Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)
zwischenzeitliche Probleme und Vermittlungen eingestellt! Ist Ihnen das klar?“
Stille.
Mr. Mintz schrie weiter: „Wenn Sie eine Therapie durchführen wollen, dann gehen Sie woanders arbeiten. Wir sind hier ein Heim und keine Klinik!“
Den Satz hatte ich schon mal gehört.
Bob kam aus dem Büro und entdeckte mich sofort. Er war rot, sah zu Boden und ging an mir vorbei in sein Büro.
Ich lief hinterher und klopfte höflich an seine Türe.
„Komm rein, Christopher“, hörte ich seine genervte Stimme.
Ich hatte vergessen, was ich wollte und ging gar nicht erst rein.
Der Unterricht lief gut. Ich verstand den Stoff sehr schnell und konnte meine Schrift gut üben. Ich überreichte Mr. Jones eine Blutgeschichte. Hatte sie vorher gut abgestaubt, damit er nichts merkte. Es reichte, wenn ich wusste, dass sie mit meinem Blut geschrieben war.
Übrigens, Jason schrieb jetzt auch mit seinem Blut. Cool.
Mr. Jones bedankte sich und nahm die Klasse mit zum Sport. Ich dachte, wir sollten vielleicht alle mal das Schießspiel machen und erklärte es ihm. Es tat mir gut, warum also nicht auch den anderen?
Mr. Jones war irgendwie entsetzt. Wir machten Zirkeltraining. Danach sah ich Mr. Jones im Büro von Mr. Mintz verschwinden. Vielleicht musste er sich dort eine Waffe ausleihen.
Als Mr. Jones herauskam, fragte ich ihn, ob ich mal für eine halbe Stunde in die Halle dürfte. Ich wolle noch ein bisschen Konditionstraining für mich machen. Das fand er gut und sah im Hallenplan nach. Es ging. Sogar für eine Stunde. Am Nachmittag von vier bis fünf. Er vertraute mir den Schlüssel an.
Um vier rannte ich mit all meinen Bildermappen in die Halle und legte sie ordentlich sortiert, Reihe für Reihe auf dem Boden aus. Ich ließ keinen einzigen Ritz dazwischen. Der ganze Hallenboden war voll mit schwarz, rot und weiß. Gequälte Gesichter, Explosionen, Penisse und Samenergüsse.
Ich rannte auf die Tribüne und sah mir mein Werk an. So was hatte ich noch nie gesehen! Fantastisch! Irre! Außergewöhnlich!
Das musste ich unbedingt Bob zeigen und rannte ihn holen.
Bob wusste nicht, was los war, als ich ihn zur Sporthalle zerrte. Ich wollte ihn ja überraschen.
Als er die Halle betrat, hielt er die Luft an. „Oh, mein Gott“, flüsterte er.
Ja, ich war ein wahrer Künstler. Bob hatte Recht. Die Halle eignete sich hervorragend für meine Ausstellung.
Ich zerrte Bob auf die Tribüne, damit er aus dieser Sicht das Gesamtbild sehen konnte.
Er stand neben mir, und ich platzte vor Stolz. Na, was sagst du, Bob?, dachte ich.
Er flüsterte wieder: „Oh, mein Gott“, und musste sich setzen. Er hatte wohl meine Fähigkeit erkannt. Als Kunstkenner musste er das.
Bob sah mich an. Er schwitzte und zitterte. Was war los? War es Überwältigung oder waren meine Bilder nicht gut genug?
„Bekomme ich jetzt eine eigene Ausstellung?“, fragte ich erwartungsvoll.
Er sagte: „Du bekommst mehr als das. Warte hier. Ich komme gleich wieder.“
Bob stand auf und verließ die Halle.
Ein paar Jungen hatten sich inzwischen in der Tür gesammelt und starrten auf den schwarz-rot-weißen Boden. Ich rief: „Kommt doch hier rauf!“
Als Bob wiederkam war die ganze Tribüne voll. Kein Laut ging durch die Reihen. Alle waren sprachlos. Dass ich so ein guter Künstler war, hatte ich nicht gedacht.
Bob hatte eine Digitalkamera geholt und machte Fotos von der Tribüne aus. Es kamen immer mehr Heimjungen dazu. Die Tribüne platzte aus allen Nähten. Niemand trampelte auf meinen Bildern herum.
Dann kam Mr. Mintz. Auch er starrte auf meine Bilder. Er flüsterte: „Großer Gott!“ Es war sicherlich die größte Kunstausstellung, die er je gesehen hatte.
Bob sagte mir, es wären genau 632 Bilder.
Alle zusammen ergaben ein einziges gequältes Gesicht !
Ich brauchte die Bilder nicht wegzuräumen. Mr. Mintz wollte, dass sie liegen blieben. Er schloss die Halle ab. Sieben Tage lang. Es gab keinen Sportunterricht während dieser Zeit.
Ich schätze, dass er sie nur noch für ausgesuchtes Publikum öffnete. Wie das so läuft in den Kreisen.
Ich war mächtig stolz, dass alle meine Bilder gesehen hatten. Jetzt konnte ich auch so mutig sein und Mr. Jones erzählen, dass meine Geschichten mit echtem Blut geschrieben waren. Respekt hatte ich nun genug.
Alle machten einen großen Bogen um mich, sogar die Lehrer. Ich war eine richtige Persönlichkeit geworden.
Jason war mächtig stolz auf mich. Er sagte, er hätte noch nie so einen außergewöhnlichen Freund gehabt. Ich erkundigte mich bei
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