Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
Vom Netzwerk:
Publikum weg.
Mr. Mintz kam aufgebracht angelaufen. „Was ist denn hier los?“, schrie er.
Bob ging ihm entgegen und sprach in einer anderen Ecke mit ihm, so dass ich nichts hören konnte. Bob war sehr erregt, aber Mr. Mintz war nun mal sein Chef. Und der verbot für heute meine Ausstellung.
Ich sah Bob an und dachte: Siehs'te, du bist auch nicht besser dran als ich.
    In der Nacht gab es viel Tumult auf dem Flur. Jeder wollte in den Bunker. War noch Blut von mir drin?
Ich glaube, Mr. Mintz war die ganze Nacht auf den Beinen. Er konnte doch nicht zwanzig Leute gleichzeitig in den Bunker stecken. Tja, selbst schuld, wenn man nur einen Bunker hat.
Ich lag brav unter meiner Decke, kein Wort, kein Licht, keine Toilette. Es war nach zehn.
    Ich musste wieder zu Mr. Mintz ins Büro. Wieder vor dem Unterricht, den ich einfach nicht besuchen konnte.
„Setz dich“, befahl er.
Oh, ich kam dem Befehl gleich nach!
„Du hast es geschafft, das ganze Heim auf den Kopf zu stellen.“ Er wartete. Ich auch. Dann: „In nur zwei Tagen!“ Er hielt zwei Finger in die Höhe. Als wenn ich nicht bis zwei zählen könnte!
Ich sah betroffen zu Boden. Was kann ich denn dafür, dass ich so außergewöhnlich bin?
„Christopher Gelton! Sieh mich an!“
Ich sah ihn an.
„Ab heute wirst du brav zur Schule gehen und dich an alle Regeln halten, ist das klar?“
Hatte ich das nicht? Ich nickte gehorsam. „Das werde ich, Sir“, sagte ich folgsam, damit er wieder stolz auf mich sein konnte.
„Gut“, sagte er und erhob sich. „Lassen wir‘s für‘s erste gut sein.“
Ich hätte so gerne gefragt: Und für's zweite?
Er sah meinen schelmischen Blick und fragte: „Was wäre für dich das Schlimmste, was dir passieren könnte?“
Ich dachte nach. Sollte ich ihm sagen, dass mein Onanieren  nicht richtig klappte? Nein, das war ganz sicher keine gute Idee. Das hatte mir immer nur Ärger gebracht. Also sagte ich: „Dass man mich wieder in Grund und Boden prügelt, Sir.  – Sir!“
„Gut“, sagte Mr. Mintz. „Dann wissen wir jetzt beide Bescheid.“
Er entließ mich in den Unterricht.
    Mr. Jones war mein Klassenlehrer. Ich wurde in die 5. Klasse eingestuft, obwohl ich viele Wochen lang den Unterricht versäumt hatte.
Mr. Jones war sehr nett. Er unterrichtete Mathe, Physik und Sport. Er war sehr muskulös. Und groß. Fast so wie Brad.
Ich kam an einen Einzeltisch und war von der ersten Stunde an sehr aufmerksam. Ich hatte alle Schulsachen mitgeschleppt, weil ich noch keinen Stundenplan hatte.
Mr. Jones war von meiner Schrift sehr beeindruckt. Er sagte, er habe noch nie eine so saubere Schrift gesehen. Das freute mich. Er fragte, ob ich viel schreiben würde. Sollte ich ihm von meinen Geschichten erzählen? Wenn ja, von welchen? Den Blutgeschichten oder den Geschichten mit meinem Vater? Ich fand, dass ihn die Geschichten mit meinem Vater nichts angingen. Also sagte ich: „Ich habe eine ganze Kiste voller … Blutgeschichten.“ Es kam einfach so aus mir heraus. Ich sollte doch ehrlich und gehorsam sein. Stimmt's, Mr. Mintz?
Mr. Jones sah mich etwas verwundert an. Er hatte das Wort wohl noch nie gehört und fragte: „Was sind Blutgeschichten?“
Ich lachte: „Na, blutige Geschichten.“
„Horrorgeschichten?“
So konnte man es auch nennen. Also nickte ich. Das Wort war vielleicht besser. Zumindest verstanden es mehr Leute.
„Bring mal eine mit“, sagte er interessiert, und ich freute mich, so einen freundlichen Klassenlehrer zu haben.
Nach dem Unterricht schickte mich Mr. Jones zur Kleiderkammer. Ich solle mir Sportsachen geben lassen. Morgen seien zwei Stunden Sport. Er gab mir meinen Stundenplan.
Am Mittagstisch hatte ich das Gefühl, dass meine Welt wieder in Ordnung war. Zumindest die letzten vier Stunden. Mr. Mintz konnte wieder stolz auf mich sein.
Dann fiel irgendwo in der Mensa eine Blechschüssel auf den Boden. Das gab so einen fürchterlichen Knall, dass mein Hirn wieder ausrastete. Ich suchte den Schuldigen und schlug ihn nieder.
Dann saß ich wieder bei Mr. Mintz, meine Hände zwischen die Schenkel geklemmt. Er sagte, Bob würde gleich kommen. Das war gut. Ich wollte sowieso mit Bob über meine Ausstellung sprechen.
Bob war sehr außer Atem. Er war schnell hierher gerast.
„Tun Sie was dagegen“, sagte Mr. Mintz. Ich dachte den Satz weiter: Sonst schlag ich ihn in Grund und Boden.
Bob, immer noch außer Atem, sagte, ich solle mit ihm in sein Büro kommen. Dort hatten wir dann mehr Ruhe.
„Du hast wieder geschlagen“, sagte

Weitere Kostenlose Bücher