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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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wurde Dr. Brisco doch aufmerksam. „Was ist es?“, fragte er neugierig.
Ich griff zum Telefon und fragte: „Darf ich?“
„Bitte“, zeigte er mit der Hand.
Ich rief auf Station drei an, ob Chris in seinem Zimmer sei. Ja, war er.
Wir machten uns auf den Weg. Ich erklärte Brisco, dass es nur darum ginge, Chris' Körper anzusehen und bat ihn, nichts dazu zu sagen oder zu fragen. Nur gut hinschauen. Ich würde ihm mit Jenny in den nächsten Tagen alles erklären.
Wir kamen zum Zimmer 23. Ich schloss auf und bat Brisco, draußen zu warten, ließ aber die Tür offen.
Chris saß am Schreibtisch und schrieb. Seine Mullbinde auf dem Kopf war durch ein Pflaster ersetzt worden. Der Knabe sah großartig aus. Wie Josh sagte, ein Traum von einem Jungen. Äußerlich.
„Hallo Chris“, sagte ich zu ihm. Chris sah sich um, als er meine Stimme hörte und lief mir freudestrahlend in die Arme. „Dr. Koman! Mein Kunstfreund!“
Aha, er hatte also eine neue oder auch alte Rolle wieder für mich. Sein Dad durfte ich nicht mehr sein. Also war ich jetzt wieder sein Kunstfreund.
Ich ging vor Chris in die Knie und fragte: „Was macht der Kopf?“
„Ist angewachsen“, sagte er lachend.
„Ja“, sagte ich, „sonst wär er längst weg.“
„So ist es, Sir.“
Ich nahm ihn mit zum Bett und bat ihn, neben mir Platz zu nehmen.
„Chris, ich muss mal ganz ernst mit dir reden.“
„Stecken wir in Schwierigkeiten?“, fragte er ängstlich. Wir? Meinte er sich und mich oder sich und sein Vater?
„Nein“, sagte ich. „Ganz und gar nicht. Aber ich muss dich um etwas bitten, was sehr schwer für dich sein wird.“
Chris sah mich an.
„Kannst du heute eine schwere Sache für mich machen?“
„Mal sehen“, sagte Chris. „Was hätten wir denn für Wünsche? Willst du wieder meinen Penis sehen?“
Ich fiel in mich zusammen. Ging das Spiel schon wieder los? Ich hoffte inständig, dass Brisco jetzt nichts Falsches dachte. Also sagte ich: „Chris, du musst nicht so einen Blödsinn erzählen. Ich habe dich nur wegen der Flecken angeschaut. Ich wollte wissen, ob die Flecken überall waren. Dabei musste ich dich eben nackt ansehen. Ich wollte nicht deinen Penis sehen.“
Das verstand Chris. Er nickte.
„Heute“, fuhr ich fort, „will noch jemand deine Flecken sehen.“
„Aber Dr. Brinkham hat mich doch fotografiert.“
„Richtig, aber da ist jemand, der möchte das Originalkunstwerk sehen.“
„Wer?“, fragte Chris misstrauisch.
Nun holte ich tief Luft. „Dr. Brisco.“
Ich sah, wie Chris rot wurde und griff sofort ein, damit Chris sich nicht verschloss.
„Wir alle wissen, dass er die Flecken nicht gemacht hat. Wir wissen, dass du ihn nicht beschuldigst. Aber in zwei bis drei Tagen werden die Flecken weg sein. Dann kann Dr. Brisco sie nicht mehr original anschauen. Er will dich doch nur bewundern.“
Bewundern war das Wort, dass Chris zugänglich machte.
„Wann kommt Dr. Brisco?“
Ich war erleichtert und sagte: „Er könnte sofort kommen. Er hat sich extra Zeit für dich genommen. Wäre das in Ordnung?“
Chris dachte nach. „In Ordnung“, sagte er, und ich ging zur Tür, um Dr. Brisco herein zu winken.
Er lächelte mir zu und ging mit einem Lächeln auf Chris zu. Er reichte ihm die Hand für einen freundschaftlichen Gruß, und Chris nahm sie lächelnd an.
Das hatte also geklappt. Ich bat Chris, sich bis auf die Unterhose auszuziehen. Wir waren nicht hier, um seinen Penis zu sehen. Ich half ihm beim Auskleiden, weil die Wunde am Kopf immer noch schwer empfindlich war.
Nun wurden Dr. Briscos Augen immer größer. Ich legte meinen Zeigefinger auf den Mund, um ihm absolutes Schweigen zu signalisieren.
Chris drehte sich langsam im Kreis. Ich sagte: „Heb mal die Arme hoch.“
Er tat es und drehte sich noch mal. Dann sagte ich: „Danke, Chris. Das ist sehr nett von dir. Siehst du, auch Dr. Brisco ist schwer beeindruckt, genau wie ich.“
Chris sah meinen Chef an.
Ich sah in dem Gesicht von Dr. Brisco tausend Fragen umhersausen. Jede Falte eine Frage.
„Jetzt kannst du dich wieder anziehen.“ Ich half Chris dabei und sah beiläufig, wie Brisco das Buch begutachtete, in das Chris gerade schrieb. Ich schüttelte den Kopf, als er mich sah, und er verstand sofort meine Bitte. Ich würde ihm alles erklären.
Wir verabschiedeten uns von Chris und gingen wieder auf Station eins.
Bevor Dr. Brisco in eine Diskussion mit mir einsteigen konnte, fragte ich: „Darf ich am Montag zu Ihnen kommen und ein einstündiges Gespräch mit Ihnen

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