Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)
oder 500 Blatt.
Bob versprach mir, dafür zu sorgen. Danke!
Niemand vermisste das Foto. Also hatte ich alle Zeit der Welt, mein größtes Malprojekt vorzubereiten. Allerdings gab es einen Haken: wo solle ich so viel Blut herbekommen, um diese Blutlache naturgetreu zu malen?
Ich dachte sehr stark nach und schlief darüber ein.
Am nächsten Morgen klopfte es an die Tür. Ich hatte abends abgeschlossen. Ich schloss jetzt immer ab, auch wenn ich nur meine Jacke holte.
An der Tür stand Bob mit einem Kuchen in der Hand und Kerzen drauf. Angezündet! So etwas hatte ich noch nie erlebt!
„Herzlichen Glückwunsch, Sportsfreund!“, sagte er und kam in mein Zimmer. Ich ließ schnell das Foto in meinem Nachtschrank verschwinden.
Bob hielt mir den Kuchen entgegen und ich sah ihn mit großen Augen an.
„Zum Geburtstag“, meinte Bob.
Ich hatte heute Geburtstag? Ich zählte die Kerzen. Es waren 11. Ich bin schon 11, dachte ich und lachte.
„Jetzt musst du dir etwas wünschen, ganz heimlich, und dann die Kerzen auspusten. Dann geht dein Wunsch in Erfüllung.“
Ich dachte an mein größtes Malprojekt und pustete die Kerzen aus. Alle auf einen Schlag. Bob hustete und reichte mir den Kuchen. „Der ist ganz alleine für dich“, sagte er.
Ich war so gerührt, dass ich den Kuchen schnell auf meinen Schreibtisch stellte, Bob umarmte und „Danke“, sagte.
Die Zahl 11 nahm ich sofort als Glückzahl und gab mir 11 Wochen Zeit für mein Projekt. Das könnte ich schaffen. Ich sah auf den Kuchen und wusste, dass ich es schaffen würde!
Bob fuhr mit mir in die Stadt und fragte mich, was ich mir am meisten wünschen würde. Ich sagte sofort: „Farben! Ganz viele! Und Blätter!“
„Okay“, sagte Bob, und wir kauften den ganzen Laden leer.
„So wenig Rot?“, fragte Bob.
„So wenig Rot.“ Ich würde es nur zum Mischen brauchen.
Bob lächelte zufrieden.
Vielleicht sollte ich Dr. Jason fragen, ob ich einen seiner Bluteimer bekäme, von jemandem, der gestorben war. So was passiert manchmal.
Aber dann fiel mir ein, dass das Blut Bobs Auto versauen könnte.
Ich musste mir etwas anderes einfallen lassen. Ich würde schon eine Lösung finden.
In der Schule lernten wir etwas über Geheimbünde. Das brachte mich dann auf die Idee.
Ich gründe einen Geheimbund, in dem man Blut spenden musste, um Mitglied zu werden, dachte ich mir. Ich lese zu den Treffen aus meinen Blutgeschichten vor und stelle meine Bilder aus.
Ja, genau das war es! Ich wollte einen Geheimbund gründen! Das war meine wirkliche Aufgabe in diesem Heim!
Nach jedem Treffen könnte ich ein bisschen an meinem riesen Bild weitermalen.
Die ganze Idee bekam am selben Abend noch einen Haken: Wo bitte sollte ich das Bild malen?
Am nächsten Tag konnte ich mich in der Schule nicht konzentrieren. Wo sollte ich das Bild malen?
Dann hörte ich, wie mein Lehrer lehrte: „… und diese ganze Geschichte setzte sich wie ein riesiges Puzzle zusammen und wurde zu einem gewaltigen Ganzen.“
Danke, Lehrer!
Ich brauchte einen Namen. Einen Namen. Einen Namen. Was war ein wirklich guter Name für einen Geheimbund?
Vielleicht sollte ich Bob fragten. Natürlich durfte ich ihm nicht sagen wofür. Nur einfach so fragen, wie er einen Geheimbund nennen würde. Deshalb lief ich zu Mr. Mintz‘ Büro, der mich fürchterlich beschimpfte, weil ich nicht angeklopft hatte. Aber Bob war da drin. Weil wir alle ziemlich sprachlos waren, vergaß ich die Frage.
Auf dem Tisch von Mr. Mintz lagen viele Zeitungsartikel verstreut. Er machte wohl auch gerade ein Puzzle.
Ich fragte, ob ich mir sein Puzzle mal ansehen dürfte und ging zum Tisch. Doch Bob packte mich direkt an den Schultern und schmiss mich erbost aus dem Büro.
Ich sollte das Puzzle sicher erst sehen, wenn es fertig war.
Aber, hah, ein Puzzleteil hatte ich lesen können! Mörderbaby stand drauf.
Damit hatte mein Geheimbund einen Namen!
Mal sehen, ob Mr. Mintz' Puzzle so groß und gut werden würde, wie meins.
Bob sagte mal, dass ich an vielen Wettbewerben teilnehmen könnte, weil ich so viele Begabungen hätte.
Ich würde jetzt selbst einen veranstalten.
Mein Geheimbund durfte auf keinen Fall bekannt werden. Das hatte ich in der Schule gelernt. Sonst wäre es kein Geheimbund mehr. Das war mir auch ganz recht, denn ich hatte ja so einiges vor, das nicht jedem gefallen würde. Und es durften nur Auserwählte kommen.
Ich überlegte, wie ich Auserwählte finden könnte. Ich wollte ja Blut. Viel Blut. Also schaute ich mir alle Jungen auf dem Schulhof
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