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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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er ernst.
Ich nickte.
„Wegen einem Knall?“
Ich wusste, dass er fast Schuss gesagt hätte.
Ich nickte wieder.
„Dein Hirn ist wieder ausgerastet?“
Ja.
„Das muss aufhören“, sagte er und klang sehr ernst dabei.
„Kann ich aber nicht. Es kommt so über mich.“
Bob nickte.
„Wir werden etwas ausprobieren. Komm mit.“
Er nahm mich mit in die Sporthalle. Wir waren ganz allein. Ich fragte mich, warum wir nicht jetzt die Bilder auslegen konnten.
Bob hatte eine kleine Tasche dabei. Er sagte: „Zieh deine Schuhe aus. Und Socken. Wir werden barfuß laufen.“
Wir liefen zwei Runden durch die Halle und erzählten über den ersten Unterricht von heute Morgen.
„Bist du warm?“, fragte er, und ich sah ihn an. Wie?
Bob begriff und fragte: „Ist dir vom Laufen warm geworden?“
Ich verstand und nickte.
„Gut“, sagte er. „Dann holen wir uns jetzt eine große Matte.“
Wir zogen ein riesiges Ding aus dem Lager in die Halle.
Bob sagte: „Du stellst dich da hin und ich hier.“
Wir standen uns jeweils an den langen Enden der Matte gegenüber, das Ding genau zwischen uns. Wie bei einem Boxkampf.
„Bist du bereit?“, fragte Bob.
Wofür auch immer. Mit Bob machte alles Spaß. Ich sagte: „Bereit.“
Er holte aus der Tasche eine Pistole! Ich erschrak zu Tode. Jetzt war alles vorbei. Ich wollte wegrennen, aber Bob schrie: „Bleib stehen!“
Ich gehorchte, wenn auch unter starkem Zittern.
Bob zielte zur Decke und schoss! Natürlich mit Platzpatronen.
Der Schuss knallte so laut durch die Halle, das glaubt mir keiner. Mein Hirn rastete sofort aus, und ich lief über die Matte auf Bob zu, um ihn in Grund und Boden zu schlagen.
Ich sah noch, wie Bob die Waffe wegschmiss und auch auf mich zugerast kam. Wir trafen uns in der Mitte der Matte, und ich prügelten auf Teufel komm raus auf ihn ein. Solange, bis ich nicht mehr konnte. Die Luft ging mir aus.
Bobs Luft war auch zu Ende. Er hechelte wie ein Hund: „Okay, stell dich wieder da hinten an die Matte.“
Ich lag auf der Matte, japste nach Luft und schüttelte den Kopf. Bob zerrte mich dann dahin. Er lief auf die andere Seite, nahm wieder die Waffe und schrie: „Steh auf!“
Ich rappelte mich auf und sah, wie Bob wieder schoss. Wieder peitschte der Schuss ohrenbetäubend durch die Halle. Mein Hirn rastete wieder aus, und ich rannte auf Bob zu. Er schmiss die Waffe weg und rannte auch auf mich zu. Ich prügelte wieder auf ihn ein. Ich weiß nicht wie lange, aber irgendwann bekam ich gar keine Luft mehr.
Wieder zerrte er mich an das andere Ende der Matte und stellte meinen wackeligen Körper auf.
Ich weiß heute nicht mehr, wie oft Bob das Spiel mit mir gespielt hat. Aber eins weiß ich noch: Irgendwann konnte Bob so viel schießen wie er wollte, mein Hirn rastete nicht mehr aus. Ich stand nur noch da und sah ihn an.
Erst da ließ sich Bob zu Boden fallen und japste auch wie ein Hund nach Luft.
Geschafft!
Mr. Mintz stand an der Hallentür und klatschte in die Hände.
Ich durfte unter die Dusche und musste zum Arzt. Der sollte mich untersuchen, ob ich mir irgendwas gebrochen hatte. Aber es war alles in Ordnung.
Nur Bob hatte Prellungen.
    Die Geschichte mit der Schießerei hatte sich schnell herumgesprochen, und ich war wieder einmal der Held des Tages.
Ich reagierte nie mehr auf laute Knallgeräusche mit Prügellust. Bob hatte mir eine große Last genommen.
Ein Problem war immer noch die Sirene am Morgen. Jason hatte schnell spitzbekommen, dass ich danach immer schreien musste. Er sagte, ich solle mir dann einfach einen Waschlappen in den Mund stopfen. So tief, bis ich würgen musste. Dann konnte ich nicht mehr schreien.
Das half wirklich. Allerdings konnte ich den Waschlappen nicht überall mit hinschleppen. Aber er beseitigte erst einmal das Problem am Morgen.
    Ich ging wieder auf die Suche nach meinem Sexlexikon. Wer mochte es genommen haben? Ich konnte Mr. Mintz nicht danach fragen. Das war doch zu heikel. Vielleicht wusste Bob es. Ich wollte sowieso von ihm wissen, wann wir endlich die Bilder auslegen konnten. Deshalb hatte ich vor, mich ganz ordentlich bei ihm anzumelden. Doch er war nicht da.
Ich hörte ihn aus Mr. Mintz‘ Büro. Irgendwie konnten die beiden nie leise miteinander reden.
Bob schrie: „Ich brauche Sie aber dafür!“
„Das ist Wahnsinn! Wir sollten versuchen, ihm Disziplin in der Schule beizubringen! Dann erledigt sich das andere bald von alleine!“
Stille.
Mr. Mintz tobte: „Wir haben Sie hier nicht für Therapien, sondern für

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