Vielleicht Verliebt
Hände in die Hosentaschen und guckt B-O dabei zu, wie er auf dem Käfigboden nach Mangoresten pickt. »Das war ganz schön komisch heute, oder?«, rückt er endlich mit der Sprache raus. »Die Geschichte mit deinem Vater.«
Elisas Herz stopft sich die Flügel in die Ohren und schwebt auf der Stelle.
»Was meinst du?«, fragt sie matt. Eigentlich reicht es ihr für einen Tag. Sie ist froh, dass sich die Fragen, die bei der Erzählung von Oma Eins an die Oberfläche kommen wollten, wieder zurück in die Erde geschraubt haben. Noch ein Gedankenkaffeeklatsch muss jetzt nicht sein.
Aber Joram sieht das offenbar anders. »Na ja.« Er nimmt eine Hand wieder aus der Tasche und kratzt mit dem Finger ein bisschen Fliegendreck von der Terrassentür. »Ich frag mich die ganze Zeit, warum Oma und Opa Eins Eva angelogen haben, damals. Warum sie ihr nicht gesagt haben, dass Papa Paul dich fallen gelassen hat. Das war natürlich total schrecklich und alles, aber er hat es ja nicht mit Absicht gemacht.«
»Natürlich nicht!«
»Sag ich ja.« Der Fleck ist jetzt weg, aber Joram kratzt immer noch an der Stelle rum. »Es war ein Unfall. Und deswegen wundere ich mich halt, dass sie behauptet haben, du wärst vom Baum gefallen. Und …« Sprechstopp.
»Und?«, bohrt Elisa nach.
»Und warum Papa Paul das anscheinend auch behauptet hat. Oder zumindest …« Schon wieder spricht er nicht weiter. Elisa will das alles gar nicht hören, und nun muss sie es ihm auch noch aus der Nase ziehen!?
»Jaaaa …?«
»Zumindest hat er nicht gesagt, dass es nicht stimmt. Mit dem Vom-Baum-Fallen.« Jetzt macht Joram aus dem Gedankenkaffeeklatsch auch noch einen Krimi!
»Wir wissen doch gar nicht, was Papa Paul behauptet oder nicht behauptet hat«, protestiert Elisa schwach.
Joram lässt endlich die Scheibe in Ruhe und sieht Elisa an. »Ich weiß. Er kommt in der Geschichte eigentlich gar nicht vor. Ich meine, nicht so richtig. Nicht, wie er reagiert hat. Was er gesagt hat. Ob er mitgefahren ist ins Krankenhaus.« Er macht eine Pause. »Und weißt du noch, als Oma Eins zu Eva gesagt hat, dass er an dem Tag gut drauf war? Was sollte das heißen?«
Elisa ist ein bisschen schwindelig. »Hör zu«, sagt sie. »Hast du eine Theorie? Dann her damit. Wenn nicht, würd ich das Thema gern verschieben. Ich hab nämlich gerade andere Sorgen.« Sie zeigt mit der Feder auf B-O.
Joram sieht sie dunkeläugig an. Zu lange für Elisas Geschmack. Dann nickt er. »Ich könnte Max fragen«, murmelt er.
»Max?!«
»Er mag Tiere«, sagt Joram leise. »Und er hat viel Zeit. Er hat keine Hobbys außer Puzzeln, er spielt kein Instrument, er geht in keinen Verein. Er … ist nur ab und zu bei mir.«
Elisa schweigt.
Ausgerechnet Max! Der sie ›Gehirnwäscher‹ genannt hat! Der sie durchgeknallt findet! Der glaubt, dass Joram sich durch sie zum Schlechteren verändert! Der wegen einem blöden Puzzle so eingeschnappt ist, dass er wochenlang nicht mit seinem besten Freund redet!
»Und er ist netter, als du denkst«, sagt Joram.
»Hey!«, ruft Elisa und tut empört. »Siehst du das hier?« Sie klopft sich mit der Faust an die Stirn. »Das ist mein Schädel. Den hab ich, damit mir nicht jeder in den Kopf gucken kann!« Sie grinst.
Joram grinst zurück. »Tja«, sagt er. »Dumm gelaufen. Röntgenblick.«
Von wegen , denkt Elisa. Was du alles wüsstest, wenn du wirklich den Röntgenblick hättest! … Darauf gibt Joram keine Antwort.
»Was ist denn jetzt eigentlich mit Max und dir?« Elisa benutzt wieder ihre Stimme für die Kommunikation. »Hast du endlich mit ihm geredet?«
Joram sieht sie verdutzt an. »Wann denn?!«
Und da wird Elisa klar, dass es ja erst gestern war, dass sie B-O bekommen und mit Joram am PC gesessen und das letzte Mal über Max gesprochen hat. Unfassbar.
»Okay.« Die Müdigkeit von vorhin ist wie weggeblasen. »Nehmen wir an, Max würde B-O kriegen.«
»Und wollen«, wirft Joram ein.
Elisa runzelt die Stirn. »Meinetwegen: Also, wenn er ihn nehmen würde. Glaubst du, er würde sich gut um ihn kümmern?«
Joram überlegt. »Ich glaube, ja.«
Das reicht Elisa nicht. »Hör mal«, sagt sie. »Ich habe B-O den besten Vogelkümmerer der Welt versprochen. Du musst dir schon ein bisschen sicherer sein!«
»Ich bin nur ehrlich«, sagt Joram. »Ich hab Max ja noch nie mit einem Vogel erlebt. Vielleicht mag er keine Vögel. Oder er ist auch allergisch oder darf keine Tiere haben. Und außerdem …«
»Außerdem was?«
»Außerdem weiß ich
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