Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)
erkennen, aber wenn ich mit dem Ausprobieren fertig wäre, würde Mr. Mintz ein wunderschönes Bild bekommen. Bob nahm mich in den Arm und sagte mir, wie stolz er auf mich sei.
Das war ich auch.
Am Freitag kam der dritte Junge, am Montag der vierte. Und so liefen meine Tage weiter. Es kam natürlich auch vor, dass sich jemand weigerte. Dann bedrohten wir ihn alle mit Prügel und schmissen ihn raus. Dafür lud ich beim nächsten Mal eben zwei neue Jungen ein.
Für das Malen war es nicht sehr schlimm, denn ich musste auch Teile malen, die kein Rot brauchten. Dann war Bob immer besonders stolz auf mich. Und so waren das auch gute Tage.
Mein Geheimbund lief wie am Schnürchen. Ich hatte bereits 14 Auserwählte, da rief mich Mr. Mintz. Ich solle zu Dr. Grand in die Praxis kommen. Wollte der jetzt Sex?
Als ich eintrat, saß dort Jamie, der gestern bei mir im Geheimbund eingetreten war. Seine Ritzwunde sah gar nicht gut aus.
Mr. Mintz zeigte mir den Arm und fragte: „Hast du etwas damit zu tun?“
Ich sah hin und sagte: „Nein, Sir. Nein.“
Dann sah er Jamie an und fragte: „Hat Christopher das gemacht?“
Ich sah Jamie an, wie er sagte: „Nein, hat er nicht.“
Weiter, dachte ich! Weiter! Sag's ihm. Er sagte: „Das habe ich ganz alleine gemacht.“
Ja! Gut so! Alleine gemacht! Stabil!
Mr. Mintz fragte weiter: „Hat Christopher etwas damit zu tun?“
Oh, Jamie! Bloß nicht schwach werden!
Jamie sagte: „Nein, Christopher hat gar nichts damit zu tun. Das war ich ganz alleine.“
Stabil! Ja, so waren meine Jungs!
Mr. Mintz schickte mich wieder weg und holte Bob.
Ich hörte noch, wie er sagte: „Nummer zwei, Dr. Koman.“
Dann machte ich mich davon. Aber wie!
Wie konnte es nur passieren, dass sich Jamies Arm so entzündet hatte? Er kam auch nicht wieder zu unserem Geheimbundtreffen. Das war auch egal. Hauptsache er hielt dicht. Ich hatte ja sein Blut. Er tat mir nur leid.
Ich schenkte ihm für die Schmerzen die Blutgeschichte, die ich an dem Tag vorgelesen hatte, als er Mitglied geworden war. Ich sagte ihm, er bleibe trotzdem immer ein Mitglied von Mörderbaby und: Gott beschütze ihn. Ich dachte aber: Der Teufel hole dich, wenn du petzt.
Jamie petzte nicht. Niemand petzte. Meine Bilder wurden viel früher als geplant fertig. Genau am 31. Mai. Ich weiß das so genau, weil es der letzte Schultag war. Einige meiner Auserwählten fuhren nämlich in den Sommerferien weg.
Der Geheimbund musste dann auch Ferien machen. War doch klar! Was ich danach machen wollte, wusste ich noch nicht. Aber mir würde schon was einfallen.
Wir bekamen Zeugnisse und alle eine Tafel Schokolade. Die war echt lecker.
Dann bekam ich eine Einladung zu Mr. Mintz. Das freute mich sehr, denn ich wollte ihn demnächst auch zu meiner Überraschung einladen. Ich dachte, dass sein Puzzle wohl auch fertig sei. Nun würde sich zeigen, wer das bessere gemacht hatte.
Mr. Mintz saß sehr ernst in seinem Büro. Er war wohl sehr aufgeregt.
„Setz dich“, sagte er.
Ich war gespannt wie ein Flitzebogen.
„Hast du mir etwas zu sagen?“, fragte er und klopfte mit seinem Finger auf den Schreibtisch.
Wusste Mr. Mintz von meiner Überraschung oder von dem Geheimbund?
Ich druckste herum. „Nein, Sir. Eigentlich nicht, Sir.“
Ich hätte nicht eigentlich sagen dürfen. Ein Mistwort.
So fragte er: „Und was eigentlich doch?“
Jetzt hatte ich den Salat. Doch ich versuchte es noch einmal. „Nein, Sir.“
Mr. Mintz wurde lauter: „Du lügst!“
„Nein, Sir“, betonte ich, doch ich glaube, ich musste weinen. Meine Überraschung war hin, dabei wollte ich alles so schön machen.
„Richard, dein Zimmernachbar hat gesagt, dass du in den letzten Wochen viel Besuch im Zimmer hattest.“
Arschloch-Richy!
Ich musste schlucken. Wusste Mr. Mintz jetzt von meiner Überraschung oder dem Geheimbund?
„Alles Freunde“, antwortete ich stramm. „Alles Freunde, Sir. Ich bin sehr beliebt in der Schule, Sir.“
Mr. Mintz stand auf und sagte. „Ja. – Wir werden deine Freunde jetzt besuchen gehen. Komm.“
Wie bitte?
Mr. Mintz zog mich am Handgelenk durch die Schule bis in meinen Klassenraum. Die ganze Klasse war voll. 25 Paar Augen sahen mich verlegen an! Der gesamte Geheimbund saß vor mir! Großer Gott!
Mr. Mintz stellte mich an die Tafel und sagte: „Erklär mir das!“
Ich tat so, als wüsste ich nichts. Ich war ja stabil und fragte: „Was, Sir? Was soll ich Ihnen erklären, Sir?“
Mr. Mintz gab mir vor allen Leuten eine Ohrfeige. So doll, dass ich zur Seite
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