welt, erschlagen von schlechtem Gewissen. Sie waren zu dumm, um genau zu wissen, welche Länder Kolonien hatten, im Zweifel die, die heute ein Problem mit Zuwanderern aufwiesen, und reihten sich ein in den kollektiven Aschermittwochszug des westlichen Schuldgefühls. Sie wollten Islamisten knuddeln, Steinigungen erklärten sie zur Tradition, und mit Schwarzen wollten sie vornehmlich tanzen, es stand nicht im Widerspruch dazu, dass sie die einheimischen Kinder und Frauen ficken wollten, auch ein Akt der Nächstenliebe. Besonders die Männer waren vom Islam fasziniert, Männerbünde, wie herrlich, Tee trinken, sich von Weibern bedienen lassen, großartig. Kein westlicher Mann würde es aussprechen, doch der Araber lebte ihrer Meinung nach, wie es sich gehört, die Frau war an dem Platz, der ihr zusteht, und Homosexuelle, die dumm genug waren, sich erwischen zu lassen, wurden gehängt.
Kasimir reiste gerne im Winter in die Dritte Welt. Neben den
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